​Neben den Stenographen arbeiteten im Dienst auch Tonbandredaktoren. Sie sassen im Ratssaal, notierten sich Rednernamen und schwierigere Ausdrücke, bedienten die Tonfolien-Aufnahmeanlage, stiegen nach zehn Minuten wieder ein Stockwerk hinauf, ersetzten im Büro die Folie im Aufnahmegerät durch eine neue und brachten die Aufnahme zu den Daktylographinnen. Während der Stenograph die nach seinem Diktat niedergeschriebenen Texte nur noch kurz überflog und sie dann in der Kanzlei ablegte, mussten die Tonbandredaktoren viel korrigieren, manchmal, wenn der Redner «schwierig» war, so viel, dass die Blätter nochmals ins Reine geschrieben werden mussten, was bei den Stenographen zur Bemerkung führte, dass es bei ihnen keine solchen Umstände gebe. Andererseits bemerkten die Tonbandredaktoren zuweilen mit einer gewissen Erleichterung, dass die Stenographen nicht immer diktierten, sondern zu ihrer Entlastung manchmal die Tonfolie ohne Diktat direkt zur Niederschrift brachten.

 

Die Tonfolien-Aufnahmeanlage des Amtlichen Bulletins, in Betrieb bis 1993
Foto Béatrice Devènes

 

Diese unterschiedlichen Arbeitsweisen beeinträchtigten aber das Arbeitsklima nicht. Selbst unter den Stenographen gab es keinen mehr, der die Einstellung von neuen Stenographen forderte. Als Leiter des Dienstes ging ich mit Generalsekretär Alois Pfister bald einmal einig, dass wir die frei werdenden Stellen nur noch mit Tonbandredaktoren besetzen würden. 1987 trat der letzte Stenograph in den Ruhestand.

Bald nach meinem Amtsantritt beschäftigten mich auch technische Fragen. Der «Computer» besass schon in den 1970er Jahren einen hohen Stellenwert. 1976 wurden noch alle Texte auf der Schreibmaschine geschrieben – immerhin waren es bereits Kugelkopf-Schreibmaschinen.

 

Das Turmzimmer im zweiten Stock des Parlamentsgebäudes, von 1920 bis 1994 Sitz der deutschsprachigen Redaktion des Amtlichen Bulletins.
Privatsammlung François Comment, Burgdorf

Unsere Anstrengungen gingen in Richtung Computereinsatz und Textverarbeitung. 1985 gelang der Durchbruch: Von der kanadischen Firma AES wurde uns ein Mehrplatzsystem mit 16 Arbeitsplätzen präsentiert, das für uns in Frage kam. In der Wintersession 1985 wanderten die Kugelkopf-Schreibmaschinen in die Wandschränke; die Daktylos sassen nun vor ihren Bildschirmen und kamen mit dem Papier gar nicht mehr in Berührung.

 

Werbeaufnahme des AES-Textverarbeitungssystems. Links die Zentraleinheit, darauf die Speicherdisketten.