Nach dem Ständerat sprach sich am Donnerstag auch der Nationalrat gegen eine Standesinitiative des Kantons Genf aus. Die Rechtskommission anerkenne die historische Bedeutung der Ereignisse für den Kanton Genf, sagte Kommissionssprecher Bruno Walliser (SVP/ZH). Sie habe auch Verständnis für die die Beweggründe der Demonstranten.
Doch das Urteil sei nach den Regeln des damaligen Rechtsstaates korrekt zu Stande gekommen, gab Walliser zu bedenken. Eine Rehabilitierung wäre auch ein Eingriff in die Zuständigkeit der Judikative. Der Nationalrat stimmte dem Antrag der Kommission mit 113 zu 54 Stimmen bei 4 Enthaltungen zu.
Gemäss dem historischen Lexikon der Schweiz wurde Genf am 9. November 1932 "Schauplatz heftiger Zusammenstösse zwischen Links- und Rechtsextremen, die im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Totalitarismus in Europa, der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit zu sehen sind". Sie gingen als Genfer Unruhen in die Schweizer Geschichte ein.
Militante Sozialisten unter Léon Nicole und Anhänger der faschistischen Union nationale von Georges Oltramare lieferten sich Strassenkämpfe. Eine Aktion der Union nationale, die zum Ziel hatte, die sozialistischen Anführer in Genf an den Pranger zu stellen, trieb die Sozialisten zu einer Gegendemonstration.
Um die öffentliche Ordnung zu wahren, wurde die Armee aufgeboten. Doch der Einsatz geriet ausser Kontrolle: Die Armeeangehörigen eröffneten das Feuer auf die Menschenmenge. Es gab 13 Tote und 65 Verletzte. Keiner der militärischen Befehlshaber musste sich vor Gericht verantworten. Hingegen wurden Hunderte Demonstranten verhaftet und verhört.
Sieben Demonstranten wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt von einem Strafgericht des Bundes zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Grüne Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone sprach von einem "Trauma". Die Geschichte sei lange her, in Genf sei sie aber immer noch lebendig. Die Rehabilitierung der sieben Verurteilten würde es erlauben, damit Frieden zu machen.