Der Nationalrat und der Ständerat in Kürze

Bern (sda)

SCHLUSSABSTIMMUNGEN: 16 Vorlagen haben der National- und der Ständerat am Freitag zum Ende der Sommersession parlamentarisch unter Dach und Fach gebracht. Darunter ist das aktualisierte Covid-19-Gesetz, das unter anderem die Erwerbsausfallentschädigung bis Ende Jahr verlängert. Verabschiedet wurden weiter das Bundesgesetz zur Abschaffung der Stempelsteuer sowie das Medienförderungspaket im Umfang von 120 Millionen Franken im Jahr. Gegen diese drei Vorlagen ist bereits ein Referendum angekündigt.

GESCHICHTE: Der Nationalrat will einen Schweizer Ort der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus schaffen. Er hat eine entsprechende Motion von Alfred Heer (SVP/ZH) stillschweigend angenommen. Stimmt auch der Ständerat zu, wird der Bundesrat mit den Arbeiten beauftragt. Gemäss Motionstext soll der Gedenkort "die Erinnerung wachhalten und durch Vermittlungsarbeit das Bewusstsein für die Bedeutung von Demokratie und Rechtsstaat, insbesondere bei jungen Menschen, stärken". Die Regierung beantragt die Annahme der Motion.

LANDWIRTSCHAFT: Der Nationalrat pocht auf einen besseren Sozialversicherungsschutz für Ehefrauen und -männer, die auf den Bauernbetrieb ihrer Partner oder Partnerinnen mitarbeiten. Er hat dazu stillschweigend eine Motion von Simone de Montmollin (FDP/GE) angenommen. Im Betrieb mitarbeitende Familienmitglieder - meist Frauen - hätten nicht denselben Sozialversicherungsschutz wie familienfremde Angestellte, schrieb de Montmollin. Eingereicht hatte sie die Motion, nachdem die Räte die Agrarpolitik ab 2022 auf Eis gelegt hatten - mit der Vorlage hätte das Anliegen umgesetzt werden sollen. Der Bundesrat ist mit der Motion einverstanden. Er gab bereits Mitte Februar bekannt, eine separate Vorlage ausarbeiten zu wollen. Die Motion geht an den Ständerat.

NUTZTIERE: Lämmern soll der Schwanz nicht mehr ohne Schmerzausschaltung kupiert werden dürfen, selbst vor dem siebten Tag nach der Geburt nicht. Der Nationalrat hat eine Motion von Meret Schneider (Grüne/ZH) mit dieser Forderung stillschweigend angenommen. Für Schafe bestehe eine Ausnahme vom Kupierverbot bei Nutz- und Haustieren, schrieb Schneider im Vorstoss. Den Tieren werden die Schwänze gekappt, um Verunreinigungen der Wolle am und um den Schwanz und daraus entstehenden Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Der Bundesrat ist mit der Motion einverstanden. Der Vorstoss geht an den Ständerat.

LANDWIRTSCHAFT: Entscheide der Verwaltung zur den Veredelungsverkehrsgesuchen im Agrarbereich soll der Bundesrat den betroffenen Kreisen automatisch kommunizieren. Der Nationalrat hat eine entsprechende Motion von Marcel Dettling (SVP/SZ) stillschweigend angenommen. Informationen über diese marktrelevanten Entscheide sind laut dem Motionär für betroffene Marktpartner nicht ohne Weiteres zeitgerecht zugänglich. Einzelne Gruppen von Marktteilnehmenden würden dadurch systematisch begünstigt. Der Bundesrat beantragte ebenfalls die Annahme der Motion. Nimmt auch der Ständerat die automatische Kommunikation der Entscheide an, kann die Landesregierung das Anliegen umsetzen.

NOTRUFE: Der Bundesrat soll die gesetzliche Grundlage für die Schweizer Notrufe prüfen und für eine Weiterentwicklung und Digitalisierung allenfalls anpassen. Ausserdem solle eine Systemführerschaft benannt werden, um die Verantwortlichkeiten zu klären. Ziel ist es, auch in Zukunft die lückenlose und qualitativ einwandfreie Abwicklung der Notrufe sicherstellen zu können. Der Nationalrat hat sechs gleichlautenden Motionen stillschweigend zugestimmt. Die Vorstösse gehen an den Ständerat.

DIGITALISIERUNG: Unternehmen sollen in Zukunft auch vollständig digital gegründet werden können. Der Nationalrat hat eine Motion mit dieser Forderung stillschweigend angenommen. Die Bürokratie solle abgebaut werden, heisst es im Vorstoss von FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (ZH). Unter anderem wird der Bundesrat beauftragt, die Verbreitung der elektronischen Signatur zu fördern und eine digitale öffentliche Urkunde einzuführen. Die Motion geht an den Ständerat.

PETITIONEN: Der Nationalrat hat drei Petitionen keine Folge gegeben. Er lehnte weitere Arbeiten zur Schaffung eines nationalen Rahmengesetzes für die Sozialhilfe ab. Nichts wissen wollte er auch von der Unterzeichnung und Ratifizierung der Europäischen Sozialcharta. Ebenso keine Mehrheit fand eine Petition für eine Gesetzesänderung des Kinderbetreuungsbonus bei der AHV für geschiedene Eltern.

JUSTIZ: Eine im Jahr 2013 eingereichte parlamentarische Initiative verlangt eine Haftung des Staates, falls eine wegen eines schweren Gewalt- oder Sexualdelikts verurteilte Person bedingt entlassen wird oder Strafvollzugslockerungen erhält und daraufhin erneut ein solches Verbrechen begeht. Die im Jahr 2018 durchgeführte Vernehmlassung zu einem Vorentwurf hat ergeben, dass das Vorhaben auf fast einhellige Ablehnung stösst. Der Nationalrat kam nun mit 135 zu 53 Stimmen bei einer Enthaltung zum Schluss, dass ein Weiterverfolgen des Projekts aussichtslos ist und schrieb das Geschäft ab. Die SVP wehrte sich erfolglos dagegen.