Stand der Neat-Projekte
​Die Neat-Aufsichtsdelegation (NAD) nahm an ihrer Tagung den Neat-Standbericht des Bundesamtes für Verkehr (BAV) per Ende 2011 zur Kenntnis. Zudem begann sie mit der Beratung ihres Tätigkeitsberichts für 2011. Von der AlpTransit Gotthard AG liess sie sich über den Stand der Projekte am Gotthard und am Ceneri orientieren. Die SBB informierten über die Situation bei der Betriebsvorbereitung des Gotthard-Basistunnels sowie über die Perspektiven beim Bahnstrom. Zu Handen des BAV formulierte die NAD eine Empfehlung bezüglich der Terminplanung beim Ceneri-Basistunnel.

Neat-Standbericht des BAV per Ende 2011

Der Standbericht weist weiterhin stabile Kosten, Finanzen und Termine für das Neat-Projekt aus. Die Endkostenprognose für die Neat ist seit 2007 stabil, das BAV beziffert sie unverändert mit 18,7 Milliarden Franken (Preisstand 1998, ohne Teuerung, Mehrwertsteuer und Bauzinsen). Der 2008 von den eidg. Räten verabschiedete Neat-Gesamtkredit umfasst 19,1 Milliarden Franken, damit ist die Neat ausfinanziert. Die Kostenrisiken reduzierten sich aufgrund des Baufortschritts weiter. Dazu beigetragen hat auch eine Einigung zwischen der ATG und der Arbeitsgemeinschaft Faido/Bodio bezüglich Nachforderungen.
 

Projektstand Gotthard; Inbetriebnahme

Im Gotthard-Basistunnel (GBT) liegen der Innenausbau, die Ausrüstung mit den bahntechnischen Anlagen und die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme auf der geplanten Zeitachse. Die Besichtigung des Einbaus der Bahntechnik im Abschnitt Erstfeld ermöglichte der NAD einen beeindruckenden Einblick in die komplexen Arbeiten im Tunnel. Die NAD nahm im Weiteren zur Kenntnis, dass die ATG für die Inbetriebsetzung des GBT einen eigenen Geschäftsbereich geschaffen hat. Die SBB haben ihre Strukturen bereits letztes Jahr an die neuen Herausforderungen angepasst.
Insgesamt bestehen weiterhin erhebliche Ausführungsrisiken bei der Bahntechnik und der Inbetriebnahme des GBT. Zwar konnte das Inbetriebssetzungsschema zwischen allen beteiligten Partnern bereinigt werden, ein Prüfbericht des BAV zeigt aber auf, dass in der Zusammenarbeit zwischen ATG und SBB noch offene Punkte bestehen. Insbesondere sind nach wie vor einige zentrale Grundlagendokumente inhaltlich noch nicht bereinigt. Die NAD verfolgt den Projektfortschritt weiterhin mit grösster Aufmerksamkeit.
Bezüglich Bahnstromversorgung konnte die NAD zur Kenntnis nehmen, dass der für den Betrieb des Gotthard-Basistunnels erforderliche Leistungsbedarf bis 2016 inklusive einer Rückfallebene (Redundanz) gesichert werden soll. Die dazu notwendigen Aus- und Neubauten sind auf Kurs.
 

Projektstand Ceneri

Im Hauptvortrieb Richtung Norden besteht nach wie vor ein Rückstand von mehreren Monaten auf das Bauprogramm, vor allem als Folge geologischer Schwierigkeiten. Gemäss Angaben der ATG ist die Inbetriebnahme des Ceneri per Ende 2019 nicht gefährdet. Allerdings haben sich die Zeitreserven stark verringert, zudem liegt der Nordvortrieb auf dem zeitkritischen Weg. Die NAD erachtet den Inbetriebnahmtermin Ende 2019 als optimistisch und hat deshalb dem BAV empfohlen, die Terminplanung bis Ende 2012 zu überarbeiten. Insbesondere soll aufgezeigt werden, welche Arbeiten in den einzelnen Projektphasen direkte Auswirkungen auf den Inbetriebnahmetermin haben und mit welchen Massnahmen Verzögerungen aufgefangen werden können.
 

Weitere Themen

Die NAD liess sich von den SBB auf einer Bahnfahrt im offenen Wagen zwischen Flüelen und Brunnen über die Massnahmen zur Realisierung eines 4-Meter-Korridors auf der Gotthard-Achse orientieren. Im so genannten „Gotthard-Labor“ in Zürich präsentierte die Firma Thales der NAD die laufenden Systemtests zur Simulation des künftigen Betriebs im GBT. Im Weiteren nutzt die NAD traditionsgemäss ihre externe Sitzung zu einer Aussprache mit einer Vertretung des Standortkantons. Diskutiert wurden insbesondere die Entwicklung im Kanton Zürich und die Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr sowie die Schwerpunkte der Botschaft des Bundesrates zu FABI (Finanzierung und Ausbau Bahninfrastruktur).
 
Die NAD tagte am 12./13. April 2012 unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Max Binder (SVP/ZH) in Erstfeld und auf dem Uetliberg. An der Sitzung nahmen Vertreter von EFK, BAV, EFV, ATG und SBB teil.
 
Bern, 16. April 2012  Parlamentsdienste