Eine Frau vor einer mehrheitlich blauen Fahne, ein Mann vor einer mehrheitlich roten Fahne. Der Mann überreicht der Frau ein Geschenk und erläutert dessen Bedeutung. Eigentlich das typische Bild eines Staatsbesuchs, wären da nicht die Masken, die uns vor Augen führen, dass wir uns mitten in einer Pandemie befinden. Allerdings ist es ein besonderes Treffen, das an diesem 3. März 2021 stattfindet: Nationalratspräsident Andreas Aebi (SVP, BE) empfängt Vjosa Osmani, die Präsidentin des kosovarischen Parlaments, die seit November 2020 auch Interimspräsidentin von Kosovo ist. Der Besuch in der Schweiz ist Vjosa Osmanis erste offizielle Auslandsreise nach dem Sieg ihrer Partei bei den Wahlen vom 14. Februar 2021. Kurz darauf, am 4. April 2021, wird sie dann definitiv zur Präsidentin des Kosovo gewählt. Vielleicht unterzeichnet sie ihre Dokumente nun ja mit dem edlen Schreibgerät von Caran d’Ache, einer speziellen Edition für Frauen, welche ihr vom Schweizer Parlament geschenkt wurde? Das Medienecho auf diesen Besuch war enorm, namentlich bei der grossen kosovarischen Gemeinschaft, die in der Schweiz lebt.

Eine junge Frau mit Maske und Handschuhen steht hinter einer Plexiglasscheibe. Vor ihr Utensilien, die einen ans Spital denken lassen: Einweghandschuhspender, Haushaltspapier, Desinfektionsmittel. Ein paar Meter davon entfernt überreicht ein Mann im Anzug einer weiteren behandschuhten Frau einen Umschlag. Im Vordergrund sind Röhrchen in einem Koffer zu sehen.
Als das Parlamentsgebäude für die Öffentlichkeit noch geschlossen ist, übernehmen die Parlamentsführerinnen situationsbedingt eine andere Aufgabe: Sie empfangen am Eingang des Parlamentsgebäudes die Ratsmitglieder, die Medienschaffenden und die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung, um deren (freiwillige) Speicheltests entgegenzunehmen. Diese damals noch wenig gebräuchliche Methode erweist sich als grosser Erfolg. Während der gesamten Session werden 834 Proben von Ratsmitgliedern und 1094 von anderen Sessionsteilnehmenden untersucht. Nur ein einziger Test, in der ersten Sessionswoche, fällt positiv aus.

Wir schauen in den Nationalratssaal. Fächerförmig breiten sich die Pulte der Ratsmitglieder im Raum aus. Eine teppichbezogene Rampe durchschneidet die Sitzreihen, unter denen sich ornamentale Lüftungsgitter abzeichnen. Im Hintergrund, durch eine feingezwirnte Kordel abgesperrt, erkennen wir die ledernen Sitze der Ständeratsmitglieder. Sie reihen sich an einer mit ausladenden Schnitzereien verzierten Täferung. Ein Ratsmitglied hat seine Tasche unter einem Sitz verstaut, angelehnt an das zur Pranke geformte Stuhlbein.

Zwischen den Sitzplätzen sind Trennwände aus Plexiglas montiert, reflektieren beinahe blendend das helle Saallicht. Ein ungewohnter Anblick. Doch die Parlamentsmitglieder arrangieren sich damit. Die GLP-Parteikollegen Martin Bäumle und Thomas Brunner lassen sich trotz x-facher Spiegelung und Geräuschdämpfung nicht separieren, unterhalten sich angeregt. Und Mitte-Politiker Markus Ritter nutzt die Abschirmung durch die Plexi-Box gar, um ungestört arbeiten zu können.
Gleich und doch anders – so präsentiert sich uns der Ratsbetrieb während der Herbstsession 2020.

Ein historisch ausgestattetes Zimmer mit Stuck, Tapete, Schrankvitrine und einem Wandregal mit Ablage. Zwei Türen stehen offen, eine ist geschlossen. Die lederbezogenen Stühle sind im Raum wie zufällig platziert. Es gleicht einer Abstellkammer: Transportkisten aus rohem Holz warten darauf, ein- oder ausgepackt zu werden. Der Parkettboden muss schützenswert sein, unter den Rollen liegen Unterlagen. Alles ist still. Einzig die Zeiger der Wanduhr bewegen sich. Sie zählen die Minuten und Stunden, lassen die Zeit passieren.

Auf den Kisten steht: Nationalrat, Präsidium Kiste I und Nationalrat, Plenum Kiste 6. In den Kisten befinden sich hunderte von Plexiglas-Schutzscheiben. Bald beginnt die Herbstsession 2020. Das Parlament kehrt aus dem Exil nach Hause zurück. Jedes Ratsmitglied erhält sein Glashaus, damit ihm die Viren nichts anhaben können.

Mit der Stille ist es vorbei.

Nach der Gesundheitskrise gehen die Scheiben zurück in die Kisten und die Kisten in den Keller – bis zur nächsten Pandemie. Und das Vorzimmer erhält wieder seine ursprüngliche Eleganz.

Feierlich gekleidete Bürgerinnen und Bürger kommen im Nationalratssaal zusammen, um an einem Gespräch teilzunehmen. Die Menschen sitzen in sicherem Abstand zueinander. Eine Mitarbeiterin der Parlamentsdienste (ganz hinten) trägt ein Teleskopmikrofon, über das die Gäste Fragen stellen können. Über das Mikrofon wurde aus Hygienegründen ein Plastiksäckchen gespannt. Covid-19 ist omnipräsent.

 Nachdem die Fallzahlen nach der ersten Covid-Welle stark zurückgehen, entscheiden sich die letztjährige Nationalratspräsidentin Isabelle Moret und der letztjährige Ständeratspräsident Hans Stöckli für die Durchführung eines 1. Augustanlasses im Parlamentsgebäude. Der Anlass findet unter einem strengen Schutzkonzept statt. Nur wenige Wochen später wird die zweite Welle das ganze Land erfassen und den Bundesrat erneut zu starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens veranlassen.

Die Covid-19-Pandemie hat den Handschlag aus dem diplomatischen Protokoll entfernt. Dieses altehrwürdige Zeichen der Völkerverständigung ist zu einem gefährlichen Überträger für das Virus geworden. Dennoch wollten Ständeratspräsident Alex Kuprecht (links) und der österreichische Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ihre guten nachbarschaftlichen Beziehungen demonstrieren. Sie standen buchstäblich «Schulter an Schulter» vor der Linse der Fotografin.

Im Hintergrund ist die imposante Jugendstil-Statuengruppe mit den drei Eidgenossen zu sehen. Der Legende nach gründeten Walter Fürst aus dem Kanton Uri, Werner Stauffacher aus dem Kanton Schwyz und Arnold von Melchtal aus dem Kanton Unterwalden die erste Eidgenossenschaft, indem sie sich gegen die Habsburger verbündeten. Ihr Schwur stammt angeblich aus dem Jahr 1291. Das verleiht dem freundschaftlichen Ellbogenschlag am 5. Mai 2021 eine große Feierlichkeit.

Eine offene Glastüre erlaubt den Blick in eine Räumlichkeit, die gemäss der Hinweistafel rechts vom Eingang geschlossen ist. Vor uns sehen wir eine holzgetäfelte Galerie mit eleganten Leuchtern und einer feinsäuberlich arrangierten Reihe von Tischen und Stühlen, die aufgrund eines optischen Effekts nahezu endlos scheint. Auf jedem Tisch wartet ein Mikrofon geduldig auf seinen Einsatz. Doch die einladende Galerie mit dem tollen Blick auf die Aare und die verschneiten Berge im Hintergrund ist menschenleer. Mehr als ungewöhnlich für einen Ort, der eigentlich für Austausch und gemütliches Beisammensein, Mittagspause oder schnellen Kaffee im Stehen, informelle Gespräche oder Momente des Nachdenkens gedacht ist. Das erste Halbjahr 2020 brachte nicht nur Veränderungen für uns, sondern auch fürs Bundeshaus. So wurde die Galerie des Alpes zeitweise als Kommissionszimmer genutzt. Die Tische, an denen üblicherweise gegessen wird, wurden ersetzt durch Bürotische und technische Infrastruktur. Aber keine Sorge: Inzwischen erfüllt der Duft nach Kaffee und Gipfeli wieder diesen Ort der Pause und der Ungezwungenheit

Eine riesige nüchterne Halle, kaum Dekor, nur ein paar Pflanzen vor dem Podium. Für Farbtupfer sorgen vereinzelt Kleidung und die beiden Schweizer Fahnen. Ein Fotograf sucht das gute Bild. Die Sitzordnung ist dieselbe wie im Nationalrat. 200 Männer und Frauen stehen jedoch hier etwas verloren vor ihren Tischen. Man hält Distanz. Doch die Blicke zielen in die gleiche Richtung. Die einen verschränken die Arme salopp oder lassen sie locker hängen. Andere haben einen Fuss keck vorangestellt oder demonstrieren mit gegrätschten Beinen Standhaftigkeit. Sie verstecken eine Hand in der Hosentasche und knöpfen das Jackett zu. Ein paar wenige haben den Auslöser verpasst. Sie beschäftigen sich anderweitig. Das Weitwinkelobjektiv macht aus den Personen Miniaturen – man könnte fast meinen, Gulliver hätte das Parlament von Liliput fotografiert.
Das Gruppenbild entstand kurz vor Ende der Sommersession 2020 im Exil der BernExpo-Hallen, wo beide Räte vorübergehend tagten. Im September fand der Ratsbetrieb wieder im Parlamentsgebäude statt.