​Es gilt das gesprochene Wort

 

 

 

Wir verabschieden heute unsere Bundeskanzlerin Corina Casanova, die während zwei Legislaturen ihre Rolle und Aufgaben kompetent, diskret und erfolgreich erfüllte.

 

Aufgewachsen ist die erste Bundeskanzlerin mit rätoromanischer Muttersprache in Tarasp und Ruschein. Die gelernte Juristin arbeitete zunächst als Anwältin und danach während mehrerer Jahre als Delegierte des IKRK in Afrika und Lateinamerika. Ihre beeindruckende Sprachgewandtheit kam ihr dabei zugute.

Beim Bund arbeitete sie zunächst ab 1992 vier Jahre als Informationsbeauftragte der Parlamentsdienste. Danach wechselte sie in den Stab des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten. 2002 erfolgte die Wahl zur stellvertretenden Generalsekretärin des EDA. Im Jahr 2005 ernannte sie der Bundesrat zur Vizekanzlerin. Zwei Jahre später wählte sie das Parlament zur Bundeskanzlerin.

Unter ihrer Leitung hat die Bundeskanzlei bedeutende Reformen durchgeführt, um die Regierung wirksam zu unterstützen. Dazu gehören etwa der Aufbau eines Präsidialdienstes zur Beratung und Unterstützung der Bundespräsidentin oder des Bundespräsidenten sowie eine kontinuierliche Lage- und Umfeldanalyse zuhanden des Bundesrates. Wichtige Schritte wurden auch auf dem Gebiet der Digitalisierung von staatlichen Dienstleistungen gemacht, die von Frau Casanova stark vorangetrieben wurde. Weiter erfolgte mit dem revidierten Publikationsgesetz der Übergang zum Primat der elektronischen Fassung des Bundesrechts; ab 1. Januar 2016 ist bei den amtlichen Veröffentlichungen die elektronische Fassung rechtsverbindlich. Im Bereich Kommunikation wurden die Produkte ausgebaut und der Zeit entsprechend angepasst. Die Kommunikation des Bundesrates wurde professionalisiert. Dank Corina Casanova ist heute der Bundestrat auf den Sozialmedien (Twitter, Facebook, youtube) präsent.

Im Bereich der politischen Rechte sorgte die Bundeskanzlerin zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für einen reibungslosen Ablauf der eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen.

Corina Casanova verstand ihre Funktion stets als Dienstleistungsstelle für Bundesrat und Volk. In einem Presseartikel wird sie zurecht als „die klassische loyale und integre Staatsdienerin“ bezeichnet. Ihr Markenzeichen war das Lenken im Hintergrund. Bundesratssitzungen wurden von ihr professionell vorbereitet, was bestimmt zum guten Funktionieren des Gremiums beigetragen hat. Im Vordergrund stand nie ihre Person sondern stets die Sache. Ihre Scharnierfunktion zwischen Parlament und Bundesrat nahm sie mit viel Sachverstand wahr.

Ein besonderes Anliegen war ihr auch eine angemessene Sprachenvertretung in der Verwaltung. Für ihr Engagement für die rätoromanische Sprache und eine viersprachige Schweiz erhielt Corina Casanova mehrere Preise und Auszeichnungen. An einer dieser Ehrungen durfte ich vor vier Jahren die Laudatio halten.

Weiter warb sie immer wieder für eine stärkere Beteiligung von Frauen in der Politik. Dass es im neu gewählten Nationalrat so viele Frauen wie noch nie gibt, wird Frau Casanova mit besonderer Freude zur Kenntnis genommen haben.

Vor einem halben Jahr kündete sie ihren Rücktritt auf die kommende Legislatur an. Sie wolle neuen Kräften Platz machen, erklärte sie. Nun bleibt Corina Casanova wieder mehr Zeit für das Privatleben, Reisen in ferne Länder und für Sport in ihren Bündner Bergen. Wir mögen es ihr von Herzen gönnen.

Ich danke Ihnen, Frau Casanova, für Ihre grosse und erfolgreiche Arbeit für unser Land und die staatlichen Institutionen und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.