Tagung im Kanton Tessin
Die NAD hat sich im Rahmen ihres zweitägigen Besuchs im Kanton Tessin mit dem Vizepräsidenten des Regierungsrats zu einem Gedankenaustausch getroffen. Auf dem Programm standen zudem Besichtigungen der Installationsarbeiten für die Bahntechnik des Gotthard-Basistunnels bei Bodio/Pollegio sowie die Bauarbeiten im Ceneri-Basistunnel bei Sigirino. Mit dem BAV, den SBB und der ATG führte sie eine Aussprache über deren gemeinsamen Entscheid, den Gotthard-Basistunnel im Dezember 2016 fahrplanmässig in Betrieb zu nehmen. Alle Arbeiten im Tunnel und auf den inländischen Zulaufstrecken sollen neu auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung lag bei den Vorbereitungsarbeiten der ATG für die Ausschreibung der Bahntechnik des Ceneri-Basistunnels.

Traditionsgemäss nutzt die NAD ihre externen Sitzungen zu einer Aussprache mit einer Vertretung des Regierungsrats des Standortkantons. In Lugano erläuterte der Vizepräsident des Regierungsrats des Kantons Tessin, Marco Borradori, wie sich das Tessin auf die Eröffnung der Gotthard-Achse der Neat und die starke Zunahme der Bahnbenutzung im Tessiner und grenzüberschreitenden Verkehr vorbereitet. Zur Sprache kamen auch die Haltung des Regierungsrats zur Vernehmlassungsvorlage des Bundes zu Ausbau und Finanzierung der Bahninfrastruktur sowie die Vereinbarung der SBB mit den Italienischen Staatsbahnen (FS) vom 6. August 2011 (Accordo dei Castelli).

Gotthard-Basistunnel: Fahrplanmässige Inbetriebnahme Ende 2016

BAV (Besteller und Aufsichtsbehörde), SBB (künftige Betreiberin des Gotthard-Basistunnels) und ATG (Erstellerin) planen die Aufnahme des fahrplanmässigen Betriebs durch den Gotthard-Basistunnel auf Ende 2016; dies nach Abstimmung der Terminpläne und einer eingehenden Analyse der Vor- und Nachteile. Gemäss BAV ist die Aufnahme des Betriebs Ende 2016 realistisch, machbar und sinnvoll. Die definitive Bestätigung des Inbetriebnahmetermins und das konkrete Fahrplanangebot sollen im Jahre 2014 in Kenntnis des dann noch bestehenden Restrisikos festgelegt werden. Die frühere Inbetriebnahme hat unter anderem zur Folge, dass die bisher eingeplanten Zeitreserven wegfallen und die Arbeiten der verschiedenen Beteiligten minutiös aufeinander abgestimmt werden müssen. Das BAV rechnet mit Investitionsmehrkosten von rund 4 Millionen Franken bei der ATG und 10 Millionen Franken bei den SBB, dies bei einem Investitionsvolumen für alle Neat-Werke von rund 18,7 Milliarden Franken. Andererseits fällt mit der Inbetriebnahme 2016 der Nutzen der Flachbahn durch den Gotthard-Basistunnel (Fahrzeitverkürzungen im Personenverkehr, Produktivitätssteigerung im Güterverkehr, Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene) bereits ein Jahr früher als bisher geplant an.

Die NAD hatte das BAV beauftragt, eine Gesamtbeurteilung aus Sicht des Bundes zu verfassen. In ihrem Tätigkeitsbericht über das Jahr 2010 vom 5. Mai 2011 hatte sie die grundsätzlichen Anforderungen an eine allfällige frühere Inbetriebnahme aus Sicht der Oberaufsicht festgehalten: Massnahmen zur Sicherung oder Beschleunigung von Terminen dürfen unter Berücksichtigung aller Faktoren keine Mehrkosten zu Lasten des Neat-Gesamtkredits zur Folge haben, das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss ausgewiesen werden und der Einhaltung der Kosten und Kredite muss gegenüber der Einhaltung der Terminziele Priorität eingeräumt werden. Zudem sollte den Aspekten der Sicherheit und der Betriebsstabilität gebührend Rechnung getragen werden.

Gotthard-Basistunnel: Bahntechnik und Ausrüstung

Die NAD besichtigte die Bahntechnik-Installationsarbeiten für den Versuchsbetrieb in der Weströhre des Gotthard-Basistunnels in Bodio und traf sich mit Vertretern des beauftragten Konsortiums Transtec Gotthard (TTG). Der Versuchsbetrieb wird voraussichtlich Ende 2013 beginnen, der Startschuss für den Einbau des Grossteils der Bahntechnik für den Gotthard-Basistunnel ab Erstfeld im Norden fällt am 2. September 2011.

Die ATG orientierte die NAD zudem über ihre Zwischenkenntnisse zu den Drainagerohren im Gotthard-Basistunnel. Auch wenn ein Teil der gelieferten und eingebauten Rohre gemäss den von der ATG in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Untersuchungen materialtechnisch nicht vertragskonform sei, bleibe die Gebrauchstauglichkeit sämtlicher Rohre gewährleistet. Von einem Ersatz der bereits eingebauten Rohre könne deshalb gemäss heutigem Kenntnisstand abgesehen werden. Ein definitiver Massnahmenkatalog wird nach Vorliegen der Untersuchungen zur Lebensdauer Mitte 2012 festgelegt. Die ATG geht davon aus, dass für den Bund weder Terminrisiken noch Kostenfolgen bestehen.

Ceneri-Basistunnel: Baufortschritt und Vorbereitung Ausschreibung Los Bahntechnik

Im Zusammenhang mit ihrer Besichtigung der Bauarbeiten im Ceneri-Basistunnel bei Sigirino setzte sich die NAD mit dem zeitlichen Rückstand auf das Werkvertragsprogramm auseinander. Dieser beträgt in einzelnen Abschnitten zwischen 3 und 5 Monaten. Die aktuell guten Ausbruchleistungen der Arbeitsgemeinschaft geben Anlass zur Hoffnung, dass der Rückstand mit dem Fortschritt der Arbeiten in den nächsten Jahren aufgeholt werden kann. Zurzeit hat der Rückstand keine Auswirkungen auf den prognostizierten Inbetriebnahmetermin Ende 2019. Die ATG wird die Terminsituation Ende 2011 neu beurteilen.

Die ATG informierte die NAD ferner über die Vorbereitungsarbeiten zur Ausschreibung des Neat-Loses für die Bahntechnik des Ceneri-Basistunnels. Diese wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 erfolgen. Die NAD erwartet, dass die Ausschreibungsmodalitäten so ausgestaltet werden, dass die Interessen des Bundes (preislich günstigste Vergabe, Vergleichbarkeit der Offerten, Minimierung des Einspracherisikos) gewahrt bleiben.

Die NAD tagte am 31. August und 1. September 2011 unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Filippo Lombardi (CVP/TI) in Lugano und besichtigte die Neat-Arbeiten bei Bodio, Pollegio, Camorino und Sigirino. An der Tagung nahmen teil Vertreter von EFK, EFV, BAV, SBB und ATG. Am Treffen mit einer Delegation der Regierung des Kantons Tessin waren zudem der Vizepräsident des Staatsrats und Chef des Territorialdepartements, Herr Regierungsrat Marco Borradori, sowie der Direktor für Raumentwicklung und Mobilität, Herr Riccardo de Gottardi, anwesend.

Bern, 2. September 2011 Parlamentsdienste