Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Nationalrates
Sehr geehrter Herr Generalsekretär der Bundesversammlung
Geschätzte Damen und Herren der Parlamentsdienste
Sehr geehrte Damen und Herren der Presse

Liebe Kolleginnen und Kollegen
Für das Vertrauen, das Sie mir mit der Wahl zum Nationalratspräsidenten entgegenbringen, danke ich herzlich. Dies ehrt und berührt mich sehr.

Für meinen Heimatkanton Bern, für meinen Wahlkreis Emmental und für meinen Wohnort Alchenstorf ist das nicht ein alltägliches Ereignis.
Ich danke unserem Bernischen Regierungspräsidenten Pierre-Alain Schnegg und Vize-Regierungspräsidentin Beatrice Simon für die Unterstützung und dass Ihr heute auf der Tribüne anwesend seid.

Ein grosser Dank gilt meiner Partei, der Schweizerischen Volkspartei, für die Nomination und meinen ehemaligen Mitbewerbern für dieses Amt für ihr sportliches und faires Ausmarchen.

Was wäre unser vielfältiges Leben, die Berufsarbeit und das Politisieren ohne unsere Familien und Freunden?
Es berührt mich sehr, mit Blick auf die Besuchertribüne, dass ihr meine Familie und einige wichtige Menschen anwesend seid und anwesend sein dürft. Meine Frau Thea, unsere Kinder, mein 87-jähriger Vater, meine Geschwister und einigen Weggefährten.
Ein spezieller Gruss gilt meinem politischen Ziehvater Ueli Salzmann aus Oberburg, der mich vor 14 Jahren motiviert hat, für den Nationalrat zu kandidieren. Ohne dich Ueli, wäre ich heute nicht hier. Es freut mich, dass es deine Gesundheit zulässt, heute anwesend zu sein.

Ich werde alles daransetzen, mein Mandat effizient und unparteiisch mit dem Blick auf das Ganze auszuüben. Mit Isabelle Moret hatte ich eine hervorragende Lehrmeisterin und mit Irene Kälin eine optimale erste Vizepräsidentin.
Die Corona Krise lehrte uns, in der Parlamentsführung situativ zu reagieren, umzudisponieren und neue Wege zu gehen.

I ma fa plaschair che la lingua rumantscha entra en il presidi dal Cussegl naziunal cun Martin Candinas sco segund vicepresident dal Grischun.

Mit der Corona Krise stehen wir in der weltweit grössten Pandemie seit Menschengedenken. Wir nehmen uns am heutigen Tag keine Zeit für Vergnügen und Zerstreuung, sondern lassen Solidarität und Verzicht zu.
Wir denken an alle, die in dieser Krise einen lieben Mitmenschen verloren haben. Unsere Gedanken sind auch bei den einsamen Menschen und denjenigen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben, haben müssen. Wir hoffen sehr, dass sie Zuversicht und Lichtblicke erleben.
Unsere grosse Anerkennung und unser Dank gelten den Menschen, die im Gesundheitswesen da sind und hin stehen und all Jenen, die in dieser Krise Verantwortung übernehmen und gut handeln.

Meine Initialen mit Name, Vorname und Wohnort tragen das Triple A.
Für mein Präsidialjahr begebe ich mich aber ans andere Ende des Alphabets … und habe mich für ein Triple Z entschieden.
Z wie Zusammenhalt, Z wie Zuversicht und Z wie Zufriedenheit – unter dieses Motto möchte ich mein Präsidialjahr stellen.

Zusammenhalt

Für die kranken und wirtschaftlich schwächeren Mitmenschen da sein und die Unternehmen, die unverschuldet in die Krise geraten sind, unterstützen. Sie bilden als KMU und Unternehmen das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft – wie es oft so treffend heisst. Diese inhabergeführten Unternehmen haben jahrelang ordentlich Steuern und Sozialabzüge einbezahlt.
Ich hoffe sehr, dass unser Parlament in den nächsten Tagen faire, griffige und schnelle Lösungen in dieser Hinsicht finden wird.

La coesione è un elemento estremamente importante anche per il nostro magnifico Paese. Esso non si compone soltanto di regioni linguistiche diverse, ma anche di regioni con condizioni diverse.
La questione dei frontalieri in Ticino e la virulenza con cui la pandemia ha colpito il nostro Cantone a sud delle Alpi hanno evidenziato in modo chiaro che dobbiamo tenere conto delle diverse esigenze delle nostre regioni.

Dans ma famille, la tradition veut que les jeunes apprennent le français en Suisse romande. À mes yeux, il est essentiel pour la cohésion de notre nation, issue de la volonté commune de vivre ensemble, de découvrir et d’embrasser les particularités des autres régions linguistiques du pays.

Ein ganz besonderes Anliegen in meinem Präsidialjahr ist das Begegnen und einander besser verstehen von Stadt und Land. Mein persönlicher Mitarbeiter während des Präsidialjahres, Andreas Wyss, bereitet ein tolles Programm vor, damit städtische Schulklassen das Land und die ländlichen Schulklassen die Stadt ab Frühling 2021 erleben dürfen. Für die breite finanzielle Unterstützung von Institutionen und Firmen für dieses Projekt bedanke ich mich heute schon herzlich.

Zuversicht

Der Schriftsteller Stephan Sarek hat gesagt: «Es kann nichts schiefgehen. Das einzige was passieren kann, ist, dass die Dinge einen anderen Verlauf nehmen als geplant».
Unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Monate und der Zusammenhalt prägen die Zuversicht. Als langjähriger Aussenpolitiker unseres Rates durfte ich immer wieder feststellen, dass unser Land mit seinen Institutionen, auch dank der weisen Arbeit unserer Vorfahren, sehr gut aufgestellt ist.

Auch für mich hat diese Eröffnungsrede einen anderen Verlauf genommen. Liebend gerne hätte ich jetzt die 60 Schülerinnen und Schüler und die drei Lehrerinnen unserer Dorfschule von Alchenstorf hier begrüsst, welche zusammen mit Florian Ast gesungen hätten.
Damit ihr dennoch mit den Schulkindern meines Dorfes verbunden sein könnt, haben diese für uns 100 Vogelrestaurants gebastelt und ins Bundeshaus geschickt. Mit dem Erlös werden sie die Schulhausumgebung insekten- und vogelfreundlich gestalten und damit einen nachhaltigen Beitrag an unser Vogeldorf Alchenstorf leisten.

Zufriedenheit / Lebensfreude

Bei all den Herausforderungen, die es zu meistern gilt, sollte die Freude nicht abhandenkommen. Lebensfreude und Leidenschaft sind der Treibstoff für ein aktives, motivierendes und sinnerfülltes Leben.
Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes Lichtblicke und Zufriedenheit im Zusammensein mit Familie und Freunden. Das gemeinsame Lachen, aber auch das gemeinsame Traurig sein, wenn es die Umstände bringen, soll seinen Platz einnehmen.

Ich hoffe sehr, dass die Präsidialfeier, die leider am kommenden Mittwoch nicht stattfinden kann, während der Sommersession möglich sein wird. Liebend gerne würde ich Euch dann meine Heimat, das Emmental, zeigen.

Für uns Parlamentarierinnen und Parlamentariern wird nun auch der traditionelle gemeinsame Wahlapéro in den engen Gängen des Bundeshauses nicht stattfinden können. Ich habe das Privileg, dies anschliessend mit meinen engsten Angehörigen sitzend zu tun.

Selbstverständlich haben wir dennoch an Euch alle gedacht. Ihr bekommt einen Gutschein für ein Glas Präsidentenwein und einen Käseteller der Emmentaler Weltmeister Käser, den Ihr während dieser Wintersession im Restaurant Galerie des Alpes einlösen könnt. Als ganz persönliches Geschenk zum Mitnachhause nehmen, erhaltet Ihr alle eine Glas Honig, gesammelt von den Bienen unseres Bauernhofes Brunnenhof in Alchenstorf.

Ich danke Euch allen nochmals für die Unterstützung meiner Wahl und freue mich auf eine gute gemeinsame Zusammenarbeit. Tragen wir Sorge zueinander.