Rückblick auf die 44. Legislaturperiode

1. Staatspolitik und Rechtsordnung

90.257 Parlamentarische Initiative.
Erwerb des Schweizer Bürgerrechts. Aufenthaltsdauer (Ducret)
Initiative parlementaire.
Acquisition de la nationalité suisse. Conditions de résidence (Ducret)

Bericht der Staatspolitischen Kommission: 9.9.1993 (BBl III, 1388 / FF III, 1318)
Stellungnahme des Bundesrates: 19.9.1994 (BBl 1995 II, 493 / FF 1995 II, 469)

Ausgangslage

Nachdem der Nationalrat 1992 der parlamentarischen Initiative Ducret (C, GE) für eine Halbierung der für die Einbürgerung geforderten minimalen Wohnsitzpflicht von zwölf Jahren Folge gegeben hatte, arbeitete die Staatspolitische Kommission einen konkreten Vorschlag aus. Die Kommission hatte sich vor der Volksabstimmung vom 12. Juni 1994, in der eine erleichterte Einbürgerung für Jugendliche am Ständemehr scheiterte, dem Vorschlag des Initianten mehrheitlich angeschlossen. Nach der Volksabstimmung wurde die Diskussion neu aufgenommen, und die Kommission einigte sich mit 12 zu 7 Stimmen auf eine Verkürzung der bundesrechtlichen Wohnsitzfrist von 12 auf 8 Jahre. Die Kommission schlägt ferner vor, dass für Jugendliche zwischen dem vollendeten 10. und 20. Lebensjahr die in der Schweiz verbrachten Jahre doppelt gezählt werden, wobei aber der Aufenthalt in jedem Fall mindestens sechs Jahre betragen muss. Dies bedeutet materiell keine Aenderung gegenüber dem heutigen Zustand.

Verhandlungen

NR 04.10.1995 AB 1995, 2076

Im Nationalrat stiess die Vorlage erwartungsgemäss auf Widerstand und Referendumsdrohungen. Bundesrat Koller zeigte zwar Verständnis für das Anliegen der Kommissionsmehrheit, sprach sich aber dann doch gegen die Reduktion der Frist aus. Die politische Kultur der direkten Demokratie verlange es, dass man dem negativen Volksentscheid respektiere. Eugen David (C, SG) entgegnete als Berichterstatter, dass auch die Kommissionsmehrheit die direkte Demokratie respektiere; sie gewichte das relative deutliche Ja des Volkes stärker als das Nein der Stände. Der Rat folgte den Argumenten der Befürworter und lehnte den Nichteintretensantrag der Kommissionsminderheit mit 113 zu 45 Stimmen ab. In der Gesamtabstimmung wurde der Vorlage mit 101 zu 46 Stimmen zugestimmt.

Legislaturrückblick 1991-1995 - © Parlamentsdienste Bern

 

Hauptinhaltverzeichnis
Inhaltverzeichnis des aktuellen Kapitels Index Inhaltverzeichnis des folgenen Kapitels
Rückkehr zum SeitenbeginnRückkehr zum Seitenbeginn

HomeHome