​Am 14. Juni 2017 empfing Nationalratspräsident Jürg Stahl in Bern den Präsidenten der Nationalversammlung von Dschibuti, Mohamed Ali Houmed. Die beiden Präsidenten waren sich einig, dass es das «direkte Band von Volk zu Volk» ist, welches die Beziehungen zwischen zwei Ländern festigt. Mohamed Ali Houmed sagte, er und seine Delegation seien unter anderem deshalb zu Besuch, weil man von der Schweiz lernen wolle, namentlich was die Berufsbildung angeht. Nationalratspräsident Stahl betonte, dass es nicht nur auf die finanzielle Unterstützung ankommt, sondern dass auch die Vermittlung von Kompetenzen in der Berufswelt und im Sport eine wichtige Rolle spielt, namentlich um den jüngeren Generationen eine Zukunftsperspektive zu bieten.

Die dschibutische Delegation, die neben Mohamed Ali Houmed fünf Parlamentsmitglieder umfasste, wurde auch von der Vizepräsidentin des Ständerates, Karin Keller-Sutter, empfangen. Diese erinnerte daran, dass Dschibuti über einen strategisch wichtigen Hafen verfügt, und erkundigte sich nicht zuletzt deshalb nach der politischen Lage in dieser Region. Der dschibutische Parlamentspräsident sagte, dass Dschibuti von politisch instabilen Ländern umgeben sei und sich einem wahren Ansturm von Flüchtlingen, insbesondere aus Eritrea und Jemen, ausgesetzt sehe. Die beiden Politiker waren sich einig, dass direkt in diesen Ländern investiert werden muss, um der Bevölkerung und namentlich den Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu geben.

Die Gäste aus Dschibuti kamen zudem mit einigen Mitgliedern der von Nationalrätin Isabelle Chevalley präsidierten parlamentarischen Gruppe Schweiz-Afrika zusammen und erörterten mit diesen neben dem Thema erneuerbare Energien auch die Möglichkeit der afrikanischen Länder, Arbeitsplätze im Bereich der Abfallverwertung zu schaffen. Gegen Ende des Besuchs im Bundeshaus tauschte sich der dschibutische Parlamentspräsident noch mit der zuständigen stellvertretenden Staatssekretärin des EDA, Krystyna Marty Lang, über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Dschibuti aus.

Der Schweizbesuch der dschibutischen Delegation hatte am Morgen im Kanton Freiburg begonnen, wo sie vom Gemeindepräsidenten und vom Gemeindeschreiber von Greyerz, Jean-Pierre Doutaz und Daniel Weber, empfangen wurde. Der Gemeindepräsident stellte die Region vor und erläuterte den Schweizer Föderalismus, der den Bürgerinnen und Bürgern mit seinen drei Verwaltungsebenen und den direktdemokratischen Elementen Referendum, Volksinitiative und Petition eine aktive Teilhabe am politischen Leben ermöglicht. Der Gemeindeschreiber erklärte anschliessend das duale Berufsbildungssystem der Schweiz und ein Lernender der Gemeindeverwaltung berichtete von seinen Erfahrungen.

Das Schweizer Berufsbildungssystem war einer der Hauptbeweggründe für den Besuch der dschibutischen Delegation, welche dementsprechend alle diesbezüglichen Informationen mit grossem Interesse aufnahm. Zum Abschluss ihres Schweizaufenthalts besuchten die Gäste das französischsprachige Berufsbildungszentrum des Kantons Bern in Saint-Imier (CEFF, Centre de formation professionnelle Berne francophone) und die Zweigstelle des Spitals des Berner Juras (Hôpital du Jura bernois, HJB AG) in Moutier, wo sie sich mit Lernenden aus verschiedenen Ausbildungsbereichen unterhalten konnten.

Der Direktor des CEFF, Serge Rohrer, erläuterte den Gästen, wie sich der Einstieg der Jugendlichen in die Arbeitswelt gestaltet. Von Schweizer Seite wurde betont, dass die duale Ausbildung ein Erfolgsmodell ist, das jedoch nicht einfach eins zu eins auf ein anderes Land übertragen werden kann. Der Schlüssel für den Erfolg sei die Zusammenarbeit von Eltern, Jugendlichen, Schulen, Arbeitgebern und Berufsverbänden. In der dualen Ausbildung spiele die Schule eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der allgemeinen Kenntnisse, die besonders dann von Nutzen seien, wenn eine Fortführung der Ausbildung angestrebt werde, was dank der Durchlässigkeit des Schweizer Systems nahezu jederzeit möglich sei. In Begleitung von Daniel Roulin, dem Direktor des Bereichs Gesundheit und Soziales, besichtigte die dschibutische Delegation einige Werkstätten des CEFF und unterhielt sich dort mit Lernenden und Lehrkräften.

Von Saint-Imier reiste die Delegation nach Moutier, wo der Generaldirektor der HJB AG, Dominique Sartori, die Rolle des Ausbildungsspitals beschrieb und die Besonderheit des dualen Ausbildungssystems der Schweiz hervorhob. Wie die Ausbildung konkret abläuft, konnte beim Besuch verschiedener Spitalbereiche (Medizin, Küche, Logistik, Dialysezentrum und Radiologie) beobachtet werden. Die Lernenden berichteten in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich von ihrer Ausbildung sowie von den Schwierigkeiten, aber auch Chancen, welche diese Art der Ausbildung mit sich bringt. Die dschibutische Delegation fragte mehrfach nach den Möglichkeiten eines Erfahrungsaustauschs und nutzte die Anwesenheit von Dr. Thomas Nierle, der neben seiner Tätigkeit in Moutier auch Präsident von Ärzte ohne Grenzen Schweiz ist, um sich nach einer möglichen Zusammenarbeit zu erkundigen. «Die wichtigste Ressource, in die investiert werden muss, ist das Personal», sagte Nierle und unterstrich damit, welche Bedeutung der Ausbildung der Jugendlichen zukommt, also jenem Thema, für das die Gäste vom Horn von Afrika insbesondere in die Schweiz gekommen waren.