​In jener Zeit empfingen die Bundeshausjournalisten die SDA-Meldungen über den Telex. Mobiltelefone gab es noch keine, dafür überall in den Bundeshauskorridoren Telefonkabinen. Ging ein Anruf für einen Bundeshauskorrespondenten ein, wies Charles Offner diesem die Kabine 1, 2 oder 3 zu.

 

Überall in den Bundeshauskorridoren gab es Telefonkabinen.

 

Die Medienleute verfolgten die Ratsdebatten von den Tribünen oder von ihren Arbeitsplätzen im Parlamentsgebäude aus, wo jedes Journalistenzimmer mit einem Bildschirm ausgestattet war.

Die Ratsprotokolle kamen jeweils ein paar Stunden nach dem Schluss einer Debatte heraus. Charles Offner holte sie etwa halbstündlich beim Amtlichen Bulletin ab. Es waren provisorische Fassungen mit Korrekturen und Streichungen. Die Rotstiftkorrekturen stammen vom Redaktionsteam des Amtlichen Bulletins; bei den weiteren handelt es sich um nachträgliche stilistische Verbesserungen durch die entsprechenden Ratsmitglieder selbst. All diese Korrekturen auf dem blauen Kohlenpapier erschwerten die Lektüre, aber die Medienleute schätzten es, diese Version für ihre Berichterstattung verwenden zu können.

 

Die Ratsprotokolle wurden von Hand korrigiert.

 

1995 konnten die Redaktorinnen und Redaktoren des Amtlichen Bulletins ihre Wortprotokolle erstmals direkt via Bildschirm bearbeiten. Der Rotstift hatte ausgedient. In der Sommersession 1995 wurden die Ratsprotokolle zum ersten Mal online bereitgestellt. Ab 2000 gilt dies auch für die provisorischen Fassungen, die bis dahin nur auf dem internen Netz erschienen waren.

Dieser Wandel hat auch die Arbeit der Medienleute im Bundeshaus verändert. Die Zeiten, als sie in erster Linie über die Beschlüsse von Parlament und Regierung zu berichten hatten, sind vorbei. Heute, da die Neuigkeiten sich immer rascher über das Internet und die sozialen Netzwerke verbreiten, können die Medien nicht mehr einfach nacherzählen, was bereits bekannt ist. Sie müssen analysieren, Themen vertiefen, Zusammenhänge aufzeigen, Mechanismen erklären usw.

 

 

Auch die Computer sind nicht mehr die gleichen …