Der Nationalrat und der Ständerat in Kürze

(sda) SCHLUSSABSTIMMUNGEN: Mit den Schlussabstimmungen zu 19 Vorlagen haben die eidgenössischen Räte am Freitag die Frühjahrssession abgeschlossen. Parlamentarisch unter Dach und Fach kamen unter anderem das revidierte Gesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF) und die Armeereform. Ja sagten die Räte auch zum Heilmittelgesetz, zum Ordnungsbussengesetz oder zum Waldgesetz. Verabschiedet wurde weiter der Beschluss über die Atomausstiegsinitiative der Grünen, welche das Parlament zur Ablehnung empfiehlt.

KRANKENVERSICHERUNG: Krankenkassen dürfen Grund- und Zusatzversicherung weiterhin unter einem rechtlichen Dach führen. Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat eine Standesinitiative des Kantons Genf abgelehnt, die eine Trennung von Grund- und Privatversicherung forderte. Die Grosse Kammer verwarf die Initiative mit 109 zu 77 Stimmen bei 3 Enthaltungen. Die Befürworter argumentierten vergeblich, die Trennung würde für mehr Transparenz sorgen. Die Gegner stellten fest, die meisten Kassen hätten die Trennung inzwischen vorgenommen. Das Parlament hatte schon einen Vorschlag des Bundesrates für eine Trennung abgelehnt.

WAHLRECHT: Die Kantone sollen bei der Ausgestaltung ihrer Wahlsysteme mehr Freiheiten erhalten. Dieser Ansicht ist der Nationalrat. Er hat zwei Standesinitiativen der Kantone Uri und Zug gutgeheissen, die eine entsprechende Verfassungsänderung verlangen. Mit ihren Standesinitiativen reagierten die beiden Kantone auf das Bundesgericht, das das Wahlsystem mehrerer Kantone gerügt hatte. Durch diese Rechtssprechung werde der Spielraum der Kantone beschnitten, kritisierten die beiden Kantone. Der Nationalrat stimmte den beiden Standesinitiativen mit 99 zu 87 Stimmen sowie mit 98 zu 90 Stimmen zu. Die Staatspolitische Kommission des Ständerats hatte den beiden Standesinitiativen ebenfalls Folge gegeben. Sie kann nun einen Entwurf ausarbeiten.

ARMEE: Die Armeeausgaben werden nicht ans Bruttoinlandprodukt (BIP) gekoppelt. Der Nationalrat hat als Zweitrat eine Standesinitiative des Kantons Bern abgelehnt, mit 120 zu 72 Stimmen bei einer Enthaltung. Der Kanton forderte, dass die Armeeausgaben in den nächsten zehn Jahren auf mindestens 1,2 Prozent des BIP erhöht werden. Das wären rund 7,5 Milliarden Franken. Die Gegner argumentierten, die Kosten seien viel zu hoch. Die Mehrwertsteuer müsste erhöht werden. Die Befürworter plädierten für Kürzungen bei den Sozialausgaben und in der Entwicklungshilfe. Nach dem Willen des Parlaments sollen die Armee in den nächsten Jahren jährlich rund 5 Milliarden Franken ausgeben dürfen.

EIZELLENSPENDE: Der Nationalrat will nicht selber gesetzgeberisch tätig werden, um die Eizellenspende zu erlauben. Er folgte stillschweigend seiner Kommission, die beantragt hatte, eine parlamentarische Initiative abzuschreiben. Das sei nicht gleichzusetzen mit einem Nein zur Eizellenspende, betonte Martina Munz (SP/SH) im Namen der Kommission. Die Frage der Eizellenspende werde das Parlament bald wieder beschäftigen. In der Kommission habe sich aber gezeigt, dass der Weg der parlamentarischen Initiative nicht adäquat sei. Das Thema sei zu komplex. Um die Eizellenspende zu erlauben, müssten rund 30 Gesetzesartikel geändert werden.

PETITIONEN: Der Nationalrat hat drei Petitionen aus der Jugendsession abgelehnt. Das Jugendparlament forderte unter anderem mehr politische Rechte für Jugendliche: Wer das 16. Altersjahr vollendet hat, soll Volksinitiativen lancieren und unterschreiben dürfen. Der Nationalrat stimmte mit 125 zu 65 Stimmen bei 3 Enthaltungen gegen das Anliegen. Keine Chance hatte auch eine weitere Petition aus der Jugendsession, die zusätzliche Massnahmen für die Erreichung des Verlagerungsziel forderte. Ebenfalls abgelehnt hat der Nationalrat sechs Petitionen von Vereinen und Privatpersonen, die unter anderem ein Verbot der Verwahrung, die Gleichbehandlung m Alter und die Aktualisierung der Religionsbezeichnungen forderten.