Es gilt das gesprochene Wort


Auch ich möchte Sie ganz herzlich begrüssen. Schade, dass unser erstes Zusammentreffen nur virtuell stattfinden kann, schöner wäre gewesen, Sie im Parlamentsgebäude zu empfangen. So hätten Sie die besondere Atmosphäre im Haus erfahren und – wer weiss – erste Inspirationen erhalten können.

Ich freue mich auf dieses Kunstprojekt. Es ist ein mutiges Projekt und ich möchte dazu einen Satz erwähnen, der dem Maler Max Liebermann zugeschrieben wird. Er soll, als er einen Arzt porträtierte, der etwas ungeduldig wurde, gesagt haben: Wenn Sie einen Fehler machen, dann wächst in einigen Tagen Gras darüber. Mache ich aber einen Fehler, so hängt das danach immer an der Wand. Bis heute ist das augenfällige Dreieck an der Nordfassade des 1902 eingeweihten Parlamentsgebäudes leer. Verschiedene Anläufe verliefen im Sand. Weshalb? Vielleicht wurde nie etwas präsentiert, das als passend erachtet wurde? Wir wissen das nicht genau. Sie erhalten nun eine Gelegenheit für Vorschläge diese prominente Fläche zu gestalten.

Wie von Herrn Fischer erwähnt und wie sie dem Wettbewerbsprogramm entnehmen konnten, wird die Verwaltungsdelegation auf der Basis der Empfehlung der Jury eine Entscheidung über die Ausführung des ausgewählten Siegerprojektes treffen. Dies wird im November 2021 nach erfolgter Jurierung (12.-13. Oktober 2021) der Fall sein. In diesem Sinne freue ich mich sehr, als Jurypräsident dieses spannende Projekt zu verfolgen und am Entscheidungsprozess teilzunehmen. Es ist zu hoffen, dass nun Ideen zusammenkommen, denen die Jury und dann auch die Verwaltungsdelegation das Plazet erteilen können.

Wenn alles so läuft wie wir es uns wünschen, werden wir am 12 September 2023, zum 175. Jubiläum der Schweizerischen Bundesverfassung, das Kunstwerk im Giebelfeld über dem Eingangsportal der Nordfassade des Parlamentsgebäudes der Öffentlichkeit präsentieren können.

Weshalb aber zeitgenössische Kunst im Parlamentsgebäude und auf der Fassade? 

Das «Kunstkonzept Parlamentsgebäude» wurde 2010 von der damaligen Verwaltungsdelegation gutgeheissen. Gleichzeitig wurde eine fünfköpfige Kommission eingesetzt, die noch heute von Hans Ruedi Reust präsidiert wird.

Das «Kunstkonzept Parlamentsgebäude», das im Rahmen des Umbaus des Parlamentsgebäudes 2006-2008 entstanden ist, beschreibt den Umgang mit Kunst für unterschiedliche festgelegte Standorte im, am und um das Parlamentsgebäude.

Insbesondere wurden diejenigen Orte bestimmt, an denen ortsspezifisch geschaffene Gegenwartskunst längerfristig platziert werden soll.

Bis heute sind mehrere Punkte dieses Konzepts umgesetzt worden:

  • Eine Vitrine für Geschenke an das Parlament ist im 2. Obergeschoss des Parlamentsgebäudes installiert.
  • Die Hängung von Werken aus der Eidgenössischen Kunstsammlung in den vorgesehenen historischen Räumen ist erfolgt.
  • Eine erste Serie von Animationen wurde auf den elektronischen Informationsstelen im Parlamentsgebäude projiziert.
  • Ein Wettbewerb für zeitgenössische Kunst in den öffentlichen Räumen im 2. Obergeschoss des Parlamentsgebäudes wurde durchgeführt und umgesetzt. Die Einweihung des Kunstwerkes von Frau Annaïk Lou Pitteloud erfolgte am 12. September 2018 zum 170. Jubiläum der modernen Schweiz.

Wir freuen uns, Annaïk Lou Pitteloud sowie Bernhard Aebi, der Architekt des damaligen Umbaus des Parlamentsgebäudes und weitere Persönlichkeiten in unserer Jury begrüssen zu dürfen.

Das aktuelle Projekt ist zweifelsohne das wichtigste und aufsehenerregendste, das im Rahmen des «Kunstkonzeptes Parlamentsgebäude» durchgeführt wird. Wir erwarten ein grosses Interesse der Öffentlichkeit und der Medien.

Zum Schluss:

Ich freue mich auf die Entwürfe, die Sie einbringen werden und darauf, Sie im Oktober anlässlich der Jurierung persönlich treffen zu können.

Viel Erfolg und bleiben Sie gesund.

Gerne gebe ich nun das Wort zurück an Hans Ruedi Reust, Präsident der Kunstkommission Parlamentsgebäude.