(sda) Der Ständerat will dem Mangel an berufspraktisch ausgebildeten Fachkräften entgegenwirken. Unter anderem will er dazu die höhere Berufsbildung mit den neuen Titeln "Professional Bachelor" und "Professional Master" attraktiver machen.

Mit 45 zu 0 Stimmen ohne Enthaltungen stimmte die kleine Kammer am Montag einer Änderung des Bundesgesetzes über die Berufsbildung zu. Als Nächstes muss sich der Nationalrat damit befassen.

Der Bundesrat verfolgt mit dem Gesetzesentwurf nach eigener Aussage das Ziel, die höhere Berufsbildung bekannter zu machen und ihr gesellschaftliches Ansehen zu steigern. Die bestehenden Titel werden durch die Gesetzesrevision nicht abgelöst, vielmehr sollen "Professional Bachelor" und "Professional Master" als Titelzusätze fungieren.

Die Zahl der Hochschulabschlüsse habe in den letzten Jahren stärker zugenommen als jene in der höheren Berufsbildung, gab die Landesregierung im April bei der Verabschiedung der Botschaft ans Parlament zu bedenken. Dies berge das Risiko, dass der Wirtschaft und insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen berufspraktisch ausgebildete Fachkräfte fehlten.

Im Ausland kaum bekannt

Personen mit entsprechenden Abschlüssen hätten das geringste Risiko, arbeitslos zu werden, und hervorragende Lohnaussichten, sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Im Ausland aber kenne man die entsprechenden Diplome in der Regel nicht.

Die Internationalisierung finde auch in der Schweiz statt, sagte Kommissionssprecher Matthias Michel (FDP/ZG). Viele internationale Unternehmen in seinem Heimatkanton stellten "einfach mal Bachelors an".

Auch bei der Prüfungssprache sieht die Vorlage eine Annäherung an andere Tertiärabschlüsse vor. Neu sollen eidgenössische Berufs- und höhere Fachprüfungen auch auf Englisch abgelegt werden können.

"Marketing in Reinform"

Im Ständerat war die Vorlage weitgehend unumstritten. Eine FDP-Minderheit der vorberatenden Kommission wollte auf die neuen Titel verzichten, drang damit aber nicht durch. Sie argumentierte, die Titelzusätze seien unnötig und könnten Verwirrung stiften.

Benjamin Mühlemann (FDP/GL) sagte, es gehe nur noch um "Marketing in Reinform". Das Profil der höheren Berufsbildung werde durch die Anlehnung an Hochschultitel verwässert. Dadurch drohten auch die bisherigen Titel abgewertet zu werden.

Jakob Stark (SVP/TG) widersprach, "Bachelor" und "Master" würden heute hauptsächlich als "Ausdruck von Hochwertigkeit" verstanden.

Keine weitere Differenzierung

Der Rat verwarf auch einen Antrag der Kommissionsmehrheit, der eine weitere Differenzierung forderte: Demnach sollte der Titelzusatz beim Abschluss einer höheren Fachprüfung "Professional Bachelor" lauten, beim Erwerb eines Abschlusses einer höheren Fachschule "Professional Bachelor in" - ergänzt durch die Fachrichtung.

Die entsprechenden Ausbildungsgänge unterschieden sich stark, gab Michel zu bedenken. Für Absolventen höherer Fachschulen sei der Lernaufwand erheblich höher als bei höheren Fachprüfungen.

Isabelle Chassot (Mitte/FR) wollte dagegen bei der Version des Bundesrats bleiben. Die Heterogenität bei den Abschlüssen der höheren Berufsbildung sei gross. "Professional Bachelor" und "Professional Master" sollten künftig ohnehin nur in Kombination mit den schon heute existierenden Titeln geführt werden, argumentierte sie mit Erfolg. Es bestehe die Gefahr, dass dies in Zukunft nicht passiere, wenn man der Mehrheit folge. Dies gefährde den mit den Akteuren im Bildungsbereich gefundenen Kompromiss.

Stärkung der Berufslehre

Flavia Wasserfallen (SP/BE) verteidigte die Einführung der Titelzusätze. Wichtig sei aber ganz generell die Stärkung der Berufslehre. Sie appellierte an den Rat, dabei in den kommenden Diskussionen die Anliegen von Lernenden bezüglich Arbeitsbedingungen und Ferien aufzunehmen.

Es scheint wahrscheinlich, dass die Einführung der neuen Titel auch im Nationalrat eine Mehrheit findet. Bereits in der Frühlingssession 2024 hiess die grosse Kammer fünf Motionen mit genau jenem Anliegen gut. Der Ständerat seinerseits lehnte die Vorstösse am Montag ab, obwohl eine Mehrheit die Idee befürwortet. Dies, da der Bundesrat in der Zwischenzeit einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung gemacht hat.