Salifou Diallo, Präsident der Nationalversammlung von Burkina Faso, wurde am 15. März von Nationalratspräsident Jürg Stahl (SVP/ZH) empfangen. Im Rahmen seines Arbeitsbesuchs, bei dem die parlamentarischen Verfahren in der Schweiz und die Zusammenarbeit beider Länder im Mittelpunkt standen, führte er auch Gespräche mit Ständeratspräsident Ivo Bischofberger (CVP/AI) und Bundespräsidentin Doris Leuthard. Salifou Diallo, der von drei Abgeordneten und hochrangigen Staatsangestellten begleitet wurde, besichtigte auch die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) und das Waadtländer Universitätsspital (CHUV).
Der Nationalratspräsident beglückwünschte seinen Amtskollegen Präsident Diallo zur absoluten Transparenz der Parlamentswahlen von 2015 in Burkina Faso und zu den enormen Anstrengungen des burkinischen Parlaments für eine neue Verfassung. Präsident Diallo wies mit Nachdruck darauf hin, dass die Schweiz zu den ersten europäischen Ländern gehörte, die Burkina Faso während der verheerenden Dürre 1973 zu Hilfe kamen. Er bedankte sich bei der Schweiz für den herzlichen Empfang und für die grosse Unterstützung der burkinischen Bevölkerung.
Nach diesem Gespräch stattete der Präsident der Nationalversammlung von Burkina Faso Ständeratspräsident Ivo Bischofberger einen Höflichkeitsbesuch ab. Präsident Diallo ersuchte die Schweiz um Hilfe bei der Einführung eines Berufsbildungssystems in seinem Land. Dieses soll jungen Menschen ermöglichen, technische Berufe zu erlernen und eine Anstellung in den wichtigsten burkinischen Wirtschaftssektoren – Bergbau und Landwirtschaft – zu finden.
Ausserdem fand ein offizielles Treffen mit Mitgliedern der parlamentarischen Gruppe Schweiz–Afrika – diese wird von Nationalrätin Isabelle Chevalley (GL/VD) präsidiert, die diesen Besuch in die Wege geleitet hat – und der Delegation bei der Parlamentarischen Versammlung der Frankophonie statt. Nationalrätin Chevalley wies insbesondere auf die fehlenden Lagerungsmöglichkeiten für Landwirtschaftsprodukte (Kartoffeln, Tomaten, Mangos) hin, was zu einer enormen Verschwendung führe, und unterstrich, wie wichtig es ist, in Burkina Faso Verarbeitungsbetriebe für diese Produkte anzusiedeln.
Beim Arbeitsgespräch zwischen Botschafter Manuel Sager, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), und Präsident Diallo wurde diskutiert, wie schwierig es für Burkina Faso ist, die Goldförderung zu kontrollieren – nahezu 30 Prozent des burkinischen Goldes werden am Staat vorbeigeschleust. Die Schweiz hat im Goldhandel eine strategisch wichtige Position inne: Sie raffiniert 70 Prozent des weltweit geförderten Goldes, wovon ein grosser Teil aus Burkina Faso stammt. Die DEZA ist seit 40 Jahren vor Ort und hat sich dazu verpflichtet, die Zusammenarbeit in den Bereichen fortzusetzen, die sie für Burkina Faso als vorrangig erachtet. Sie finanziert Projekte im Zusammenhang mit Grundbildung, Berufsbildung, ländlicher Entwicklung, Nahrungsmittelsicherheit und Gouvernanz. Burkina Faso ist ein Schwerpunktland der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit.
Die burkinische Delegation hatte während ihres Aufenthaltes in der Schweiz zudem Gelegenheit, die EPFL zu besichtigen. Sie konnte sich über die «MOOCs» (offene Massen-Online-Kurse) der EPFL für Afrika sowie über das Programm «EssentialTech» zur Entwicklung von für Entwicklungsländer geeigneten Technologien informieren. Mit diesen beiden Programmen sollen zukunftsweisende Lösungen für die westafrikanischen Länder gefunden werden.
Beim Treffen am CHUV mit Pierre-François Leyvraz, dem Generaldirektor des CHUV, René Prêtre, dem Leiter der Herz- und Gefässchirurgie des CHUV, sowie mit dem Waadtländer Staatsrat Pierre-Yves Maillard konnten die ersten Schritte für eine Zusammenarbeit zwischen dem CHUV und dem Universitätsspital Yalgado de Ouagadougou (CHUYOl) umrissen werden.
Zum Abschluss seines offiziellen Arbeitsbesuches in der Schweiz gedachte der burkinische Parlamentspräsident der Walliser Opfer des Anschlags vom 15. Januar 2016 in Ouagadougou. Er kam in Sitten mit den Familien der Opfer zusammen. Bei dieser Begegnung war auch Esther Waeber-Kalbermatten, Präsidentin des Walliser Staatsrates, zugegen. Danach legte er an den Gräbern der Verstorbenen einen Kranz nieder und traf sich mit Politikerinnen und Politikern sowie der Bevölkerung der Gemeinde Lens.
Salifou Diallo wurde am 30. Dezember 2015 zum Präsidenten der burkinischen Nationalversammlung gewählt. Er gehört mit dem derzeitigen Präsidenten von Burkina Faso, Roch Marc Christian Kaboré, zu den Gründern der Partei «Mouvement du Peuple pour le Progrès» (MPP), die im Januar 2014 als Gegenpol zur Partei des damaligen Präsidenten von Burkina Faso, Blaise Campaoré, ins Leben gerufen wurde. Präsident Diallo wurde vor kurzem zum Vorsitzenden des MPP gewählt, jener Partei, welche die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom 29. November 2015 gewonnen hatte. Der Nationalversammlung von Burkina Faso gehören 127 Abgeordnete an, die für fünf Jahre gewählt werden.