«Fin» und «Dani» - das waren die Protagonisten beim Test einer Schweizer Grossbank für den Einsatz virtueller Assistenten in der Vermögensverwaltung. Jetzt haben die Parlamentsdienste nachgezogen. Mit «Parli» sind sie zwar am andern Ende der Bot-Evolution gestartet, doch der Wahl-Bot weiss zumindest bestens Bescheid über die Parlamentswahlen vom 20. Oktober. Nicht zuletzt junge Leute und Neuwählerinnen und -wähler werden nach dem Öffnen des Wahlcouverts gern die Dienste dieses netten Kerls in Anspruch nehmen.

Immer häufiger tauchen sie auf – die kleinen Sprechblasen unten rechts im Browser. Meistens diskret, so dass sie nicht stören. Aber gesehen werden wollen sie gleichwohl! 
Einige entpuppen sich als simpler Link auf eine Hilfeseite oder auf eine Mailadresse. Dann gibt’s aber auch Sprechblasen, hinter denen sich mehr verbirgt als nur heisse Luft. Zum Beispiel ein Bot. Mit diesen gewitzten Kerlen kann man ins Gespräch kommen. Gespräch tönt vielleicht etwas vollmundig, aber sie geben sich zumindest mehr oder weniger redlich Mühe, dem Fragesteller eine vernünftige Antwort – im besten Fall die richtige – zu liefern. Und wie bei ihren menschlichen Pendants gibt’s auch bei diesen sogenannten Bots solche, die mit mehr Intelligenz gesegnet sind als andere. Das Ganze ist eine Frage der Anatomie.

Die Regelbasierten

Hier die «dummen» Chatbots, man nennt sie auch die «Regelbasierten». Meist haben Sie nur zu einem klar abgegrenzten Thema Antworten bereit. Sie bieten den Nutzern verschiedene Optionen oder Themen an und lotsen sie sicher und rasch zur gewünschten Auskunft. Regelbasierte Bots sind dann geeignet, wenn die Nutzerinnen keine klare Frage formulieren können. Und sie erleichtern den Gang durch ellenlange Prozesse, Formulare oder komplexe Inhalte.

Die Sprachbasierten

Dann gibt’s da die schlauen und lernfähigen Kerle, die «Sprachbasierten». Sie versuchen, in möglichst natürlicher Sprache eine korrekte Antwort auf irgendeine Frage zu liefern. Aber da steckt dann schon etwas mehr Grips dahinter, hauptsächlich maschineller. Häufig wird gar grossartig von Künstlicher Intelligenz gesprochen, doch der Begriff «Machine Learning Technology» trifft’s wohl eher. Dahinter stecken umfangreiche Datenbank- und Sprachdienste, wie sie inzwischen auch von grossen Web- und IT-Playern bereitgestellt werden.

Voice First!

Die Evolution macht auch vor diesen künstlichen Kerlen nicht halt. Sie mutieren vom tumben Neadertaler zur geschickten, verständigen und sprechgewandten machina sapiens. Selbstverständlich gibt’s auch für diesen Trend einen Slogan. Mit «Voice first» tritt eine neue Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine in den Vordergrund, welche die Entwickler dieser sogenannten User interfaces künftig noch mehr beschäftigen wird. Da geht’s’ dann nicht mehr hauptsächlich um die grafische Schnittstelle wie im Web (GUI graphic user interface) sondern um die Sprach-Schnittstelle (VUI Voice user interface).
Die seit längerem im Einsatz stehenden Sprachassistenten der führenden digitalen Technologiegiganten mit ihren smarten Sprechgeräten haben schon seit einiger Zeit das Terrain dafür vorbereitet. Das Potential aber auch die Herausforderung, den Umgang mit natürlicher Sprache zu erkennen und zu meistern, sind immens. Der Trend der Spracherkennung ist aber sicher mehr als nur eine blosse Sprechblase, die irgendwann einmal platzt.

Parlaments-Bot?

So lässt es sich auch über den Einsatz solcher hochentwickelter Assistenten im Parlament genüsslich phantasieren. Künftig steht vielleicht jedem Ratsmitlied ein persönlicher Bot zur Verfügung, der ihm beim Ausfüllen des Vorstoss-Formulars hilft, ihm vorher noch – nach einer kurzen Recherche – kurz zuflüstert, dass zu diesem Thema noch niemand einen Vorstoss eingereicht hat, ihm die Liste potentieller Mitunterzeichner präsentiert und ihn schlussendlich höflich darauf aufmerksam macht, dass die nächste Sitzung in 15 Minunten ansteht – klar führt er ihn auch als sprechender Wegweiser auf schnellstem Weg ins Sitzungszimmer am andern Ende des Bundeshauses. 

Anatomie von Chatbot Parli

Anatomie von Chatbot Parli

Chatbot Parli

Vor kurzem haben auch die Parlamentsdienste begonnen, erste zaghafte Schritte in diese Richtung zu gehen. Mit ihrem regelbasierten Chatbot «Parli» zu den anstehenden Parlamentswahlen sind sie zwar noch eher steinzeitlich unterwegs, aber das Wesentliche zum Ereignis vom 20. Oktober 2019 weiss dieser Kerl allemal.
Er zeigt, wie Wählen geht, und so ganz nebenbei vermittelt er auch noch staatskundliches Grundwissen zum Parlament.
Unser dreisprachiger Parli fühlt sich auf Smartphones am wohlsten und freut sich auf jeden Chat!
Auch wenn ihm diese fehlen, prüfen Sie ihn auf Herz und Nieren.
Parli – wirklich ein tumber Kerl?

https://www.parlament.ch/Documents/parli-d.html
https://www.parlament.ch/Documents/parli-f.html
https://www.parlament.ch/Documents/parli-i.html