Beim Bau des Parlamentsgebäudes 1902 wurden mehr als 15% der Bausumme für «künstlerischen Schmuck» aufgewendet. Dennoch ist der prominenteste Standort für Kunst an der Nordfassade bis heute nicht ausgestaltet worden. Entwürfe des Architekten Hans Wilhelm Auer (1847-1906) belegen, dass hier Kunst vorgesehen war. In historischen Skizzen sind verschiedene Lösungen für diesen Ort dokumentiert.
Das von der Verwaltungsdelegation (VD) 2010 beschlossene Kunstkonzept für das Parlamentsgebäude sieht vor, längerfristig Gegenwartskunst an der Nordfassade zu installieren (siehe Perimeter in der Beilage).
Die VD hat an ihrer Sitzung vom 14. Februar 2020 dem Start des Wettbewerbs für zeitgenössische Kunst im Giebelfeld über dem Eingangsportal auf der Nordfassade zugestimmt. Die Durchführung des Wettbewerbs ist 2021 und die Umsetzung des Siegerprojektes ist, vorbehältlich der Zustimmung der VD, in den Jahren 2022-2023 geplant.
Um eine hohe Qualität der künstlerischen Projekte für diesen prominenten Ort sicherzustellen, wird ein zweistufiger eingeladener Wettbewerb ausgeschrieben. Die Auswahl der geladenen Künstlerinnen und Künstler (10 – 15) geschieht in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Kunstkommission, der vom Bundesrat gewählten und dem eidgenössischen Departement des Innern unterstellten Kommission. Eine Fachjury entscheidet über das Siegerprojekt. Alle präsentierten Projekte werden honoriert.
Die Jury umfasst die fünf Mitglieder der Kunstkommission Parlamentsgebäude sowie Gastexpertinnen und -experten.
Herr Ständerat Thomas Hefti, Mitglied und Delegierter der VD wird das Jurypräsidium übernehmen. Als Gastexperten sind u.a. Herr Bernhard Aebi (Architekt) und Herr Jean-Daniel Gross (Denkmalpfleger der Stadt Bern) vorgesehen.
Für die Durchführung des Wettbewerbs hat die VD beschlossen, für die Parlamentsdienste einen zusätzlichen Kredit von CHF 100'000.– im Budget 2021 einzusetzen. Für die Umsetzung des Siegerprojektes beantragt die VD einen Gesamtbetrag von CHF 400'000.–, aufgeteilt auf die Budgets des Bundesamtes für Bauten und Logistik der Jahre 2021 bis 2023.
Bis heute sind mehrere Punkte des Kunstkonzepts von 2010 bereits umgesetzt: Die Vitrine für Geschenke an das Parlament ist im 2. Obergeschoss des Parlamentsgebäudes installiert. Die Hängung von Werken aus der Eidgenössischen Kunstsammlung in den vorgesehenen historischen Räumen ist erfolgt. Eine erste Serie von Animationen der Künstlerin Joëlle Flumet läuft seit 2014 auf den elektronischen Informationsstelen. 2018 konnte im Gang vor den Besuchstribünen des Nationalratssaals die Installation «Consensus» eingeweiht werden. Die Installation wurde nach einem Kunstwettbewerb ausgewählt. Mit diesem ersten festinstallierten Kunstwerk seit der Renovation des Parlamentsgebäudes hat sich Annaïk Lou Pitteloud auch als erste Künstlerin in die Geschichte des Parlamentsgebäudes eingeschrieben.