Ständeratspräsidentin Herzog will mit dem Austausch im Bundeshaus eine Tradition am Frauentag wiederbeleben. In ihrer Eröffnungsrede sagte sie, das Engagement für Gleichstellung und die Debatte darüber, welches der richtige Weg sei, müsse weitergehen. Das gelte für die gesellschaftliche und politische Teilhabe genauso wie für den beruflichen Aufstieg und die individuelle Freiheit.
Heute hat sich die Arbeitsmarktbeteiligung von jungen Frauen und Männern deutlich angenähert. Die finanzielle Unabhängigkeit bleibt jedoch für viele Frauen eine grosse Herausforderung. Die Lohngleichheit ist noch nicht erreicht. Frauenberufe werden immer noch schlechter entlöhnt als Männerberufe. Frauen arbeiten doppelt so häufig wie Männer in Teilzeit, vor allem weil sie den Grossteil der Familien- und Carearbeit leisten.
Das wirkt sich entsprechend auf ihre Einkommen und Renten aus. Neben der persönlichen Wahl haben diese Lebenswege auch systemische Gründe wie Lohnungleichheit, Kosten für die familienexterne Kinderbetreuung, Steuerrecht oder Rentensystem «Damit Frauen frei und selbstbestimmt agieren können, müssen sie auch finanziell unabhängig sein», sagte Herzog in ihrer Rede. «Geld bedeutet Macht. Und wir können mit Geld umgehen und mit Macht auch!»
Hochkarätiges Panel
Die finanzielle Unabhängigkeit diskutierten und beleuchteten aus unterschiedlichen Blickwinkeln Anne Challandes, Präsidentin Bäuerinnen- und Landfrauenverband, Veronica Weisser, Ökonomin und Vorsorgeexpertin bei UBS, Isabel Martinez, Dozentin Management, Technologie und Ökonomie ETH Zürich sowie Sophie Revaz, Mitglied der Generaldirekton Groupe Mutuel
Frauen besser schützen
Bundespräsidentin Viola Amherd betonte – auch mit der Erfahrung ihrer früheren juristischen Tätigkeit – wie zentral es sei, dass Frauen bei ihren Entscheiden ihre individuelle finanzielle Situation sorgfältig im Auge haben. Ein grosses Anliegen ist ihr auch, die Anzahl Frauen in Sport und Armee namhaft zu erhöhen. Gemischte Teams ergäben bessere Ergebnisse.
«Die Schweiz setzt sich dafür ein, dass Frauen eine aktive Rolle in der Konfliktprävention und Friedensprozessen spielen, bei Wiederaufbau und Versöhnung nach Ende des Konflikts», sagte Bundespräsidentin Amherd. «Gleichzeitig sollen Frauen besser geschützt werden – insbesondere vor sexualisierter Gewalt.» Dieses Engagement bekräftigt die Schweiz im nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UNO-Resolution «Frauen, Frieden und Sicherheit».
Humanitäres Völkerrecht als Priorität
Am Nachmittag vertieft IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric in einem Gespräch die internationale Perspektive auf die Frauen. Sie spricht über die humanitären Herausforderungen, mit denen die Menschen heute in Konflikten konfrontiert sind, und über die besonderen Erfahrungen von Frauen und Mädchen im Krieg.
Spoljaric steht an der Spitze einer einzigartigen humanitären Organisation, die in über 100 Ländern vertreten und Hüterin der Genfer Konventionen ist. Sie fordert die Staaten auf, das humanitäre Völkerrecht zu einer politischen Priorität zu machen, damit alle Zivilpersonen in Konflikten geschützt werden. Als erste Frau, die zur Präsidentin des IKRK ernannt wurde, wird Spoljaric ihre Ansichten über die Vertretung von Frauen im humanitären Sektor darlegen.
Vorbilder
Zudem gibt Rosmarie Michel in einem Gespräch Einblick in ihre Karriere. Die 92jährige Zürcher Unternehmerin war eine der ersten Frauen in den grossen Verwaltungsräten der Schweiz.
In Ateliers tauschen sich die alt Bundesrätinnen Ruth Metzler, Ruth Dreifuss und Simonetta Sommaruga sowie die Unternehmerinnen Danièle Felley von Hélianthe Perspectives und Carolina Müller-Möhl mit den Teilnehmerinnen über ihre Erfahrungen mit der Gleichstellung und ihrer Sicht dazu aus.
Kulturell bereichern den Anlass die Folk-Pop-Sängerin, Billie Bird, sowie der erste feministische Jodelchor «Echo vom Eierstock».
Frauentag 2025
Bereits jetzt ist klar, dass es auch nächstes Jahr einen Anlass zum Frauentag im Bundeshaus geben soll. Dies versichert Nationalratsvizepräsidentin Maja Riniker.
Fotos und Videos: Tag der Frau 2024 (zenfoliosite.com)
Bundespräsidentin Viola Amherd musste ihre Teilnahme an der Veranstaltung kurzfristig absagen. Ihre Aussagen in der Medienmitteilung sind autorisiert.