86.568 - Interpellation.
Wiedereinführung des Goldstandards
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Eingereicht von Oehen Valentin (N)
Einreichungsdatum 23.09.1986
Eingereicht im Nationalrat
Stand der Beratung Erledigt
Eingereichter Text
Die Zusammenbrüche bedeutender ausländischer Finanzinstitute mehren sich. Der Tauschwert der Landwirtschaftsprodukte und der Rohstoffe schwindet weiterhin, resp. ist zum Teil existenz-gefährdenden Schwankungen unterworfen. Die Verschuldung bedeutender Handelsländer hat kaum tragbare Ausmasse erreicht: Zins- und Kapitalmoratorien bilden bereits nicht mehr die Ausnahme, und Abschreibungen in Milliardenhöhe stehen zur Diskussion. Diese Folgen jahrelanger Missachtung grundlegender Prinzipien bedrohen nun das gesamte internationale Kredit- und Währungssystem, und damit schwerwiegend auch die Interessen der Schweiz. Die Notenbankgouverneure, Finanzminister, Parlamentarier, Bankier und Sachverständigen, welche Ende Juni in Zürich eine Marathon-Lageanalyse vornahmen, scheinen erkannt zu haben, dass ihnen die gesamte Entwicklung zu entgleiten droht. Genügende Abhilfe ist weder von der neuen GATT-Runde, noch von den praktizierten Entschuldungs-, Währungs- und sonstigen Selbsttäuschungs-Massnahmen zu erwarten. Eine baldige, möglichst organische Wiederverankerung des Welthandels in realen, universell akzeptierten Tauschwerten erscheint als Grundvoraussetzung dafür, dass auch unsere auslandsabhängige Volkswirtschaft und unsere Generationen vor einem Wirtschaftskollaps unabsehbaren Ausmasses bewahrt werden. 1. Teilt der Bundesrat unsere tiefe Besorgnis über die aufgezeigten Entwicklungen, und ist er bereit, alle geeigneten Massnahmen zeitig zu treffen, um die damit in Aussicht stehenden, z.T. existenzgefährdenden Schädigungen der Schweizer Wirtschaft abzuwenden? 2. Was erwartet der Bundesrat konkret von multilateralen Massnahmen zum Abbau der bedrohlichen internationalen Handelsungleichgewichte, nachdem es auf diesem Wege bisher nicht gelang, den ursächlichen Problemquellen und Trends dazu wirksam Einhalt zu gebieten? Welche Ziele verfolgt der Bundesrat dabei mit welchen Mitteln? 3. Welche Hindernisse stehen der Wiederverankerung der Währungen in realen, universell akzeptierten Tauschwerten (z.B. Gold) entgegen, und was hält den Bundesrat davon ab, zum Schutze der schweizerischen Aussenhandelsinteressen auch mit autonomen Massnahmen auf die baldige Wiedereinführung des internationalen Goldstandards hinzuwirken? Was spricht in diesem Sinne allenfalls dafür, was gegen ein wegweisendes festes Angebot der Eidgenossenschaft in z.B. 25 Jahren in einem heute festzulegenden Mindestverhältnis Gold gegen Schweizerfranken einzutauschen?

Begründung
Ohne Begründung

Antwort des Bundesrates Keine
Der Bundesrat teilt die Besorgnis der Interpellanten über die internationale Verschuldungslage und die damit verbundenen Auswirkungen. Er hat sich denn auch frühzeitig mit der Problematik befasst und Stellung bezogen (vergl. etwa den Bericht über die Risiken der internationalen Verschuldung vom 12. März 1984) sowie in den internationalen Gremien, in denen die Schweiz vertreten ist, die Bemühungen zur Lösung der Verschuldungskrise aktiv unterstützt. Dies im Bewusstsein, dass sich dieses Problem nur auf weltweiter Ebene und in gemeinsamen Anstrengungen der Entwicklungs- und der Industrieländer lösen lässt. Auf der einen Seite kommen die hochverschuldeten Entwicklungsländer nicht darum herum, Massnahmen zur Anpassung ihrer wirtschaftlichen Strukturen zu ergreifen, auf der anderen Seite sind die Industrieländer aufgerufen, die Entwicklungsländer in ihren Bemühungen, dass aussenwirtschaftliche Gleichgewicht wieder herzustellen, tatkräftig zu unterstützen. Dies ist bisher geschehen, indem die Fälligkeiten von Schulden erstreckt und neue Kredite gewährt worden sind. Vielleicht noch wichtiger wäre es, dass die Industrieländer die wirtschaftlichen Voraussetzungen verbessern, damit die Entwicklungsländer ihrem Schuldendienst dank erhöhter Exporte wieder nachzukommen vermögen. In diesem Bereich sind jedoch noch grosse Anstrengungen nötig. Positiv zu werten ist, dass es den Industieländern gelungen ist, die Inflation zu verringern und damit eine wichtige Voraussetzung für ein langandauerndes Wachstum der Weltwirtschaft zu schaffen. Ausserdem sind Bestrebungen im Gang, die Wirtschaftspolitik der einzelnen Länder besser zu koordinieren. Die Korrektur der grossen Handelsbilanzungleichgewichte wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dies ist insofern bedenklich, als ein grosser Teil des protektionistischen Drucks, von dem gerade die hochverschuldeten Länder oft betroffen sind, darauf zurückzuführen ist. Der Bundesrat ist daher der Auffassung, dass die Abschwächung des Dollars gegenüber dem sehr hohen Niveau von Anfang 1985 unumgänglich war, begrüsst aber die neuerlichen Anstrengungen zur Beruhigung der Devisenmärkte und zur Stabilisierung des Dollarskurses. Dennoch wird es unumgänglich sein, auch alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Protektionismus in seinen verschiedensten Erscheinungsformen zu bekämpfen. Wir denken dabei im besonderen an die neue GATT-Runde, in welcher veruscht werden soll, den freien Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu verbessern. Allgemein gilt, dass es beim Goldstandard wegen der Unsicherheiten in der Goldversorgung eher schwieriger sein dürfte, eine gesunde Wirtschafts- und Geldpolitik zu betreihen als unter dem heutigen Währungssystem. Der Bundesrat ist daher der Meinung, dass es keine ökonomische Rechtfertigung gibt, zu einem Goldstandard zurückzukehren. Er räumt dieser Idee denn auch keine Verwirklichungschancen auf internationaler Ebene ein und erachtet einen schweizerischen Alleingang in dieser Angelegenheit als nicht opportun bzw. gefährlich. Bei einem Anstieg des Goldpreises am freien Markt würde nämlich der Kurs des Schweizerfrankens erhöht, was sich (in Umkehrung des von den Interpellanten verfolgten Ziels) schädigend auf die schweizerische Wirtschaft auswirken müsste. Die heute anstehenden internationalen Probleme können somit nicht mit diesem institutionellen Trick aus der Welt geschafft werden.

Chronologie

07.12.1987 Nationalrat (Kein Nachweis im Amtlichen Bulletin)

Abgeschrieben: Autor aus dem Rat ausgeschieden. Keine Antwort BR Kein Nachweis im AB

Mitunterzeichnende Ammann-St.Gallen, Graf, Soldini, Stamm Walter (4)
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