Um Gewalt gegen Parlamentarierinnen zu bekämpfen, sollten mehr Frauen in die Parlamente gewählt werden, meint die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PVER), Ständerätin Liliane Maury Pasquier (SP, GE). Sie reagiert damit auf die alarmierenden Zahlen, welche die Interparlamentarische Union (IPU) und die PVER vorgelegt haben.

Liliane Maury Pasquier erläutert im obenstehenden Video, wie die psychische und physische Gewalt gegen Parlamentarierinnen eingedämmt werden kann. Gemäss der gemeinsamen Studie von IPU und PVER wurden 85 Prozent der Frauen, die gegenwärtig Mitglied eines Parlaments sind, im Rahmen ihres Mandats Opfer von physischer oder psychischer Gewalt. An der zwischen Januar und Juni 2018 durchgeführten Studie teilgenommen haben 81 Parlamentarierinnen und 42 Parlamentsmitarbeiterinnen aus 45 europäischen Ländern, darunter die Schweiz.

Ein Viertel der befragten Parlamentarierinnen gab an, bei ihrer Arbeit bereits sexuelle Gewalt erfahren zu haben; bei den Parlamentsmitarbeiterinnen beträgt der Anteil gar 40,5 Prozent. Die männlichen Abgeordneten sind für 75 Prozent der Übergriffe gegen ihre Amtskolleginnen und für 69 Prozent der Übergriffe gegen Parlamentsmitarbeiterinnen verantwortlich.

Ein Drittel der Übergriffe gegen weibliche Abgeordnete fand im Parlament selbst statt. Fast die Hälfte der Parlamentarierinnen gaben an, mit dem Tod, Vergewaltigung oder körperlichen Übergriffen bedroht worden zu sein. Sieben von zehn Parlamentarierinnen waren ausserdem Zielscheibe sexistischer Kommentare über ihre Äusseres und ihre Rolle in der Politik. Von den Parlamentsmitarbeiterinnen wurde die Hälfte bereits Opfer sexueller Anspielungen.

Laut Liliane Maury Pasquier hält diese Gewalt die Frauen von einem Engagement in der Politik ab. In einem gleichberechtigten, frauenfreundlichen Arbeitsumfeld würden sich mehr Frauen zur Wahl stellen. So aber müssten Frauen zu einer politischen Laufbahn ermutigt werden. Ein höherer Frauenanteil würde in den Augen von Maury Pasquier zu einem Kultur- und Mentalitätswandel in den Parlamenten führen.

Die IPU/PVER-Studie benennt die psychische und physische Gewalt gegen Politfrauen und verurteilt sie. Dies sei, so die PVER-Präsidentin Liliane Maury Pasquier, ein erster Schritt zur Verhinderung solcher Missbräuche in den Parlamenten. Vor diesem Hintergrund fordert sie die Bundesversammlung auf, sich in einer ergänzenden Studie eingehend mit den Übergriffen gegen Schweizer Parlamentarierinnen zu befassen. Sie betont auch, wie wichtig für die Opfer ein einfacher Zugang zu Beschwerde- und Beratungsstellen sei. Ausserdem empfiehlt Maury Pasquier, alle Ratsmitglieder sowie die Parlamentsmitarbeitenden für sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt zu sensibilisieren und für den Umgang damit zu schulen.

Sexisme, harcèlement et violence à l’égard des femmes dans les parlements d’Europe UIP/APCE (PDFFormatwechsel

Medienmitteilung UIP (Französisch)

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