Der Nationalrat und der Ständerat in Kürze

Bern (sda)

SESSIONSENDE: Nationalrat und Ständerat haben zum Abschluss der Wintersession am Freitag 15 Vorlagen unter Dach und Fach gebracht. Darunter ist eine Änderung des Gleichstellungsgesetzes, mit der Unternehmen ab 100 Angestellten verpflichtet werden, zu kontrollieren, ob die Löhne für Männer und Frauen gleich hoch sind. In der Schlussabstimmung verworfen wurde eine Verfassungsbestimmung zu den Wahlverfahren in den Kantonen. Die von Uri und Zug geforderte Verfassungsänderung hätte den Kantonen freie Hand geben sollen bei der Festlegung ihrer Wahlverfahren. Der Nationalrat sagte mit 103 zu 90 Stimmen bei 3 Enthaltungen Nein. Die Verfassungsänderung ist damit vom Tisch.

URHEBERRECHT: TV-Sender sollen nicht verhindern können, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer beim zeitversetzten Fernsehen die Werbung überspringen. Der Nationalrat hat es abgelehnt, eine Regelung zum Replay-TV im Urheberrecht zu verankern. Die Rechtskommission des Nationalrates wollte im Gesetz festlegen, dass die Kabelnetzunternehmen das Überspulen der Werbung nur dann ermöglichen dürfen, wenn der TV-Sender dem zugestimmt hat. Unbestritten war das Herzstück der Urheberrechtsrevision, die Pirateriebekämpfung. Künftig sollen Hosting Provider verhindern müssen, dass entfernte illegale Angebote wieder hochgeladen werden.

KANTONE: Das Parlament will den Kantonen doch nicht freie Hand lassen beim Wahlverfahren für Behörden und Ständeratsmitglieder. Der Nationalrat hat eine Verfassungsänderung in der Schlussabstimmung versenkt, mit 103 zu 90 Stimmen. Auf Basis von zwei Standesinitiativen hatten sich die Räte darauf geeinigt, dass die Kantone frei sein sollten in der Ausgestaltung der Verfahren zur Wahl ihrer Behörden nach dem Grundsatz des Majorzes, des Proporzes oder einer Mischform. Damit wollten sie vom Bundesgericht eingeführte Einschränkungen rückgängig machen. Nun ist das Geschäft vom Tisch.

WOHNUNGEN: Der Nationalrat lehnt die Initiative "Mehr bezahlbare Wohnungen" des Mieterverbands ab. Er will aber mehr Geld für den gemeinnützigen Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Der Rat hat einen Rahmenkredit von 250 Millionen Franken für den Fonds de Roulement angenommen. Damit können Wohnbaugenossenschaften zinsgünstige Darlehen gewährt werden. Die Aufstockung erlaubt es, die Förderung im heutigen Umfang weiterzuführen. Es handelt sich um einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative.

MILCH: Der Bundesrat soll die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit Kuhmilch aus Mutterkuhhaltung legal vermarktet werden kann. Der Nationalrat hat eine Motion von Martina Munz (SP/SH) angenommen, im Einverständnis mit dem Bundesrat. Munz argumentierte, Milch aus muttergebundener Kälberaufzucht gelte als besonders tierfreundlich und entspreche einem Bedürfnis von Konsumentinnen und Konsumenten. Das Nischenprodukt werde in Deutschland bereits erfolgreich vermarktet. In der Schweiz könnten die Landwirte solche die Milch aufgrund einer rechtlichen Unsicherheit nicht ausloben.

APOTHEKEN: Der Bundesrat soll die neu den Apothekern übertragenen Leistungen der Grundversorgung, welche zur Kostendämpfung und Qualitätssicherung beitragen, im Krankenversicherungsgesetz abbilden. Dadurch sollen die Leistungen in einem Tarifvertrag zwischen Apothekern und Krankenversicherern geregelt werden können. Der Nationalrat hat eine Motion von Ruth Humbel (CVP/AG) angenommen. Der Bundesrat hatte die Annahme beantragt.

SELEN: Der Bundesrat soll den Selengehalt in Lebensmitteln überwachen. Das fordert der Nationalrat. Er hat eine Motion von Jacques Bourgeois (FDP/FR) angenommen, im Einverständnis mit dem Bundesrat. Das Spurenelement Selen spielt im Stoffwechsel und im Immunsystem eine wichtige Rolle. Möglicherweise nimmt nicht die ganze Bevölkerung in der Schweiz genug davon auf. Die Motion geht nun an den Ständerat.

DATENBANK: Der Nationalrat verlangt Verbesserungen bei der Umsetzung der flankierenden Massnahmen. Der Bundesrat soll Schlupflöcher in der Datenbank Zemis stopfen. In dieser melden sich Entsendebetriebe für Arbeiten in der Schweiz an. Offenbar können mit einer abgeänderten Schreibweise Mehrfacheinträge generiert werden. So können sich zum Beispiel sanktionierte Firmen anmelden, ohne vom System erkannt zu werden. Zudem können die Betriebe eine falsche Branche angeben. Der Bundesrat hatte sich einverstanden erklärt mit der Motion.

KRANKENKASSEN: Im Auftrag der Kantone müssen die Einwohnerdienste der Gemeinden prüfen, ob alle Einwohnerinnen und Einwohner bei einer Krankenkasse versichert sind. Der Nationalrat verlangt, dass diese Abklärungen künftig elektronisch direkt bei den Krankenkassen gemacht werden können. Er hat eine Motion von Heinz Brand (SVP/GR) stillschweigend angenommen. Dieser kritisierte, dass die Überprüfung heute zu aufwendig sei. Der Bundesrat zeigte sich einverstanden mit dem Auftrag.

PETITIONEN: Der Nationalrat hat eine Petition der Juso für mehr demokratische Mitsprache und mehr Schutz für Lernende im Lehrbetrieb abgelehnt. Die Bittschrift enthält mehrere Forderungen: einen Mindestlohn in der Lehre, ein Recht auf Anstellung nach der Lehre, zwei Stunden bezahlte Arbeitszeit zum Lernen für die Schule, die Möglichkeit für Lernende, den Arbeitsvertrag einseitig zu kündigen und eine tripartite Lehraufsicht durch den Staat, die Gewerkschaften und für diesen Zweck gewählte Lernende. Auch fünf weitere Petitionen hat die grosse Kammer abgelehnt.

Parlament verabschiedet in der Wintersession 15 Vorlagen

Bern (sda)

Mit den Schlussabstimmungen haben die eidgenössischen Räte am Freitag die Wintersession abgeschlossen. 15 Vorlagen kamen parlamentarisch unter Dach und Fach. Eine Verfassungsbestimmung zu den Wahlverfahren in den Kantonen wurde im Nationalrat bachab geschickt.

Die mit Standesinitiativen aus Uri und Zug verlangte Verfassungsänderung hätte den Kantonen freie Hand hätte geben sollen bei der Festlegung ihrer Wahlverfahren. Der Nationalrat sagte mit 103 zu 90 Stimmen bei 3 Enthaltungen Nein. Der Ständerat hingegen hiess die Vorlage mit 29 zu 14 Stimmen bei 0 Enthaltungen gut.

Gutgeheissen wurden:

  • mit 110 zu 84 Stimmen bei 3 Enthaltungen (Nationalrat) und 26 zu 17 Stimmen bei 0 Enthaltungen (Ständerat) eine Änderung im Gleichstellungsgesetz, die verlangt, dass Unternehmen mit 100 oder mehr Angestellten künftig prüfen müssen, ob sie Männern und Frauen gleich viel Lohn bezahlen;
  • mit 141 zu 54 Stimmen bei 1 Enthaltung und 36 zu 2 Stimmen bei 5 Enthaltungen Änderungen im Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration, mit denen das Heimatreiseverbot für Flüchtlinge verschärft wird;
  • mit 195 zu 2 Stimmen bei 0 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen das Bundesgesetz über die Verbesserung des Schutzes gewaltbetroffener Personen, mit dem Opfer von häuslicher Gewalt und von Stalking besser geschützt werden sollen;
  • mit 121 zu 67 Stimmen bei 8 Enthaltungen und 30 zu 12 Stimmen bei 1 Enthaltung eine Änderung der Anti-Rassismusstrafnorm, mit der künftig auch Aufrufe zu Hass und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung unter Strafe stehen;
  • mit 194 zu 1 Stimme bei 0 Enthaltungen und 41 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen eine Anpassung im Bundesgesetz über die Krankenversicherung mit der die Zulassungsbeschränkung für Ärzte bis Mitte 2021 verlängert wird,
  • mit 137 zu 54 Stimmen bei 6 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen das Bundesgesetz über die Änderung der Wiedergutmachungsregelung, mit dem es für Täterinnen und Täter schwieriger wird, sich von einer Strafe freizukaufen;
  • mit 192 zu 3 Stimmen bei 2 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen der Bundesbeschluss über die Genehmigung der Magglinger Konvention, des Übereinkommens des Europarats gegen die Manipulation von Sportwettbewerben;
  • mit 197 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen das Bundesgesetz über die Berechnung des Beteiligungsabzugs bei Too-big-to-fail-Instrumenten, mit dem systemrelevante Banken gezwungen werden, zusätzliches Eigenkapital aufzubauen;
  • mit 195 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen eine Änderung im Bundesgesetz über die Finanzhilfen an gewerbeorientierte Bürgschaftsorganisationen, mit der die Bürgschaftslimite für KMU von einer halben auf eine Million Franken angehoben wird. Mit 155 zu 39 Stimmen bei 1 Enthaltung und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen verabschiedet wurde eine zweite Anpassung im selben Gesetz, mit der Bürgschaftshilfen und Zinskostenbeiträge in Berggebiet und im weiteren ländlichen Raum abgeschafft werden;
  • mit 85 zu 71 Stimmen bei 39 Enthaltungen und 39 zu 2 Stimmen bei 2 Enthaltungen das neue Doppelbesteuerungsabkommen der Schweiz mit Sambia;
  • mit 130 zu 64 Stimmen bei 2 Enthaltungen und 41 zu 2 Stimmen bei 0 Enthaltungen eine Änderung im Doppelbesteuerungsabkommen der Schweiz mit Ecuador;
  • mit 133 zu 56 Stimmen bei 6 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen der Bundesbeschluss über die Genehmigung des Abkommens mit Singapur über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten sowie mit 132 zu 54 Stimmen bei 9 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen der Bundesbeschluss über die Genehmigung des Abkommens mit Hongkong über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten;
  • mit 189 zu 1 Stimme bei 0 Enthaltungen und 43 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen die Verordnung der Bundesversammlung über die Richterstellen am Bundesstrafgericht, mit der die Zahl der Stellen für Richterinnen und Richter der Berufungskammer des Bundesstrafgericht von zwei auf drei Vollzeitstellen erhöht werden kann.