Der Nationalrat und der Ständerat in Kürze

Bern (sda)

SCHLUSSABSTIMMUNGEN: 22 Vorlagen haben der National- und der Ständerat am Freitag zum Ende der Frühjahrssession parlamentarisch unter Dach und Fach gebracht. Darunter ist das aktualisierte Covid-19-Gesetz, das unter anderem die zusätzliche Unterstützung für von der Pandemie betroffene Unternehmen und Angestellte regelt. Verabschiedet wurden weiter Gesetzesänderungen, mit denen die Risiken, die mit dem Einsatz von Pestiziden verbunden sind, reduziert werden sollen. Die meisten Entscheide unterstehen dem fakultativen Referendum. Gegen das Covid-19-Gesetz ist das bereits im Herbst lancierte Referendum zustande gekommen. Das Stimmvolk entscheidet am 13. Juni über die Vorlage.

BANKEN: Im Falle eines Bankkonkurses sollen Kunden rascher an ihr Geld kommen. Der Bundesrat will die Sicherung der Bankeinlagen stärken und Bestimmungen zur Bankensanierung gesetzlich verankern. Der Nationalrat hat die entsprechende Teilrevision des Bankengesetzes fast unverändert übernommen. Die Anforderungen an die Selbstregulierung müssen gemäss Übergangsbestimmung spätestens fünf Jahre nach Inkrafttreten erfüllt sein. In der Gesamtabstimmung wurde die Vorlage mit 194 zu 0 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Sie geht nun an den Ständerat.

EPIDEMIENGESETZ: Der Bund soll künftig die Datenerhebung auf nationaler Ebene einleiten und koordinieren können. Einer der Gründe, wieso "die Pandemie nicht besser bekämpft werden kann", liege darin, dass die Kantone viel zu spät und zu unterschiedlich mit dem Contact Tracing begonnen hätten, ist Marcel Dobler (FDP/SG) überzeugt. Zudem hätten sie die digitalen Möglichkeiten viel zu wenig eingesetzt. Der Nationalrat hat stillschweigend eine Motion von Dobler angenommen, mit der das Epidemiengesetz entsprechend angepasst werden soll. Die Kompetenzen liegen derzeit bei den Kantonen. Der Bund brauche aber rasch mehr Kompetenzen und müsse rasch flächendeckend Vorgaben machen können, so die Forderung. Der Bundesrat unterstützt eine Gesetzesänderung.

LANDWIRTSCHAFT: Der Bundesrat soll dafür sorgen, dass innovativen Landwirten keine Hürden im Weg stehen. Diese können heute ihre Traktoren und Mähdrescher auf dem Feld von Lenksystemen steuern lassen. Dafür müssen sie eine Lizenz kaufen. Gemäss der Zürcher Nationalrätin Meret Schneider (Grüne) benachteiligt das aktuelle Preismodell Landwirte, die eine einzelne Lizenz für sich brauchen, gegenüber Firmen, die mehrere Lizenzen kaufen und diese an Landwirte weitervermieten könnten. Der Bundesrat soll daher dafür sorgen, dass den Landwirten gewisse Signale kostenlos zur Verfügung stehen. Der Nationalrat nahm Schneiders Motion stillschweigend an. Der Bundesrat ist einverstanden damit.

PFLEGEBETREUUNG: Der Nationalrat hat zwei parlamentarische Initiativen von alt Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz (CVP/SG) abgeschrieben. Sie verlangte eine Betreuungszulage für pflegende Angehörige sowie entsprechende Rahmenbedingungen für die Entlastung dieser Personen. Therese Schläpfer (SVP/ZH) sagte im Namen der Gesundheitskommission, die Anliegen seien mit dem neuen Gesetz über die Verbesserung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenbetreuung erfüllt. Es habe Verbesserungen gegeben, entgegnete Yvonne Feri (SP/AG). Das sei für die Betreuenden aber nur begrenzt entlastend. Die SP beantragte daher, die Forderungen im Rahmen der aktuellen Umstände zu prüfen und die Behandlungsfrist für die Geschäfte um zwei Jahre zu verlängern. Der Rat lehnte dies mit 105 zu 82 Stimmen bei 2 Enthaltungen ab.

VERPACKUNGEN: Der Nationalrat will, dass tiefgekühlte Lebensmittel künftig auch unverpackt an die Konsumentinnen und Konsumenten verkauft werden dürfen. Er hat dazu stillschweigend eine Motion von Andri Silberschmidt (FDP/ZH) angenommen. Silberschmidt begründet seinen Vorstoss mit einer Verkleinerung des Ressourcenverschleisses. Auch bei unverpackten Tiefkühlprodukten soll aber auf Aufbewahrungs- und Verwendungsbedingungen hingewiesen werden - nämlich direkt am Verkaufspunkt, wie bei Broten oder Fleisch. Der Bundesrat ist mit der Motion einverstanden. Diese geht an den Ständerat.

HAUSANGESTELLTE: Wer Hausangestellte beschäftigt, soll diese über eine zentrale Anlaufstelle bei allen Sozialversicherungen und für die Quellensteuer anmelden und auch die Abrechnungen über diese Stelle laufen lassen können. Der Nationalrat hat stillschweigend eine Motion von Alois Gmür (CVP/SZ) angenommen. Demnach soll der Bundesrat dazu die nötigen Verordnungsbestimmungen erlassen. Schwarzarbeit könne so bekämpft werden, schrieb Gmür. Gleichzeitig hätten Bund, Kantone und Gemeinden keine Zusatzkosten. Der Bundesrat ist mit dem Auftrag einverstanden; die Motion geht an den Ständerat.

AUSLANDSCHWEIZER: Der Bundesrat muss prüfen, ob der Versand an Schweizerinnen und Schweizer im Ausland und die Abgabe von eidgenössischen Wahl- und Abstimmungsunterlagen von Auslandschweizern vereinfacht werden kann. Der Nationalrat hat ihm diesen Auftrag erteilt. Er überwies dazu ein Postulat von Andri Silberschmidt (FDP/ZH) stillschweigend. Mit möglichen Anpassungen soll sichergestellt werden, dass Schweizerinnen und -schweizer im Ausland rechtzeitig ihre Wahl- und Abstimmungsunterlagen erhalten und einfacher an den demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten teilhaben können. Der Bundesrat war mit dem Vorstoss einverstanden.

FOTOVOLTAIK: Der Bundesrat muss einen Bericht verfassen über das Potenzial, das mit der Nutzung der Oberflächen von Wasserkraftwerken und Stauseen für die Produktion von Sonnenstrom verbunden ist. Der Nationalrat hat ein entsprechendes Postulat von Rocco Cattaneo (FDP/TI) stillschweigend überwiesen. Untersucht werden soll auch, ob Gesetzesänderungen erforderlich sind. In jüngster Zeit wurden auf der Albigna-Staumauer im Bergell GR und auf dem Wasserspiegel des Lac des Toules im Wallis Fotovoltaikanlagen erstellt.

UMWELT: Der Bundesrat soll aufzeigen, wie der Verkehr bis 2050 vollständig fossilfrei werden kann. Konkret soll er darlegen, welche gesetzlichen Grundlagen nötig sind und wo bestehende Gesetze, Verordnungen und Reglemente angepasst werden müssen, um den fossilfreien motorisierten Individualverkehr (MIV), den öffentlichen Verkehr (ÖV) und den Güterverkehr sicherzustellen. Im Bericht sollen zudem mögliche Hindernisse aufgezeigt werden. Für diese seien Handlungsempfehlungen in allen drei Verkehrsbereichen darzulegen. Der Nationalrat hat den Bundesrat stillschweigend mit dem Bericht beauftragt.

ENERGIEWENDE: Der Nationalrat will vom Bundesrat einen Bericht zur Frage, was grüner Wasserstoff zur Reduktion der CO2-Emissionsziele und zur Sicherung der langfristigen Energieversorgung in der Schweiz beitragen kann. Er hat stillschweigend ein Postulat von Martin Candinas (CVP/GR) angenommen. Der Bundesrat soll im Bericht auch darlegen, wie und zu welchen Kosten die Rückverstromung von grünem Wasserstoff zur Stromversorgungssicherheit im Winter beitragen kann und wie hoch das inländische Speicherpotenzial sein könnte. Der Bundesrat ist mit dem Auftrag einverstanden.

MILITÄRDIENST: Der Bundesrat ist vom Nationalrat beauftragt worden, einen Bericht zur Zulassung von Personen mit einer Behinderung oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung zum Militärdienst und folglich auch zum Zivilschutz und zum Zivildienst zu erstellen. Die grosse Kammer hat ein entsprechendes Postulat von Baptiste Hurni (SP/NE) stillschweigend überwiesen. Der Bundesrat war damit einverstanden.

CORONAVIRUS - KLIMA: Der Nationalrat hat eine Petition von Greenpeace Schweiz abgelehnt, die fordert, bei der langfristigen Unterstützung der Wirtschaft in der Pandemie auf mehr Klimafreundlichkeit und Krisenresistenz hinzuwirken. Er entschied dies mit 110 zu 83 Stimmen. Die Petition nannte Investitionen in die Energiewende, Regeln für einen klimafreundlichen Finanzsektor und das Voranbringen des Umbaus der Landwirtschaft. Klimaschädigende Unternehmen sollten zudem keine Unterstützung erhalten. Die unterlegene Minderheit wollte den Klimawandel in alle Entscheidungen einbeziehen. Die Mehrheit hielt dagegen, dass bisher keine langfristigen Massnahmen geplant oder beschlossen seien.

SCHWEIZ - INDONESIEN: Der Nationalrat hat eine Petition abgelehnt, die verlangt, Gelder und Güter, die während der Regime von Sukarno und Suharto aus Indonesien in die Schweiz kamen, freizugeben und an die Berechtigten zurückzuerstatten. Die Mehrheit hielt die Bundesversammlung nicht für zuständig für das Anliegen. Die Minderheit wollte klären lassen, ob indonesisches Vermögen während der Suharto-Diktatur in die Schweiz kam. Sie wollte eine Expertenkommission dazu einsetzen. Der Rat lehnte die Petition mit 122 zu 69 Stimmen ab.