Den Parlamentsdiensten wurde gestern nach einem mehrmonatigen Zertifizierungsverfahren das Label für die Mehrsprachigkeit verliehen. Sie haben die strengen Kriterien des Forums für die Zweisprachigkeit für den Erhalt dieses Zertifikats erfüllt und unterstreichen damit ihr Engagement zugunsten einer aktiven Nutzung der drei Amtssprachen der Schweiz. Die Verleihung des Labels für die Mehrsprachigkeit fand im Nationalratssaal in Bern im Beisein von Nationalratspräsident Jürg Stahl und des Stiftungsratspräsidenten des Forums für die Zweisprachigkeit, Denis Grisel, sowie in Anwesenheit verschiedener im Bereich der Förderung der Mehrsprachigkeit tätiger Personen und sämtlicher Mitarbeitenden der Parlamentsdienste statt.

Folgende vier Aspekte standen im Mittelpunkt des Zertifizierungsverfahrens: Visibilität und Kommunikation gegen aussen; Sprachkenntnisse der Mitarbeitenden und Vertretung der Sprachgemeinschaften gemäss der Sprachenverordnung (SpV); Qualität der Kommunikation innerhalb der Institution sowie Gesamtbeurteilung der Mehrsprachigkeitspraxis innerhalb der Parlamentsdienste. Ebenfalls berücksichtigt wurde die Förderung der Minderheitensprachen durch die Parlamentsdienste.

Der Wert einer gezielten Personalgewinnung

Die Parlamentsdienste, die rund 310 Personen beschäftigen, spiegeln die sprachliche Vielfalt der Schweiz wider und möchten mit ihrer Sprachenpolitik auch gegenüber den Parlamentsmitgliedern, den Bürgerinnen und Bürgern sowie den nationalen und kantonalen Behörden ein Zeichen setzen. In der Aussenkommunikation der Parlamentsdienste ist Deutsch die am häufigsten verwendete Sprache (71%), gefolgt von Französisch (25%) und Italienisch (1,9%). Auch die vierte Landessprache, Rätoromanisch, wird gelegentlich in der Kommunikation nach aussen genutzt.

Seit mehreren Jahren ist es Teil der Personalpolitik der Parlamentsdienste, die Rekrutierung von Italienischsprachigen zu fördern, wodurch innert fünf Jahren deren Zahl verdoppelt werden konnte. Insgesamt entspricht die Vertretung der einzelnen Sprachgemeinschaften in den Parlamentsdiensten ziemlich genau den vom Bundesrat für seine Verwaltungseinheiten anvisierten Vorgaben der Sprachenverordnung. In den Parlamentsdiensten sind 66,2 Prozent der Mitarbeitenden deutscher Muttersprache (Zielwert der SpV: 68,5 bis 70,5%), 25,1 Prozent französischer Muttersprache (Zielwert: 21,5 bis 23,5%), 6,8 Prozent italienischer Muttersprache (Zielwert 6,5 bis 8,5%) und 0,6 Prozent rätoromanischer Muttersprache (Zielwert 0,5 bis 1%).

Langfristiges Engagement

Die Evaluierung der Sprachkompetenzen von nahezu 70 Prozent des Personals zeigt, dass die Mitarbeitenden der Parlamentsdienste in der Regel über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen, vor allem in Deutsch (Medianwert 4,7 von 5) und in Französisch (Medianwert 4,3 von 5). Die passiven Kenntnisse des Italienischen – insbesondere auf Kaderebene – nähern sich den gewünschten Werten an und werden dank den Kursen, welche die Parlamentsdienste für die Mitarbeitenden organisieren, immer besser.

Das Forum für die Zweisprachigkeit hebt die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit dem Sprachklima in den Parlamentsdiensten hervor. Die Parlamentsdienste werden ermutigt, die Mehrsprachigkeit und die Achtung aller Sprachgemeinschaften auch in Zukunft durch gezielte Fortbildungsangebote zu fördern, um ihr Potenzial voll ausschöpfen zu können.

Das Label für die Mehrsprachigkeit wurde den Parlamentsdiensten im Nationalratssaal in Bern verliehen im Beisein von Nationalratspräsident Jürg Stahl und des Stiftungsratspräsidenten des Forums für die Zweisprachigkeit, Denis Grisel, sowie in Anwesenheit der eidgenössischen Delegierten für Mehrsprachigkeit, Nicoletta Mariolini, des Beraters für Sprachenpolitik der Bundeskanzlei, Verio Pini, der Direktorin des Eidgenössischen Personalamtes, Barbara Schaerer, der Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe «Italianità», Nationalrätin Silva Semadeni, sowie sämtlicher Mitarbeitenden.

Ein Label auf der Grundlage zehnjähriger Erfahrung

Die 1996 gegründete Stiftung Forum für die Zweisprachigkeit wird vom Bund, vom Kanton Bern und von der Stadt Biel finanziert und befasst sich mit den Herausforderungen des Zusammenlebens mehrerer Sprachgemeinschaften in der Schweiz.

Nach mehr als zehn Jahren Erfahrung mit dem Label der Zweisprachigkeit rief die Bieler Stiftung auf der Grundlage des Sprachengesetzes (SpG), der Sprachenverordnung (SpV) und spezifischer Kriterien das Label für die Mehrsprachigkeit ins Leben. Dieses neue Label für die offizielle Mehrsprachigkeit (Deutsch, Französisch, Italienisch) in den Verwaltungseinheiten des Bundes bescheinigt eine vorbildliche Förderung der Mehrsprachigkeit und ein gutes «Miteinander» der verschiedenen Sprachgemeinschaften der Schweiz.

Auskünfte

Philippe Schwab, Generalsekretär, Parlamentsdienste, +41 58 322 97 25
Prisca Freivogel, Expertin, Forum für die Zweisprachigkeit, Biel, +41 79 439 93 61
Elena Wildi-Ballabio, Leiterin des Projekts «Label für die Mehrsprachigkeit», Bereich Internationales und Mehrsprachigkeit, Parlamentsdienste, +41 79 776 17 21