Liebe Kolleginnen und Kollegen

Wir haben gestern erfahren, dass unser lieber Kollege Rico Wenger seiner schweren Krankheit erlegen ist. Er ist im Alter von erst 58 Jahren dem Kreis seiner Angehörigen und Kollegen und Kolleginnen entrissen worden.

Rico Wenger wurde am 2. September 1944 geboren. Er war Elektrounternehmer, Vizepräsident der Schaffhauser Kantonalbank und setzte sich als herausragender Gewerbevertreter unermüdlich für die Anliegen seiner Branche ein.

Seine Qualitäten verschafften ihm im Kanton Schaffhausen, dem er stets tief verbunden war, schon früh Anerkennung als Politiker. Er gehörte von 1981 bis 1996 dem Schaffhauser Grossen Rat an, den er im Jahre 1993 präsidierte. Seit 1989 war er Präsident der Einwohnergemeinde Stein am Rhein und von 1988 bis 1997 amtierte er als Kantonalpräsident der Schaffhauser SVP.

Unser Kollege wurde am 24. Oktober 1999 als Nachfolger des zurückgetretenen Bernhard Seiler in den Ständerat gewählt. Nachdem ihm das Schaffhauser Volk das Vertrauen ausgesprochen hatte, wurde er am 6. Dezember 1999 als Ratsmitglied vereidigt.

Rico Wenger war Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, der Kommission für Rechtsfragen und der Finanzkommission. Seit dem 12. Dezember 2001 präsidierte er die Finanzdelegation. "Von nichts kommt nichts" hat er einmal in seiner typischen Besonnenheit gesagt: Geld müsse erst erarbeitet werden, bevor man es ausgeben könne.

Rico Wenger gehörte auch der Delegation bei der parlamentarischen Versammlung der OSZE an und es bereitete ihm grosse Freude, im letzten Jahr in Paris an der 10. Session dieses Gremiums teilzunehmen.

Alle diese Tätigkeiten zeugten deutlich davon, dass Rico Wenger in unserem Rat von Anfang an einen bedeutenden Platz einnahm. Noch vor einer Woche sagte er in einem Interview in den Schaffhauser Nachrichten, dass für ihn das Ständeratsmandat etwas Faszinierendes sei. Er freute sich, die Mitglieder der Finanzdelegation im Stadthaus von Stein am Rhein begrüssen zu dürfen, diesem malerischen Städtchen, dem er als Gemeindepräsident vorstand. Er bedauerte, dass er an der Eröffnungsfeier der Expo.02 nicht hatte teilnehmen können, versicherte aber, seinen Platz in unserem Rat wieder einzunehmen, sobald er seine Krankheit bezwungen haben würde.

Rico Wenger zögerte nicht, zuweilen gegen den Strom zu schwimmen. Wie es sich in einer Demokratie geziemt, vertrat er politische Ansichten, die nicht alle mit ihm teilten. Dies gilt vor allem für unsere Aussenbeziehungen: Er war gegen den Beitritt der Schweiz zu den Vereinten Nationen und hatte eine sehr kritische Haltung gegenüber dem europäischen Integrationsprozess. Er verstand es allerdings, seine Meinung bei seinen politischen Gegnern mit Respekt und in aller Höflichkeit zu vertreten.

Wir haben mit Rico Wenger einen hoch geschätzten Kollegen verloren, der dem Kanton Schaffhausen viel Ehre machte. Ein charmanter, äusserst sympathischer und zuverlässiger Mensch hat uns für immer verlassen.

Wir trauern mit seinen Angehörigen und sprechen seiner Gattin und seinen beiden Kindern unser tiefes Beileid aus. Wir werden unserem lieben Kollegen Rico Wenger ein ehrendes Andenken bewahren.

Ich bitte die Anwesenden, in einem Moment des Schweigens unseres allzu früh verstorbenen Kollegen zu gedenken.