​Nachstehend werden – in chronologischer Reihenfolge – die kleinen Parteien beschrieben, welche in der Bundesversammlung vertreten waren oder noch immer vertreten sind.

Von 1848 bis 1922

Die Liberale Partei der Schweiz (LPS) wurde zwar erst 1913 gegründet, ihr Ideengut war aber bereits ab 1848 in der Bundesversammlung vertreten. Sie positionierte sich rechts der Radikalen, war gegen die zentralstaatliche Macht und glühende Verfechterin der Kantonshoheit. Der schlechte Ruf, den die Rechtsliberalen in den Neunzigerjahren hatten, und die gleichzeitigen Erfolge der SVP führten 1999 zum Verlust der beiden Ständerats- und mehrerer Nationalratssitze. Nach den Wahlen von 2007, an denen die LPS noch vier Sitze erlangte, schloss sie sich mit der FDP zur FDP.Die Liberalen zusammen.

Die Demokratische Partei wurde 1867 in Zürich gegründet und knüpfte programmatisch an die Demokratische Bewegung an. Bedeutung erlangte die Partei hauptsächlich in den Ostschweizer Kantonen. In der Bundesversammlung war sie von 1896 bis 1971 vertreten. 1971 bildeten die zwei letzten gewichtigen Sektionen, Graubünden und Glarus, gemeinsam mit der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) die SVP. Die Partei setzte sich für die Volksrechte (Volksinitiative und Referendum), soziale Reformen, die Kriseninitiative und die Beteiligung der SP an der Regierung ein.

Die Evangelische Volkspartei (EVP) wurde 1919 in Zürich gegründet und zog im Folgejahr erstmals in den Nationalrat ein. Ausser nach den Wahlen von 1939 war sie seitdem immer mit ein bis drei Abgeordneten in der Bundesversammlung vertreten. Im Jahr 2011 gewann sie zwei Sitze. Die EVP tritt für eine Sozialpolitik auf den Grundlagen des Evangeliums ein.

Die Kommunistische Partei (KP) wurde 1921 gegründet und zog 1922 erstmals in den Nationalrat ein. Bis zu ihrem Verbot im Jahr 1940 errang sie bei jeder Parlamentswahl zwischen zwei und vier Sitzen. Gemeinsam mit anderen Bewegungen, darunter der Fédération socialiste suisse, die 1939 von Léon Nicole geschaffen wurde, nachdem dieser unter anderem wegen seiner agitierenden Rolle bei den Genfer Unruhen und seiner grossen Sympathie für die Sowjetunion aus der SP ausgeschlossen worden war, gründeten die verbleibenden KP-Mitglieder 1944 die Partei der Arbeit (PdA). Diese feierte bei den Wahlen von 1947 einen beachtlichen Erfolg und zog mit sieben Vertretern in den Nationalrat ein. Der durch den Kalten Krieg noch verstärkte schlechte Ruf des Kommunismus und das Fehlen einer einheitlichen Parteipolitik erschwerten der Partei in der Folge jedoch das Leben.

Bei den Wahlen von 2011 erlangte die PdA erstmals seit ihrer Gründung keinen Sitz in der Bundesversammlung.

Von 1935 bis zur Nachkriegszeit: die Frontenbewegung

Bei den eidgenössischen Wahlen 1935 gelang gleich mehreren kleineren Parteien der Einzug ins Parlament. So konnte zum Beispiel eine von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler geschaffene politische Gruppierung auf Anhieb sieben Sitze im Parlament erobern; auch Duttweiler selbst zog in den Nationalrat ein. Die Gruppierung wurde in der Folge zur Partei Landesring der Unabhängigen (LdU), wobei Duttweiler selbst stets «Bewegung» der Bezeichnung Partei vorzog. Die LdU vertrat die Interessen der Arbeiter, Angestellten und Konsumenten. Ihr bestes Resultat fuhr sie 1967 ein, als sie einen Sitz im Ständerat und 16 Sitze im Nationalrat erlangte. Sie löste sich 1999 auf, nachdem sie bei den Wahlen jenes Jahres nur einen Parlamentssitz erobern konnte. Die LdU trat für eine «Kapitalismus mit sozialer Verantwortung» ein und versuchte somit Liberalismus und Sozialismus zu vereinen. Früh erlangten auch Themen wie das Frauenwahlrecht oder der Umweltschutz Bedeutung. Duttweiler gründete die Bewegung vermutlich als Reaktion auf die wirtschaftlichen und politischen Schikanen, denen er ausgesetzt war. Die Partei galt als verlängerter politischer Arm seines unternehmerischen Handels.

Die Wahlen von 1935 waren im Übrigen auch die einzigen, an denen Parteien der Frontenbewegung teilnahmen und Sitze erringen konnten: Sowohl die Nationale Front aus Zürich als auch die Union nationale aus Genf erlangten einen Sitz. Die Weltwirtschaftskrise und das Entstehen totalitärer Regime in den Nachbarländern bildeten ab 1933 den Nährboden für rechtsextreme Gruppierungen. Da sich damals an verschiedenen Orten Rechtsextreme Gehör verschafften – so konnte beispielsweise die genannte Nationale Front in Zürich und Schaffhausen erhebliche Erfolge verzeichnen –, wird diese Phase auch als «Frontenfrühling» bezeichnet. Doch der Erfolg der Frontenbewegung war von kurzer Dauer: Der Schwung, der vom Vormarsch Nazideutschlands innerhalb Europas ausging, ebbte spätestens 1943 mit dem Verbot dieser Gruppierungen durch den Bundesrat ab.

Die Konkordanz und die erneute Polarisierung in der Schweizer Politik

Mit dem Aufkommen neuer Linksaussen- und Rechtsaussenparteien und -bewegungen erfuhr die bis dato vom Konkordanzprinzip stabilisierte Schweizer Politik ab Mitte der 1960er Jahre eine erneute Polarisierung. Bei den eidgenössischen Wahlen von 1971 gelang gleich mehreren fremdenfeindlichen Parteien der Einzug in den Nationalrat: So entfielen sieben Sitze auf die Republikanische Bewegung, vier auf die Schweizer Demokraten und auch die Partei Vigilance, die ansonsten vor allem bei den Genfer Grossratswahlen Erfolge feiern konnte, war mit einem Sitz im Parlament vertreten.

Auf der Linken waren es vor allem die Ereignisse von Mai 68 und die daraus abgeleiteten Forderungen, die zur Gründung neuer Parteien führten. So gründete der linke Flügel der Tessiner SP 1969 den Partito socialista autonomo, dessen vorwiegend jungen Mitglieder der Achtundsechziger Bewegung nahestanden. Die Partei war zwischen 1975 und 1995 mit einen Sitz im Nationalrat vertreten.

Eine andere erwähnenswerte Gruppierung waren die Progressiven Organisationen (POCH). Diese der kommunistischen Weltbewegung nahestehende Partei zog 1979 mit zwei Vertretern in den Nationalrat ein und erlangte bei den beiden nachfolgenden Wahlen jeweils drei Sitze. Die Partei löste sich später auf und ihre Mitglieder wechselten zu den Grünen oder zur SP.

Der Umweltschutz wird politisches Thema

Vor dem Hintergrund der zunehmenden politischen Bedeutung von Umweltfragen schaffte 1979 das Groupement pour la protection de l’environnement (Vorgänger der Grünen Partei der Schweiz) mit einem Vertreter den Einzug ins Parlament. 1986 gründeten die gemässigten Grünen, die sich ausserhalb des Links-Rechts-Schemas positioniert sahen, die Grüne Partei der Schweiz (GPS). Bei den eidgenössischen Wahlen 1987 eroberte die Partei neun Sitze im Nationalrat. Mit vier Sitzen ebenfalls im Nationalrat vertreten, war eine weitere Öko-Gruppierung, das Grüne Bündnis Schweiz (GBS), dem sich die Mitglieder der POCH angeschlossen hatten. In der Folge traten mehrere Öko-Gruppierungen der GPS bei, wodurch diese stetig wuchs und bei den Wahlen von 1991 14 Sitze im Nationalrat erobern konnte. Die Partei hatte danach jedoch eine schwierige Phase zu überstehen und büsste bei den Wahlen von 1995 Sitze im Nationalrat ein. Erst ab 2003 ging es wieder aufwärts. Bei den Wahlen von 2011 errang die Partei 15 Mandate im Nationalrat sowie zwei Sitze im Ständerat.

Als Reaktion auf die Umweltbewegung entstand 1985 die Autopartei (aktuell auto-partei.ch), die sich für eine Förderung des motorisierten Individualverkehrs einsetzte. Sie entwickelte sich in der Folge zu einer rechtsbürgerlichen Partei, die sich auch mit Themen wie dem Asylrecht und dem EU-Beitritt befasste. Ihr bestes Ergebnis erzielte sich 1991, als sie acht Sitze im Nationalrat erlangte. 1994 änderte sie ihren Namen in Freiheits-Partei und errang als solche bei den Wahlen 1995 sieben Sitze. Vier Jahre später ging sie jedoch aller Mandate verlustig, da sie massiv Stimmen an die rechtspopulistische SVP verlor.

Von 1991 bis 2011

Bei den Wahlen von 1991 gelang drei neuen Parteien der Einzug ins Parlament: der Lega dei Ticinesi (Lega), der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) und der Christlich-sozialen Partei (CSP).

Die 1991 gegründete Lega ist eine populistische und regionale Protestpartei. Bei den Wahlen von 1991 eroberte sie zwei Sitze im Nationalrat und einen im Ständerat. 2011 erlangte sie zwei Sitze im Nationalrat.

Die EDU ist eine rechtskonservative Partei, die 1975 von ehemaligen Mitgliedern zweier Rechtsaussen-Gruppierungen, der Republikanischen Bewegung und der Nationalen Aktion, gegründet wurde und sich in ihrer Politik auf biblische Grundsätze beruft. Sie war von 1991 bis 2011 mit einem Sitz bzw. zwei Sitzen (2003-2007) im Nationalrat vertreten.

Die Christlich-soziale Partei (CSP) ging aus der Christlichsozialen Bewegung hervor und entstand als eigenständige nationale Partei 1997 nach Spannungen zwischen dem konservativen und dem christlich-sozialen Flügel der CVP. Die bereits zuvor bestehenden kantonalen Sektionen waren aber bereits seit 1991 mit einem Sitz im Nationalrat vertreten. Die Christlichsozialen sind Teil der CVP-Fraktion.

Die neue politische Mitte

Die eidgenössischen Wahlen von 2011 waren gekennzeichnet von einem Wiedererstarken der politischen Mitte. Grosse Wahlgewinner waren die Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) und die Grünliberalen (glp), die neun bzw. zwölf Sitze im Nationalrat erlangten. Die GLP hatte bereits 2007 drei Sitze errungen.

Die BDP ist eine Mitte-Rechts-Partei, die 2008 entstand, nachdem die Bündner SVP-Sektion um Eveline Widmer-Schlumpf aus der SVP Schweiz ausgeschlossen wurden, als Widmer-Schlumpf an Stelle von Christopher Blocher in den Bundesrat gewählt wurde und ihre Wahl entgegen dem Wunsch der SVP-Parteispitze auch annahm. Gemeinsam mit der Bündner Sektion gründeten weitere von der SVP-Parteilinie abweichende Mitglieder verschiedener kantonaler SVP-Sektionen die BDP. Neben den genannten neun Sitzen im Nationalrat erlangte die Partei 2011 auch einen Sitz im Ständerat.

Bei der glp handelt es sich um eine Mitte-Partei. Sie entstand in den Kantonen Zürich und St. Gallen aus den liberalen Flügeln der Grünen Partei. Die nationale Partei, die Grünliberale Partei Schweiz wurde 2007 gegründet. Im selben Jahr zog sie mit drei Vertretern in den Nationalrat und einem Vertreter in den Ständerat ein. 2011 gelang es ihr, neben den genannten zwölf Nationalratsmandaten zudem einen zweiten Sitz im Ständerat zu erobern.

Im Jahr 2011 zog auch die populistische Regionalpartei Mouvement Citoyens genevois (MCG), die sich weder als Links- noch als Rechtspartei ansieht, mit einem Vertreter in den Nationalrat ein.