(sda) Der Nationalrat stärkt dem Bundesrat bei dessen Plänen für eine Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft mit der Europäischen Union den Rücken. Er hat am Montag eine Motion angenommen, welche Gespräche zur Aufnahme von Verhandlungen auf diesem Gebiet fordert.

Eine im wesentlichen aus SVP-Vertretern bestehende Minderheit der nationalrätlichen Sicherheitskommission (SiK-N) scheiterte mit dem Antrag, die von der Mehrheit der Kommission eingebrachte Motion abzulehnen. Diese Minderheit ist der Meinung, eine solche Kooperation sei mit der schweizerischen Neutralität nicht vereinbar.

Nur 61 Ratsmitglieder stimmten aber im Nationalrat gegen die Überweisung der Motion, während 124 ihr zustimmten. Der Vorstoss muss noch in den Ständerat.

Hoffnung auf Skaleneffekte

In ihrer im Mai eingereichten Motion argumentierte die SiK-Mehrheit, die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen in Europa hätten sich gewandelt. Dies, seit sich die US-Regierung zunehmend aus der gemeinsamen europäischen Sicherheitsarchitektur zurückziehe.

Eine neue europäische Sicherheitsarchitektur befinde sich im Aufbau. Die Schweiz solle sich daran beteiligen. So nehme sie auch ihren Teil der Verantwortung dafür wahr.

Eine engere Kooperation mit der EU bei der Sicherheit eröffne auch Möglichkeiten für gemeinsame, billigere Rüstungsbeschaffungen. So genannte "Skaleneffekte" würden sich vorteilhaft auswirken. Gemeint ist, dass im Allgemeinen Objekte, welche zum Verkauf stehen, billiger werden, je mehr man davon bestellt.

SiK-Mehrheitssprecher Fabian Molina (SP/ZH) sagte am Montag im Rat, neutralitätspolitisch sei eine solche Zusammenarbeit unbedenklich.

Dem widersprach Walter Gartmann (SG/SVP) im Namen der Kommissionsminderheit. Rund um die Schweiz "krisele" es. Der Verteidigungswille der Schweizer Armee würde bei einem solchen Abkommen nicht grösser. Flugzeuge würden nicht günstiger. Fabian Molina wolle in die EU.

Im Juni hatte der Bundesrat bekanntgegeben, dass er eine Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft mit der EU prüfen will. Das sei mit der Neutralität vereinbar. Verteidigungsminister Martin Pfister sagte am Montag im Nationalrat, eine solche Partnerschaft wäre für die Schweiz gut, da sie der Schweiz alle Freiheiten liesse. Sie sei auch neutralitätsrechtlich unproblematisch.

Pfister versprach, die beiden Sicherheitspolitischen und Aussenpolitischen Kommissionen der eidgenössischen Räte vor Abschluss einer allfälligen Absichtserklärung zu konsultieren.

Grossbritannien, Island, Japan. . .

Nicht nur der Schweiz, sondern weiteren Drittstaaten bietet die EU Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaften an. Im Mai dieses Jahres schloss die EU mit dem Vereinigten Königreich (Grossbritannien und Nordirland) eine solche Partnerschaft ab, im Juni folgte Kanada.

Auch mit Norwegen, Albanien, Moldau, Nordmazedonien, Japan und Südkorea gibt es solche Vereinbarungen. Im Juli kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Besuch auf Island den Start von Gesprächen für eine solche Partnerschaft mit dem Inselstaat an.

Die Eu schliesst solche Partnerschaften lediglich mit "gleichgesinnten Staaten". Darunter sind Länder zu verstehen, die die Werte der EU wie die Rechtsstaatlichkeit oder die Menschenrechte teilen. Die Schweiz kommt daher für eine Partnerschaft im Bereich der Sicherheit und der Verteidigung infrage, wie die Europäische Kommission im April mitteilte.