Im Vordergrund standen folgende drei Themen: das Grenzgängerabkommen, der Zugang zum italienischen Finanzdienstleistungsmarkt für Schweizer Kreditinstitute und die Zusammenarbeit zur Förderung des Italienischen.
Das Grenzgängerabkommen will Italien erst unterzeichnen, wenn die Masseneinwanderungsinitiative europakompatibel umgesetzt ist. Dies könnte der Fall sein, sobald der Bundesrat die entsprechenden Ausführungsverordnungen verabschiedet. Einer Unterzeichnung im Wege steht derzeit allerdings, dass das italienische Parlament wahrscheinlich Ende Dezember aufgelöst und im März 2018 neu gewählt wird.
Auch beim zweiten Punkt, dem von den Schweizer Kreditinstituten geforderten Zugang zum italienischen Finanzdienstleistungsmarkt, ist die Situation derzeit festgefahren, da der Zwang, in Italien eine Filiale zu eröffnen, um dort Geschäfte betreiben zu können, ein grosses Problem für die Schweiz darstellt.
Beim dritten Thema, der Zusammenarbeit zur Förderung des Italienischen, bestand hingegen breiter Konsens. Die beiden Delegationen möchten rasch ihre Kräfte bündeln, um den Italienischunterricht in der Schweiz zu fördern. Vor Kurzem wurde sogar eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Modalitäten der Zusammenarbeit festzulegen.
Nach den Gesprächen in Bern begab sich die italienische Delegation ins Tessin. In Lugano besichtigte sie das nationale Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz (Centro Svizzero di calcolo scientifico, CSCS), in dem der drittleistungsstärkste Rechner der Welt steht. Das 1991 gegründete und von der ETH Zürich betriebene Zentrum ist auf den Forschungsbereich High Performance Computing (HPC) spezialisiert, der in Disziplinen wie Physik, Materialwissenschaften, Gesundheitswissenschaften, Chemie, Biologie, aber auch in Sozialwissenschaften und Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist. Vizedirektorin Maria Grazia Giuffreda erklärte, dass der Zweck des Zentrums darin besteht, Rechenmodelle zur Lösung wissenschaftlicher Probleme zu erstellen.
Den Abschluss des Schweizbesuchs der italienischen Delegation bildeten die Besichtigung des Kunst- und Kulturzentrums Lugano (Lugano Arte e Cultura, LAC), wo sie vom Vorsteher des Kulturdepartements, Stadtrat Roberto Badaracco, empfangen wurde, sowie das Treffen im Zentrum für Polizei- und Zollzusammenarbeit (Centro di Cooperazione di Polizia e Dognale, CCPD) in Chiasso, das gemeinsam mit Hauptmann Christophe Cerinotti organisiert wurde. Das CCPD wurde auf der Grundlage des Abkommens zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Italienischen Republik über die Zusammenarbeit der Polizei- und Zollbehörden gegründet und sorgt für den reibungslosen Ablauf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen in Polizei- und Zollangelegenheiten. Laut Christophe Cerinotti ist das Zentrum ein gutes Beispiel für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern.
Zusammenkünfte dieser Art tragen dazu bei, dass sich die beiden Delegationen besser kennenlernen und sich der Besonderheiten des jeweils anderen Landes bewusst werden. Ausserdem dient der Austausch über aktuelle Themen, die für beide Länder von Belang sind, dazu, die Beziehungen zwischen den beiden Parlamenten zu festigen.
Der Schweizer Delegation gehörten neben ihrem Präsidenten, Ständerat Filippo Lombardi (CVP, TI), und ihrem Vizepräsidenten, Nationalrat Marco Chiesa (SVP, TI), die Nationalrätinnen Roberta Pantani (Lega, TI), Kathy Riklin (CVP, ZH) und Silva Semadeni (SP, GR), Nationalrat Giovanni Merlini (FDP, TI) sowie Ständerat Claude Janiak (SP, BL) an.
Die italienische Delegation umfasste neben ihrem Präsidenten, dem Abgeordneten Gianni Farina (Partito Democratico, PD), den Abgeordneten Florian Kronbichler (Movimento Democratico e Progressista, MDP) sowie den Senator Jonny Crosio (Lega Nord, LN).