Der Nationalrat in Kürze
(sda) BANKGEHEIMNIS: Das Parlament zieht einen Schlussstrich unter die Bankgeheimnis-Initiative. Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat den Gegenvorschlag zum inzwischen zurückgezogenen Volksbegehren abgeschrieben. Das Volksbegehren war als Reaktion auf die Pläne des Bundesrates für ein schärferes Steuerstrafrecht lanciert worden mit dem Ziel, das Bankgeheimnis in der Schweiz in der Verfassung zu verankern. Der Rückzug der Initiative zeichnete sich ab, nachdem National- und Ständerat die Revision des Steuerstrafrechts im letzten Dezember per Motion blockiert hatten.
AUSLANDSCHWEIZER: Systemrelevante Banken sollen nicht verpflichtet werden, Auslandschweizern ein Bankkonto zu annehmbaren Bedingungen anzubieten. Der Nationalrat hat eine Motion von Ständerat Filippo Lombardi (CVP/TI) mit 132 zu 48 Stimmen abgelehnt - mit Lombardis Einverständnis. Roland Rino Büchel (SVP/SG) als Sprecher der Aussenpolitischen Kommission berichtete, dass Vertreter der Banken und der Auslandschweizer eine Einigung gefunden hätten. Auslandschweizer würden demnach Informationen zu Möglichkeiten einer Bankverbindung erhalten. Die Auslandschweizer-Organisation und eine Westschweizer Bank hätten zudem einen Vertrag über Zugangsbedingungen zu für die Auslandschweizer annehmbaren Bedingungen geschlossen.
FREIHANDEL: Der Bundesrat soll bei den Verhandlungen mit Malaysia über ein Freihandelsabkommen das Palmöl ausklammern. Das fordert der Nationalrat. Der Anbau von Palmöl sei die Hauptursache für die Abholzung des Regenwalds in Malaysia, begründet Jean-Pierre Grin (SVP/VD) seine Motion. Eine Einfuhr von Palmöl in die Schweiz müsse daher dringend reduziert werden und dürfe nicht unter das Freihandelsabkommen fallen. Wirtschaftsminister Schneider-Ammann warnte im Rat, der Vorstoss würde ein Freihandelsabkommen mit Malaysia verunmöglichen. Am Ende hiess der Nationalrat die Motion aber mit 140 zu 35 Stimmen deutlich gut. Diese geht nun an den Ständerat.
JUGENDARBEIT: Der Nationalrat will Jugendorganisationen mit politischen Zielsetzungen die Unterstützung entziehen. Er hat einer parlamentarischen Initiative des Zürcher SVP-Nationalrats Gregor Rutz mit 92 zu 88 Stimmen knapp Folge gegeben. Finanzhilfen für ausserschulische Jugendarbeit an politische Organisationen seien ein Fremdkörper in der Verfassungsordnung, argumentiert Rutz. Beat Flach (GLP/AG) verwies dagegen auf die Bedeutung dieser Finanzhilfen für die Jungparteien, welche wertvolle Arbeit im Bereiche der politischen Bildung leisteten. Das letzte Wort hat nun der Ständerat. Stützt er den Entscheid seiner Kommission, ist die Initiative vom Tisch.
ZUCKER: Für Zucker aus der Schweiz soll künftig ein Mindestpreis garantiert werden. Vor dem Hintergrund eines Preiszerfalls in der EU soll dies die Zuckerproduktion und den Anbau der Zuckerrüben im Inland rentabel halten. Der Nationalrat gab einer parlamentarischen Initiative von Jacques Bourgeois (FDP/FR) mit 94 zu 69 Stimmen und 17 Enthaltungen Folge. Die EU habe letzten Herbst die Produktionsmengen freigegeben, sagte der Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes zum Vorstoss. Auch Exportbeschränkungen habe die EU aufgehoben.
BUNDESVERWALTUNG: Der Nationalrat fordert eine Reduktion der Staatsaufgaben mit Rücksicht auf anstehende Grossprojekte und eine Senkung der gebundenen Ausgaben. Er unterstützte zwei Motionen der SVP-Fraktion. Als Ziel forderte die SVP in der ersten, mit 101 zu 94 Stimmen angenommenen Motion eine Senkung der Staatsquote um mindestens 5 Prozent, ohne dass Aufgaben auf Kantone oder Gemeinden verlagert werden. Die zweite Motion verlangt eine Reduktion der gebundenen Aufgaben um 5 Prozent bis zum Budget 2022. Finanzminister Ueli Maurer beantragte die Ablehnung der Vorstösse und nannte die Forderungen unrealistisch.
BÜROKRATIE: Der Nationalrat will eine "Regulierungsbremse" einführen. Er verlangt, dass das Parlament neue Gesetze oder Gesetzesänderungen, die hohe Kosten verursachen, mit einer qualifizierten Mehrheit beschliessen muss. Es hat eine Motion der FDP mit dieser Forderung mit 110 zu 78 angenommen. Zugestimmt hat er auch einem Vorstoss, das ein Gesetz über die Reduktion der Regelungsdichte und den Abbau der administrativen Belastung für Unternehmen verlangt. Gescheitert ist hingegen eine Motion mit der Forderung, dass für jeden neu in Kraft tretenden Erlass Vorschriften mit doppelt so hohen Regulierungsfolgekosten ausser Kraft gesetzt werden müssen.
BUNDESPERSONAL: Der Nationalrat nimmt das Lohnsystem des Bundes einmal mehr ins Visier. Er will es entschlacken, die Löhne an diejenigen der Privatwirtschaft angleichen und Entschädigungen für Nebenbeschäftigungen strikter regeln. Er hat gleich drei Motionen aus den Reihen der SVP angenommen. Der Bundesrat lehnte alle Vorstösse ab. Finanzminister Ueli Maurer rechtfertigte das komplizierte System mit den vielfältigen Aufgaben und Anforderungen der Angestellten des Bundes. Es gebe zwar Verbesserungspotenzial, räumte er ein. Notwendig seien aber differenzierte Lösungen.
MIETRECHT: Mieterinnen und Mieter sollen auch in Zukunft nicht auf elektronischem Weg Einsicht in die Belege zu den Nebenkosten erhalten. Der Nationalrat hat eine Motion von Evi Allemann (SP/BE) mit 99 zu 84 Stimmen abgelehnt - gegen den Widerstand des Bundesrates. Heute könnten Mieterinnen und Mieter diese einzig am Ort des Vermieters oder dem Geschäftssitz der Liegenschaftsverwaltung einsehen. Das sei nicht mehr zeitgemäss, argumentiert Allemann. Die geltende Rechtslage sei ausreichend und die Motion führe zu einem unverhältnismässigen administrativen Mehraufwand für die Vermieter, entgegnete Hans Egloff (SVP/ZH).
FINANZMARKT: Der Bundesrat muss aufzeigen, wie den Tessiner und Genfer Finanzsektoren bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen geholfen werden kann. Der Nationalrat hat ein Postulat von Giovanni Merlini (FDP/TI) mit 138 zu 47 Stimmen angenommen. Hintergrund ist die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Weil Italien und Frankreich diese restriktiv auslegen, darf grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen nur noch anbieten, wer eine Filiale oder Zweigniederlassung auf ihrem Gebiet hat. Der Bundesrat zeigte sich einverstanden mit dem Postulat.
BESCHAFFUNGEN: Das System für die Beurteilung der Lohngleichheit im Beschaffungswesen soll verfeinert werden. Das will der Nationalrat und unterstützte dazu eine Motion von Franz Grüter (SVP/LU) mit 126 zu 67 Stimmen. Grüter fordert eine faire und korrekte Beurteilung der Lohnzahlungen und kritisiert, dass die zurzeit angewendete Methode die für das einzelne Unternehmen spezifischen Faktoren nicht angemessen berücksichtige. Der Bundesrat lehnte die Motion ab.
LANDWIRTSCHAFT: Der Bundesrat muss aufzeigen, wie Landwirte einfacher einen ausserfamiliären Bauernhof übernehmen können. Der Nationalrat hat ein entsprechendes Postulat von Beat Jans (SP/BS) mit 111 zu 73 Stimmen überwiesen. Einer der Hauptgründe für das Hofsterben sei, dass kein Nachfolger gefunden werde, erklärte Jans. Das sei absurd, weil es ausgebildete Landwirte gebe, die einen Hof suchten. Auch der Bundesrat zeigte sich einverstanden. Eine Studie im Auftrag des Bundes soll untersuchen, wie der Einstieg von "Dritten" in die Landwirtschaft erleichtert werden kann.
HERDENSCHUTZ: Schaf- und Ziegenherden in den Bergen benötigen in den Augen des Nationalrates keinen besseren Schutz. Die grosse Kammer lehnte eine Motion von Isabelle Chevalley (GLP/VD) ab, die in von Grossraubtieren besiedelten Regionen Zäune oder Schutzhunde für obligatorisch erklären wollte. Chevalley verlangte zudem mehr finanzielle Anreize für das ganztägige Behirten und für Umtriebsweiden - Flächen werden mit Zäunen abgeteilt und die Tiere wechseln die Weide regelmässig. Der Bundesrat verwies in seiner ablehnenden Stellungnahme auf die seit 2003 geltenden Anreize für das nachhaltige Sömmern. Die Direktzahlungen für die Behirtung und für Umtriebsweiden seien laufend erhöht worden, jene für andere Weidesysteme dagegen nicht.
VIEHFUTTER: Der Nationalrat will das Programm für die graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion flexibler handhaben. Die Vorgabe, wie viel Gras und Heu an das Vieh verfüttert werden darf, soll gelockert werden. Die grosse Kammer unterstützte eine Motion von Markus Hausammann (SVP/TG) mit 97 zu 87 Stimmen mit dieser Forderung. Der Vorstoss geht nun an den Ständerat.
BILDUNG: Der Nationalrat will wissen, ob im Schweizer Bildungswesen Kosten und Nutzen in einem vertretbaren Verhältnis stehen. Er hat beim Bundesrat gegen dessen Willen einen Bericht bestellt, in dem Effizienz und Qualität der Schulen unter die Lupe genommen werden. Geprüft werden soll, ob die gestiegenen Investitionen zu mehr Nutzen für die Volkswirtschaft führen. Ein Postulat von Thomas de Courten (SVP/BL) überwies die grosse Kammer mit 99 zu 87 Stimmen.
KÖRPERHYGIENE: Der Nationalrat will für die Körperhygiene grundlegende Produkte wie Toilettenpapier, Seife, Windeln oder Tampons nicht zum reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent besteuern. Er lehnte eine Motion von Jacques-André Maire (SP/NE) mit 145 zu 49 Stimmen ab und folgte damit dem Antrag des Bundesrates. Finanzminister Ueli Maurer hatte vor komplizierten Abgrenzungsfragen gewarnt und auch vor finanziellen Einbussen. Würde die Motion umgesetzt, flössen 50 Millionen Franken weniger in die Bundeskasse, "ohne dass sich das bei den Betroffenen im Portemonnaie wirklich niederschlagen würde", wie Maurer sagte.
MILCH: Der Nationalrat will bei der Steuerung der Milchmenge den Bundesrat einschalten. Dieser soll für die Branchenorganisation Milch verbindliche Regeln für die Menge und die Vertragspreise festlegen. Die grosse Kammer hat einer entsprechenden Motion mit 115 zu 58 Stimmen zugestimmt. Jacques Nicolet (SVP/VD) argumentierte, die Branchenorganisation könne heute den Milchmarkt nicht wirksam regulieren. Der Bundesrat lehnt das Ansinnen ab. Es gebe keine gesetzliche Grundlage, um der Branchenorganisation Milch vorzuschreiben, eine Mengensteuerung für den Milchsektor umzusetzen, erklärte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. Als nächstes wird sich der Ständerat mit der Motion befassen.
CYBER-ANGRIFFE: Der Nationalrat will vom Bundesrat Aufschluss darüber, wie die Nationale Strategie zum Schutz vor Cyber-Risiken anwenden will. Er überwies dazu mit 100 zu 93 Stimmen ein Postulat von Roger Golay (MCG/GE). Golay kritisiert die Aufteilung der Zuständigkeiten und bemängelt, dass die Aktivitäten des Bundes im Zusammenhang mit Cybersicherheit nicht gut aufeinander abgestimmt schienen. Der Bundesrat hatte sich gegen den Vorstoss ausgesprochen und auf die laufenden Arbeiten verwiesen.
TERRORISMUS: Der Nationalrat will deutlich machen, dass er explizite Strafbestimmungen zur Bekämpfung des Terrorismus wünscht. Er hat eine parlamentarische Initiative der FDP-Fraktion angenommen, obwohl der Bundesrat bereits ein Gesetzesprojekt ausarbeitet. Stimmt der Ständerat ebenfalls zu, kann die Nationalratskommission einen Erlassentwurf vorbereiten. Das Ziel sei, den Druck aufrecht zu erhalten, hiess es im Rat. Im neuen Artikel im Strafgesetzbuch sollen auch Strafen für Terrorismus-Propaganda sowie für Vorbereitungshandlungen geregelt werden.
MINERALÖLSTEUER: Schweizer Lastschiffe sollen bei der Mineralölsteuer nicht Pistenfahrzeugen gleichgestellt werden. Der Nationalrat sieht davon ab, sie von dieser Steuer zu befreien. Für Pistenfahrzeuge hatte das Parlament diese Ausnahmeregelung geschaffen. Mit 103 zu 85 Stimmen lehnte der Nationalrat eine Motion von Ulrich Giezendanner (SVP/AG) ab. Lastschiffe benutzten bekanntlich keine Strassen und seien sehr umweltfreundlich, argumentierte Giezendanner. Kein Verständnis für den Vorschlag hatte der Bundesrat. Die Mineralölsteuer sei keine Strassennutzungsgebühr.
ROBOTER: Der Nationalrat erachtet es als nicht zweckmässig, eine Besteuerung von Robotern und künstlicher Intelligenz zu prüfen. Er hat ein Postulat von Mathias Reynard (SP/VS) mit 133 zu 54 Stimmen abgelehnt. Reynard argumentierte, es sei notwendig, die Risiken der neuen Innovationen einzudämmen. Um den Verlust von Arbeitsplätzen auszugleichen, sei eine Besteuerung von Robotern eine angemessene Lösung. Für den Bundesrat ist eine solche Steuer nicht wünschenswert, weil damit Innovation und Produktivität gebremst werde.
FLÜCHTLINGE: Der Nationalrat will Flüchtlingen den Zugang zu Schweizer Hochschulen nicht erleichtern. Er hat eine Motion von SP-Nationalrat Mathias Reynard (VS) abgelehnt. Dieser wollte den Bundesrat beauftragen, in Zusammenarbeit mit den ETH und anderen Hochschulen Massnahmen zu ergreifen, damit Flüchtlinge ein Studium aufnehmen oder fortsetzen können, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Bildungsminister Johann Schneider-Ammann erklärte, die Kompetenz zum Entscheide über eine Zulassung liege grundsätzlich bei den Hochschulen.
VERRECHNUNGSSTEUER: Der Bund soll die Verrechnungssteuer auch dann zurückerstatten, wenn die Erträge ordentlich besteuert werden, aber aus Versehen nicht genau deklariert wurden. Der Nationalrat hat einer Motion von Daniela Schneeberger (FDP/BL) zugestimmt. Der Bundesrat ist bereits daran, das Gesetz entsprechend zu präzisieren.
IMPORT: Der Bundesrat muss nicht prüfen, wie der Parallelimport von Online-Inhalten ermöglicht werden könnte. Er hat ein Postulat von Philippe Nantermod (FDP/VS) mit 94 zu 82 Stimmen abgelehnt. Konkret war es darum gegangen, das Geoblocking von Onlineangeboten einzuschränken. Nantermod wollte damit erreichen, dass Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ausländische Dienste nutzen können und auch vom Ausland aus Zugriff auf Schweizer Dienste haben. Geoblocking sei ein Ärgernis, sagte Schneider-Ammann. Verschiedene Abklärungen seien im Gang, ein zusätzlicher Prüfauftrag sei nicht nötig.
DIGITALISIERUNG: Der Nationalrat will keine nationale Koordinationsstelle für einen erfolgreichen Übergang zur Industrie 4.0. Er hat ein Postulat von Claude Béglé (CVP/VD) abgelehnt. Eine Koordinationsstelle könnte dazu beitragen, dass sich digitale Strategien schnell verbreiteten und in KMU-Strategien integriert würden, argumentierte Béglé. Das könnte auch den Kulturwandel beschleunigen. Die Unternehmen seien mit dem Tagesgeschäft ausgelastet. Der Umstieg sei nicht zu unterschätzen, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Der Bundesrat habe bereits einen Aktionsplan beschlossen, der derzeit umgesetzt werde.
Der Ständerat in Kürze
(sda) GLEICHSTELLUNG: Der Ständerat will Unternehmen nicht zur Lohnanalyse verpflichten. Er hat am Mittwoch eine Vorlage des Bundesrates gegen Lohndiskriminierung an seine Kommission zurückzuweisen. Diese soll Alternativen prüfen, insbesondere Modelle der Selbstdeklaration. Der Rat nahm einen entsprechenden Antrag von Konrad Graber (CVP/LU) mit 25 zu 19 Stimmen bei einer Enthaltung an. Die Gegnerinnen und Gegner der Rückweisung aus den Reihen der Linken kritisierten, die Forderung nach Alternativen sei nur ein Vorwand, um nichts zu tun. Justizministerin Simonetta Sommaruga gab zu bedenken, Selbstdeklaration sei genau das, was der Bundesrat vorschlage. Die Deklaration müsste aber auf einer Analyse der Löhne basieren, zu welcher die Unternehmen verpflichtet wären.
PÄDOPHILE: Die Umsetzung der Pädophilen-Initiative ist auf der Zielgeraden. Der Ständerat ist dem Nationalrat in vielen Punkten entgegengekommen. So werden die leichten Delikte nicht aus dem Katalog der Anlasstaten gestrichen. Zudem sollen auch Taten an 16- und 17-Jährigen automatisch zu einem lebenslangen Tätigkeitsverbot mit Minderjährigen führen. Das Argument, dass die Initiative von Taten gegenüber Kindern spreche, setzte sich nicht durch. Noch nicht einig sind sich die Räte, ob es eine spezielle Regelung für die Jugendliebe braucht. Der Ständerat hat seinen ursprünglichen Beschluss fallengelassen.
VERWAHRUNG: Bei ordentlich Verwahrten müssen die Behörden heute jährlich prüfen, ob eine bedingte Entlassung möglich ist. Nach dem Willen des Parlaments soll das Intervall nach drei negativen Befunden auf drei Jahre verlängert werden. Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat eine Motion mit dieser Forderung angenommen. Die Hürden für die Haftentlassung sind hoch. Laut Bernhard Guhl (BDP/AG), der den Vorstoss eingereicht hatte, sind die Gutachten daher oft eine Alibiübung. Hintergrund der Motion ist, dass trotz der Umsetzung der Verwahrungs-Initiative kaum lebenslange Verwahrungen ausgesprochen werden.
TERROR: Der Ständerat will das Gesetz zu Al-Kaida und dem IS um vier Jahre verlängern. Das ist nötig, weil eine unbefristete Rechtsgrundlage, die die Organisationen verbietet und die Unterstützung unter Strafe stellt, erst nach Ende 2018 in Kraft gesetzt werden kann. Bis dahin wäre das geltende Gesetz abgelaufen, was eine Rechtslücke zur Folge hätte. Weitere Massnahmen hält der Ständerat für unnötig. Einstimmig lehnte er eine Motion ab, mit welcher der Nationalrat das Verbot des fremden Militärdienstes und der Werbung für Militärdienst im Ausland ausweiten wollte.
PATENTGERICHT: Das Bundespatentgericht kann sich künftig flexibler organisieren. Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat neue Regeln gutgeheissen. Er stimmte den Gesetzesänderungen oppositionslos zu. Diese sollen das gute Funktionieren und die Effizienz des Fachgerichts sicherstellen. Künftig können hauptamtliche Mitglieder des Gerichts mit einer technischen Ausbildung gewisse Aufgaben wahrnehmen, die heute ausschliesslich von juristischen Mitgliedern erfüllt werden können. So können sie neu als Vizepräsidenten amten. Die Vorlage geht auf eine parlamentarische Initiative zurück und trägt den Erfahrungen Rechnung, die das Gericht in den ersten Jahren nach seiner Gründung sammeln konnte.
DIGITALISIERUNG: Der Bundesrat soll bei der Erarbeitung des Gesetzes über die elektronische Identität sicherstellen, dass die Verbindung der Schnittstellen zwischen den föderalen Ebenen und der EU gewährleistet ist. Ausserdem soll er Sicherheitsstandards für die Dienstleistungsanbieter definieren und seine Rolle als Kontrollinstanz wahrnehmen. Die Umsetzung soll rasch erfolgen. Das fordert der Ständerat. Er hat stillschweigend eine Motion der FDP-Fraktion aus dem Nationalrat angenommen. Die Arbeiten zur digitalen Identität sind im Gang. Der Bundesrat will das Gesetz dazu bis im Sommer vorlegen, wie Justizministerin Simonetta Sommaruga sagte.
Am Donnerstag, 1. März, findet keine Ständeratssitzung statt.