​Erstmaliges Treffen der Delegation für die Beziehungen zum österreichischen Parlament mit dem österreichischen Pendant

Wien, 16. - 17. Februar 2006

Toast von Nationalrätin Brigitta Gadient, Präsidentin der Delegation

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrte Präsidentin des Bundesrates, Frau Sissy Roth-Halvax,
Sehr geehrter Vizepräsident des Bundesrates und Obmann der österreichisch-schweizerischen Freundschaftsgruppe, Herr Jürgen Weiss,
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
Sehr geehrter Herr Botschafter Bucher,
Sehr geehrte Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Medien,
Sehr geehrte Gäste

 

Es ist für mich eine ganz besondere Freude in diesem erlesenen Kreis ein paar Wort an Sie richten zu dürfen. Sie laden uns zu einem feierlichen Essen aus Anlass des erstmaligen Treffens zwischen den beiden parlamentarischen Freundschaftsgruppen hier in dieses prunkvolle und geschichtsträchtige Adelspalais ein. Dies ehrt uns sehr.

Gemeinsame Treffen zwischen Ministern und Volksvertretern unserer beiden Länder gehören ja schon fast zur Tagesordnung. Wenn man sich den Besucherreigen der letzten Monate von Bern in Richtung Wien ansieht, könnte man beinahe von der sicheren Annahme ausgehen, dass die Schweiz längstens unter die bestandenen Mitglieder der Europäischen Union einzureihen ist. Auch wenn dem nicht der Fall ist, gibt es gute Gründe, die traditionell engen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu pflegen.

Erinnert sei an die Treffen der Parlamentsspitzen, etwa an die Besuche in Bern von Bundesratspräsident Weiss und von Nationalratspräsident Khol im Jahr 2004, welche dann auch unverzüglich im letzten Jahr von Nationalratspräsidentin Thérèse Meyer und Ständeratspräsident Bruno Frick erwidert wurden.

Die mittlerweile beidseitig aktiven „Freundschaftsgruppen“ fungieren zusätzlich als Brückenschlag zwischen dem Parlamentsgebäude am Ring und dem Bundeshaus in Bern. Dies freut uns ausserordentlich und wir messen diesem institutionalisierten Austausch eine grosse Bedeutung bei.

Die Schweiz blickt mit Bewunderung und Anerkennung auf den Werdegang der Republik Österreich seit dem 2. Weltkrieg. Das letzte Jahr bot Gelegenheit, sich der staatlichen Unabhängigkeit anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrags von 1955 zu erinnern. Österreich ist seither ein prosperierendes Land geworden, das seit dem Fall des Eisernen Vorhangs von der Peripherie in die Mitte Europas gerückt ist und mit den zu neuem Leben erwachten osteuropäischen Ländern eine Herausforderung angenommen und gleichzeitig zusätzliche Perspektiven dazugewonnen hat.

Die Republik Österreich teilt mit der Schweiz die Wertschätzung der Neutralität im Sinne der Solidarität und das Bekenntnis zur Wertegemeinschaft mit den demokratisch-pluralistischen Staaten. Auch unsere unterschiedliche Anbindung an das politische Europa vermag unser gegenseitiges Vertrauen nicht zu trüben. Österreich wählte den Weg der Integration in die Europäische Union. Die Schweiz trägt ihrem eminent europäischen Charakter durch bilaterale Verträge mit der EU in wichtigen Politikbereichen Rechnung. Beide Staaten stehen vor praktisch identischen Herausforderungen in einer zunehmend globaler agierenden Welt, was jedoch einen verlässlichen und gleich gesinnten Nachbarstaat nur noch wichtiger macht.

Wir Schweizer nehmen Österreich aber nicht nur politisch wahr, sondern erleben Ihr Land insbesondere als kulturelle „Grossmacht“. Bekanntlich ist dieses Jahr der Würdigung des musikalischen Genies schlechthin geweiht. Die Pilgerströme aus der Schweiz an die Mozart-Veranstaltungsorte werden sicherlich ein beträchtliches Ausmass annehmen.

Aber auch auf ganz anderem Terrain treffen sich die Nachbarstaaten. Die Fussball-Europameisterschaft wird von Österreich und der Schweiz gemeinsam durchgeführt und wenn es nach unseren Wünschen und Hoffnungen gehen sollte, werden sich am 29. Juni 2008 im Endspiel im Wiener Ernst Happel Stadion Österreich und die Schweiz gegenüberstehen. Vermutlich könnte die Schweiz sogar mit grösseren Siegeschancen rechnen als in den alpinen Skidisziplinen, wo unsere Athleten seit Jahren auf ziemlich verlorenem Posten dastehen.
Mit Sicherheit wird der Ball zwischen Wien und Bern durch diesen sportlichen Grossanlass, auch auf politischer Ebene, noch häufiger ins Rollen kommen.

Unsere Delegation möchte Ihnen für Ihre Gastfreundschaft vom ganzen Herzen danken und wir freuen uns, die österreichisch-schweizerische Parlamentariergruppe - hoffentlich schon bald - in der Schweiz begrüssen zu dürfen.

Lassen Sie uns auf die Freundschaft zwischen unseren Staaten und vor allem auf einen weiterhin intensiven Austausch zwischen unseren Parlamenten das Glas erheben.