Der Entscheid am Donnerstagmorgen fiel hauchdünn mit 97 zu 96 Stimmen. Nationalratspräsident Jürg Stahl (SVP/ZH) fällte den Stichentscheid zugunsten der knappen bürgerlichen Mehrheit aus SVP und FDP in der grossen Kammer. Diese wollten die Schuldenbremse auf keinen Fall aufweichen, wie die beiden Fraktionssprecher betonten.
Aktuell lässt die Schuldenbremse ein Defizit von rund 350 Millionen Franken zu. Um deren Regeln einhalten zu können, will der Bundesrat 400 Millionen Franken an Flüchtlingsgeldern als ausserordentliche Ausgaben verbuchen. Damit würde das Defizit 219 Millionen Franken betragen und wäre konform mit der Schuldenbremse.
Weniger für Sozialhilfe
Der Nationalrat stellt sich nun aber knapp gegen dieses Vorgehen und nahm ein anderes Konzept an. Demnach sollen keine ausserordentlichen Ausgaben budgetiert werden. Stattdessen soll das Budget des Staatssekretariats für Migration (SEM) um 344 Millionen Franken gekürzt werden. Hinzu käme eine Kreditsperre auf 60 Millionen Franken.
Von den Kürzungen gingen 294 Millionen Franken zulasten der Sozialhilfe von Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlingen. 50 Millionen sollen bei den Betriebsausgaben der Empfangs- und Verfahrenszentren gekürzt werden.
Streit um Ausserordentlichkeit
Svp und FDP stellten sich im Rat auf den Standpunkt, der Bundesrat habe mit 45'000 Asylgesuchenden gerechnet. Neu würden jedoch 30'000 Gesuche erwartet. Die beantragte Kürzung beim SEM entspreche dieser Veränderung.
Zudem seien ausserordentliche Ausgaben nur in ausserordentlichen Situationen vorgesehen, sagte Pirmin Schwander (SVP/SZ). "Dazu gehören beispielsweise schwere Rezessionen oder Naturkatastrophen, aber nicht die Flüchtlingszahlen."
Riskantes Vorgehen
Alle anderen Parteien gaben zu bedenken, die Entwicklung sei schwer vorauszusehen. In vielen Staaten bleibe die Lage unberechenbar, sagte Alois Gmür (CVP/LU). "Die Situation kann sich sehr rasch ändern."
Für Mattea Meyer (SP/ZH) ist klar, dass der Bundesrat zusätzliche Mittel für das Asylwesen über Nachtragskredite beschaffen müsste. "So riskieren wir, gegen Ende 2017 die Schuldenbremse nicht einhalten zu können", sagte auch Finanzminister Ueli Maurer.
Der Ständerat äussert sich am Montag zum Thema.