(sda) Das Tessin hat 18 Jahre lang auf einen Bundesrat gewartet. Nun ist es soweit: Ignazio Cassis ist der achte Vertreter des Kantons in der Landesregierung. Von den bisherigen gehörten drei der FDP und vier der CVP an.

Der erste Tessiner Bundesrat war Stefano Franscini (FDP, 1848-1857). Auf ihn folgten Giovanni Battista Pioda (FDP, 1857-1864), Giuseppe Motta (CVP, 1912-1940), Enrico Celio (CVP, 1940-1950), Giuseppe Lepori (CVP, 1955-1959), Nello Celio (FDP, 1967-1973) und zuletzt Flavio Cotti (CVP, 1987-1999).

Mit nunmehr acht Bundesräten ist der Kanton Tessin vorne dabei: Nur vier Kantone hatten bisher insgesamt mehr Vertreter in der Landesregierung. Es sind dies Zürich mit 20, Waadt mit 15, Bern mit 14 und Neuenburg mit 9 Bundesrätinnen und Bundesräten.

Die 18 Jahre seit dem letzten Bundesrat erschienen dem Tessin trotzdem lang. In der Vergangenheit waren die Zeitspannen ohne Tessiner Bundesrat tatsächlich meist kürzer. Nach Giovanni Battista Pioda dauerte es allerdings ganz 48 Jahre, bis mit Giuseppe Motta wieder ein Tessiner gewählt wurde.

Zwei Romands und ein Tessiner

Bei den Bundesratswahlen der letzten Jahre haben immer wieder Tessinerinnen und Tessiner Stimmen erhalten: Remigio Ratti (CVP) 1999, Patrizia Pesenti (SP) 2002, Fulvio Pelli (FDP) 2003, Chiara Simoneschi (CVP) 2006, Dick Marty (FDP) 2009, Ignazio Cassis (FDP) 2010 (12 Stimmen im ersten Wahlgang), Marina Carobbio (SP) 2011, Norman Gobbi (Lega) 2015. Für eine Wahl reichte es jeweils aber nicht.

Dieses Mal hat es geklappt, Ignazio Cassis folgt auf Didier Burkhalter. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tessiner den Sitz eines Romands übernimmt. Nello Celio folgte auf den Waadtländer Paul Chaudet, der den Bundesrat nach der Mirage-Affäre verliess. Während drei Jahren hatten die Romands anschliessend nur noch einen Bundesrat.

Dieses Mal verbleiben mit Guy Parmelin und Alain Berset zwei Französischsprachige im Bundesrat. Diese Konstellation - zwei Romands und ein Tessiner - war in der Vergangenheit häufiger als drei Romands. Mit der Wahl von Cassis gab es sie sechs Mal. Fünf Mal stellte die Romandie nur einen Bundesrat, davon einmal ohne Tessiner an seiner Seite.

Ost- und Zentralschweiz warten

Nach dem Rücktritt von Didier Burkhalter ist der "Espace Mittelland" noch mit drei Personen im Bundesrat vertreten, dem Berner Johann Schneider-Ammann, der Bernerin Simonetta Sommaruga und dem Freiburger Alain Berset. Je einen Bundesrat stellen die Kantone Waadt (Guy Parmelin), Zürich (Ueli Maurer) und Aargau (Doris Leuthard).

Im aktuellen Bundesrat nicht vertreten sind die Ostschweiz und die Zentralschweiz. Die Kantone Schaffhausen, Uri, Schwyz, Nidwalden und Jura haben noch nie einen Bundesrat nach Bern geschickt, die beiden Basel seit 1848 erst dreimal.

Früher hatte die Bundesverfassung vorgeschrieben, dass pro Kanton höchstens ein Vertreter im Bundesrat sitzen darf. Seit 1999 ist die Regel weniger streng. Heute ist nur noch darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Landesgegenden und Sprachregionen angemessen vertreten sind.