Der Nationalrat in Kürze
Bern (sda)
UMWELT: Illegal gefälltes Holz darf
in der Schweiz nicht mehr gehandelt werden. Der Nationalrat hat am Donnerstag die Änderung des Umweltschutzgesetzes bereinigt, mit der Handelshemmnisse gegenüber der EU abgebaut werden sollen. Die Räte gingen bei der Revision weiter als der Bundesrat vorgeschlagen hatte. Die Landesregierung hatte beantragt, dass Händler dokumentieren müssen, von wem sie Holz und Holzerzeugnisse bezogen haben und wem sie diese weitergegeben haben. Das Parlament schrieb zusätzlich die Weiterführung der Deklarationspflicht gegenüber den Konsumenten ins Gesetz. Zuletzt umstritten war, ob dies für "Händler" oder für "jede Person" gelten soll, wie es der Ständerat eingefügt hatte. Der Nationalrat übernahm nun stillschweigend diese Formulierung.
STRASSENVERKEHR: Die Räte sind sich weiterhin uneins, ob die Umfahrung Oberburg bei Burgdorf im Kanton Bern ins aktuelle Agglomerationsprogramm des Bundes aufgenommen werden soll oder nicht. Zum dritten Mal hat der Nationalrat Ja gesagt, der Ständerat lehnte dies bereits zwei Mal ab. An den Argumenten der Befürworter und Gegner hat sich nichts geändert. Eine Mehrheit im Nationalrat wies auf den hohen volkswirtschaftlichen Nutzen einer Umfahrung hin. Eine Minderheit und Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga betonten, dass die Umfahrung die Anforderungen für eine Bundesfinanzierung noch nicht erfülle. Weil die Mehrheitsverhältnisse
in beiden Räten relativ klar sind, ist es wahrscheinlich, dass das Geschäft nach der dritten Behandlung im Ständerat
in die Einigungskonferenz muss.
JAGD: Mit dem Jagdgesetz muss sich die Einigungskonferenz befassen. Nationalrat und Ständerat haben sich zwar darüber geeinigt, dass Wölfe auch
in Jagdbanngebieten abgeschossen werden dürfen. Dass die geschützten Steinböcke
in den Schutzgebieten getötet werden dürfen, ist
in den Räten unbestritten. Hingegen hatte der Nationalrat zunächst nicht zulassen wollen, dass auch Wölfe - auch sie sind geschützt - geschossen werden dürfen. Der Ständerat dagegen wollte Wolf-Abschüsse
in diesen Gebieten zulassen.
In der dritten Beratungsrunde im Nationalrat wendete eine starke bürgerliche Minderheit um den Walliser Franz Ruppen (SVP) nun das Blatt, und der Nationalrat schloss sich mit knappem Mehr, 92 zu 91 Stimmen bei 2 Enthaltungen, dem Ständerat an.
WALD: Die Räte wollen rechtliche Grundlagen für Rundholzlager im Wald schaffen. Der Nationalrat hat dazu eine Motion der Umweltkommission (Urek) des Ständerates überwiesen. Diese fordert, dass Waldeigentümern und Sägereien erlaubt wird, Schweizer Rundholz im Wald zu lagern. Die Lager müssen der regionalen Bewirtschaftung des Waldes dienen. Streitpunkt
in der Debatte waren Pflanzenschutzmittel, die gegen Schädlinge im frisch geschlagenen Holz eingesetzt werden können. Die Mehrheit der nationalrätlichen Umweltkommission hielt die geltenden Gesetze
in Sachen Pflanzenschutzmittel für genügend streng. Der Bundesrat war bereit, den Auftrag entgegenzunehmen.
LUFTFAHRT I: "English only" soll für den nicht gewerbemässigen Sichtflug
in der Schweiz nicht gelten. Der Nationalrat unterstützte eine entsprechende Motion seiner Verkehrskommission (KVF) mit 138 zu 13 Stimmen bei 23 Enthaltungen. Die Kommission will mit der Motion sicherstellen, dass der Funkverkehr
in diesem Bereich nicht nur
in Englisch, sondern weiterhin
in der ortsüblichen Landessprache stattfinden darf. Mit der Vorschrift "English only" schiesse der Bundesrat weit über das Ziel hinaus. Grundlage für die neue Regel ist eine Revision des Luftfahrtgesetzes von 2017. Der Bundesrat will bei der geltenden Regel bleiben. "Es geht um fünfzig bis hundert Wörter Englisch", sagte Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga im Rat. Das sei zumutbar. Nun ist der Ständerat am Zug.
LUFTFAHRT II: Fluggesellschaften und Reiseagenturen sollen Kunden offenlegen, wie viel CO2 durch ihre Flüge
in die Umwelt gelangt. Er hat eine Motion aus den Reihen der FDP mit 121 zu 63 Stimmen unterstützt. Flugreisende müssten "in Kenntnis der Sachlage" über Massnahmen entscheiden könnten, den CO2-Ausstoss zu kompensieren, schrieb Motionär Jacques Bourgeois (FDP/FR). Der Bundesrat erklärte sich einverstanden. Emissionsrechner gebe es bereits, aber mit unterschiedlicher Methodik, schrieb er. Er sei bereit, mit den Fluggesellschaften eine wissenschaftlich basierte Berechnungsgrundlage zu erarbeiten. "Transparenz wirkt immer", sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga. Die SVP lehnte den Vorstoss ab. Dieser geht nun an den Ständerat.
LÄRMSCHUTZ: Der Nationalrat will, dass Kostenberechnungen des Bundes für geplante Lärmschutzmassnahmen soweit möglich auf effektiven Marktpreisen basieren. Er hat eine entsprechende Motion von Nationalrat Franz Grüter (SVP/LU) mit 100 zu 88 Stimmen bei 2 Enthaltungen angenommen. Heute berechnet das Bundesamt für Strassen (Astra) die Kosten von Lärmschutzmassnahmen auf Nationalstrassen im Vorfeld mit dem Durchschnittspreis von bereits realisierten Projekten. Grüter erachtet diese "fiktiven Pauschalpreise" als "viel zu hoch". Die Folge: Oft würden beispielsweise Lärmschutzwände zulasten der Betroffenen nicht realisiert, weil eine Sanierung als unverhältnismässig taxiert werde. Das soll sich nun ändern. Als nächstes entscheidet der Ständerat über die Motion.
STRASSENVERKEHR I: Der Nationalrat will, dass Pannenstreifen-Umnutzungen im Rahmen von vereinfachten Plangenehmigungsverfahren abgewickelt werden können. Er hat eine Motion aus den Reihen der SVP mit 115 zu 75 Stimmen angenommen. Motionär Christian Imark (SVP/SO) argumentierte, Pannenstreifen-Umnutzungen könnten die "chronischen Engpässe auf den Nationalstrassen effizient beseitigen". Laut dem Bundesrat unterliegen lokale Massnahmen wie beispielsweise die Benutzung des Pannenstreifens als "verlängerte Ausfahrtspur" ohnehin nicht dem nationalstrassenrechtlichen Plangenehmigungsverfahren. Als nächstes entscheidet der Ständerat über die Motion.
STRASSENVERKEHR II: Der Nationalrat will keine Ausnahmen beim Alkoholausschank
in Autobahnraststätten schaffen. Er hat eine entsprechende Motion von Laurence Fehlmann Rielle (SP/GE) deutlich abgelehnt. Der Vorstoss ist damit vom Tisch. Im Herbst 2017 beschloss das Parlament, den Alkoholverkauf auf Raststätten zu erlauben. Der Bundesrat ist daran, die Nationalstrassenverordnung entsprechend anpassen. Fehlmann Rielle wollte die Liberalisierung an Bedingungen knüpfen. Konkret sollte zusätzlich der Verkauf und Ausschank von Hochprozentigem verboten und zwischen 20 Uhr und 8 Uhr ein generelles Ausschankverbot etabliert werden. Der Vorstoss unterlag mit 129 zu 45 Stimmen bei 16 Enthaltungen.
UMWELT: Das Parlament sagt dem Plastikmüll den Kampf an. Der Nationalrat hat sich oppositionslos für eine vom Ständerat abgeänderte Motion ausgesprochen. Dadurch soll die Plastikverschmutzung
in Gewässern und Böden reduziert werden. Konkret verpflichtet das Parlament den Bundesrat, gemeinsam mit den betroffenen Branchen Massnahmen zu prüfen und zu ergreifen, um die Verwendung von Plastikverpackungen und Einweg-Kunststoffprodukten innert nützlicher Frist erheblich zu reduzieren. Dabei soll neben der Belastung durch Makroplastik auch diejenige durch Mikroplastik berücksichtigt werden. Umweltministerin Simonetta Sommaruga zeigte sich einverstanden, die abgeänderte Motion anzunehmen - auch wenn der Bundesrat
in erster Linie auf freiwillige Massnahmen setzen will.
POSTSTELLEN: Der Nationalrat fordert den Bundesrat dazu auf, der Schweizerischen Post bei der längerfristigen Planung ihrer Dienstleistungen genau auf die Finger zu schauen. Er hat ein entsprechendes Postulat seiner vorberatenden Kommission oppositionslos angenommen. Konkret fordert die Kommission den Bundesrat auf, die längerfristige Entwicklung und Verteilung des Netzes an Zugangspunkten beim Post-Konzern einzufordern. Überprüft werden soll etwa die Einhaltung der seit Anfang Jahr geltenden Erreichbarkeitskriterien, mit dem Fokus auf dünn besiedelten Gebieten. Der Bundesrat zeigte sich mit dem Vorstoss einverstanden.
UMWELT: Der Bundesrat soll
in einem Bericht darlegen, wie die Ökobilanz der verschiedenen Antriebssysteme von Personenwagen aussieht. Das verlangt der Nationalrat. Die Regierung ist bereits
in Umsetzung. Deshalb beantragte Umweltministerin Simonetta Sommaruga im Namen des Bundesrats die Annahme des Postulates von Nationalrat Jürg Grossen (GLP/BE). Die grosse Kammer folgte mit 125 zu 65 Stimmen. Nur die SVP stemmte sich gegen den Vorstoss. Walter Wobmann (SVP/SO) gab zu bedenken, dass der Vergleich von objektivierbaren Daten praktisch unmöglich sei, weil nicht bei jeder Autofabrik weltweit nachgefragt werden könne, wie sie ihre Fahrzeuge herstelle. Ein Bericht des Bundes koste daher nur Geld.
SCHWEIZ - EU: Die SVP ist im Nationalrat mit einem Ordnungsantrag gescheitert, mit dem sie die Vorlage über die Kohäsionsmilliarde nachträglich für die laufende Session traktandieren lassen wollte. Fraktionschef Thomas Aeschi (ZG) begründete das Anliegen damit, dass die FDP und die CVP letzthin hätten verlauten lassen, dass sie eine solche Kohäsionsmilliarde wie die SVP ablehnen würden, wenn die EU diskriminierende Massnahmen gegen die Schweiz ergreifen würde. Solche seien nun
in Kraft. Ein Entscheid sei deshalb überfällig. Die grosse Kammer lehnte den Antrag mit 119 zu 63 Stimmen ab. Nur SVP-Politiker sagten Ja. Damit wird die Vorlage erst nach den Wahlen behandelt.
GEWERBE: Der Bundesrat soll prüfen, wie Kantone und Gemeinden dazu gebracht werden können, smarte Industrie- und Gewerbezonen zu schaffen. Diese Zonen sollen vieles erfüllen: Bedürfnisse von Unternehmen decken, den Verkehr reduzieren, Energie sparen und den Boden schützen. Der Nationalrat überwies mit 124 zu 64 Stimmen ein Postulat von Claude Béglé (CVP/VD). Bei der Einrichtung der Industrie- und Gewerbezonen solle ganzheitlich vorgegangen werden.
In Singapur habe sich dieses Vorgehen bewährt. Die Oberhoheit der Gemeinden über diese Zonen wollte Béglé aber nicht beschneiden. Der Bundesrat war mit dem Anliegen einverstanden.
MEDIEN: Der Nationalrat will keine Leitplanken setzen für die Konzentration im Medienmarkt. Er lehnte ein entsprechendes Postulat von Jacques-André Maire (SP/NE) ab. Maire hatte argumentiert, dass angesichts der fortschreitenden Konzentration im Medienmarkt die Vielfalt und die Meinungen erhalten werden sollten. Ebenfalls Nein sagte der Rat zu einer Motion von Philipp Hadorn (SP/SO), die verlangt hatte, dass Medienunternehmen verpflichtet werden sollten, ihre Besitz- und Eigentümerverhältnisse offenzulegen. Der Bundesrat hatte beide Vorstösse abgelehnt.
STRASSENVERKEHR: Der Nationalrat möchte nicht vertieft prüfen, wie über 70-Jährige dazu motiviert werden könnten, ihren Führerausweis freiwillig abzugeben. Er hat ein Postulat von Fabio Regazzi (CVP/TI) mit 133 zu 39 Stimmen bei 18 Enthaltungen abgelehnt. Regazzi wollte
in einem Bericht dargelegt bekommen, ob Anreize wie eine Bundesbeteiligung an ein 2.-Klasse-Generalabonnement für einen zuvor Auto fahrenden Rentner die Sicherheit auf den Strassen verbessern würde. Der Bundesrat beantragte die Ablehnung des Vorstosses. Zwar sei die Begleitung von älteren Personen, die ihren Führerschein abgeben müssen oder wollen, sehr wichtig. Die Wirkung der im Postulat angedachten Massnahmen sei aber fragwürdig.
DER Ständerat in Kürze
Bern (sda)
ERBEN: Der Ständerat ist einverstanden damit, das über 100-Jährige Erbrecht den heutigen Lebensumständen und Familienverhältnissen anzupassen. Er hat dem revidierten Erbrecht am Donnerstag ohne Gegenstimme zugestimmt. Erblasser sollen über einen grösseren Teil des Nachlasses frei verfügen können. Der Pflichtteil der Nachkommen wird von drei Vierteln auf die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs reduziert, jener der Eltern entfällt ganz. Durchgefallen ist der neue Unterstützungsanspruch für Lebenspartnerinnen und Lebenspartner, die sonst
in die Armut abrutschen würden. Die Mehrheit hatte Vorbehalte gegen die neue Rente zu Lasten der Erben. Mit der Reform werde die Freiheit der Erblasser ausreichend ausgedehnt, um den Lebenspartner oder die Lebenspartnerin unterstützen zu könnten, hiess es. Die Vorlage geht nun an den Nationalrat.
URHEBERRECHT: Beim Urheberrecht bleibt die Hotel-Abgabe umstritten. Der Ständerat möchte diese beibehalten, der Nationalrat abschaffen. Eine Einigung ist nicht
in Sicht. Der Ständerat hat mit 31 zu 9 Stimmen bei 2 Enthaltungen beschlossen, bei seiner Version zu bleiben: Hotels, Ferienwohnungen, Spitäler und Gefängnisse sollen weiterhin für die Verwendung öffentlicher Werke
in ihren Räumen Urhebergebühren zahlen müssen. Nun ist wieder der Nationalrat am Zug. Er hatte sich vor zwei Tagen ebenso deutlich - mit 108 zu 68 Stimmen bei 12 Enthaltungen - dafür ausgesprochen, die Abgabe abzuschaffen. Insbesondere das Aufstellen von TV-Geräten
in Hotelzimmern wäre damit nicht mehr mit Urhebergebühren verbunden.
AUSWEISE: Während der Nationalrat beim E-ID-Gesetz eine harte Linie fährt, sucht der Ständerat den Kompromiss. Er ist bereit, den Inhaberinnen und Inhabern einer E-ID besondere Sorgfaltspflichten aufzuerlegen. Im Gegenzug hat er beschlossen, dass für alltägliche Anwendungen wie Online-Shopping eine Alternative zur E-ID angeboten werden muss. Die Datenbearbeitung durch Dritte will er
in dem Rahmen ermöglichen, der auch dem Aussteller der E-ID zur Verfügung steht. Das soll das externe Hosting, Serviceleistungen oder die konzerninterne Bearbeitung von Daten ermöglichen.
In den übrigen umstrittenen Punkten ist der Ständerat hart geblieben. Dazu gehört unter anderem die Schaffung einer unabhängigen Aufsichtsinstanz.
ALTERSVORSORGE: Der Ständerat will neue Steuerbegünstigungen für Vermögende einführen. Wer
in früheren Jahren nicht
in der Lage war,
in die Säule 3a einzuzahlen, soll das später nachholen können. Die höheren Einzahlungen sollen vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden können. Das ist die Forderung einer Motion von Erich Ettlin (CVP/OW), die der Ständerat mit 20 zu 13 Stimmen angenommen hat. Sozialminister Alain Berset erinnerte daran, dass nur 13 Prozent der Steuerpflichtigen den heute geltenden Maximalbetrag von 6826 Franken aufbringen können. "Ich gehe davon aus, dass das nicht die ärmsten Leute sind", sagte er.
BEHANDLUNGEN: Die Behandlung von chronisch Kranken soll besser gesteuert und koordiniert werden. Das verlangt das Parlament. Der Ständerat hat oppositionslos eine Motion aus dem Nationalrat angenommen. Der Bundesrat ist bereit, entsprechende Programme künftig durch die Krankenkassen vergüten zu lassen. Die Forderung stammt von der nationalrätlichen Gesundheitskommission. Diese verlangt, dass die Krankenkassen die Leistungen von Programmen zur Patientensteuerung übernehmen müssen. Bedingungen wären, dass die Programme auf eine bestimmte Patientengruppe beschränkt sind, dass sie zur Effizienz- und Qualitätssteigerung beitragen und dass sie zwischen Ärzten und Spitälern einerseits und den Kassen andererseits vereinbart wurden.
SPITAL: Das Parlament greift bei den Tarifen für stationäre Wahlbehandlungen
in ausserkantonalen Spitälern ein. Es verlangt, dass der maximale Tarif der Spitalliste des Wohnkantons vergütet wird, höchstens aber der Tarif des Standortspitals. Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat eine Motion mit dieser Forderung angenommen. Der Vorstoss stammt von der Gesundheitskommission des Nationalrats. Ihrer Meinung nach läuft bei der 2012 eingeführten freien Spitalwahl noch nicht alles rund. So wenden einige Kantone zu tiefe Tarife an. Dem soll nun ein Riegel geschoben werden.
HEPATITIS: Programme zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sollen auch auf Hepatitis abzielen. Das fordert der Ständerat. Er hat oppositionslos eine Motion von Damian Müller (FDP/LU) angenommen. Hepatitis B und C verursachten eine hohe Belastung für das Gesundheitswesen, sagte Müller. Über 200 Personen würden jedes Jahr an einer viralen Hepatitis sterben. Dies, obwohl vor Hepatitis B eine Impfung schütze und Hepatitis C heilbar sei. Die Forderung entspricht den Plänen des Bundesrates, der sich für die Annahme der Motion aussprach.
MEDIKAMENTE: Bei der Festsetzung von Medikamenten sollen auch die Kosten für das gesamte Gesundheitssystem berücksichtigt werden können. Das verlangt der Ständerat. Er hat eine Motion mit dieser Forderung oppositionslos angenommen. Der Vorstoss stammt vom Urner FDP-Ständerat Josef Dittli. Bei der Neuzulassung innovativer Medikamente gebe es heute extrem hohe Preisforderungen, sagte er. Finde zusätzlich eine Indikations- und Mengenausweitung statt, fehle ein Mechanismus zur Eindämmung der Kosten. Gesundheitsminister Alain Berset anerkannte den Handlungsbedarf und kündigte Vorschläge an.
FAMILIEN: Einen Tag nach der grossen Vaterschaftsurlaubs-Debatte im Nationalrat stand das Thema schon wieder auf der Traktandenliste, dieses Mal im Ständerat. Es ging um das Elternzeitmodell der FDP. Der Aargauer FDP-Ständerat Philipp Müller forderte einen Elternurlaub von 16 Wochen, wobei acht Wochen für die Mutter reserviert gewesen wären und weitere acht Wochen frei unter den Eltern aufgeteilt worden wären. Müller sprach vom "Startschuss für eine moderne Lösung". Die Mehrheit des Ständerats wollte die Diskussion über die Elternzeit aber nicht präjudizieren. Sozialminister Alain Berset wies zudem darauf hin, dass diese Lösung gegen internationales Recht verstossen würde.
ANTISEMITISMUS: Der Bundesrat muss dem Parlament einen Bericht zur Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) vorlegen. Der Ständerat hat im Einverständnis mit dem Bundesrat ein Postulat von Paul Rechsteiner (SP/SG) angenommen. Mittlerweile hätten viele europäische Länder die Definition übernommen, stellte Rechsteiner fest. Antisemitismus gebe es immer noch, auch
in der Schweiz. Ein Ja zum Postulat wäre ein wichtiges Zeichen - auch gegen andere Formen von Diskriminierung, Hetze und Rassismus. Bundesrat Alain Berset stellte fest, der geforderte Bericht könnte als Basis für Diskussionen und Massnahmen dienen.
URBANISIERUNG: Der Bundesrat muss
in einem Bericht aufzuzeigen, wie sich die fortschreitende Urbanisierung auf das kulturelle Angebot und die Kulturförderung
in der Schweiz auswirken. Der Ständerat hat ein Postulat von Hans Stöckli (SP/BE) oppositionslos angenommen. Der Bericht soll einen Überblick über die Entwicklungen
in den letzten Jahren geben und aufzeigen, welchen Beitrag die Kulturförderung leisten kann, um den Austausch zwischen den unterschiedlichen Funktionalräumen zu verbessern und dabei gleichzeitig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zu bewahren. Der Bundesrat stellte sich nicht gegen das Postulat.
BESCHAFFUNGEN: Der Ständerat will gemeinwirtschaftliche Leistungen von Spitälern wie etwa Forschung oder universitäre Lehre nicht dem Beschaffungsrecht unterstellen. Er hat eine Motion der SVP, die der Nationalrat angenommen hatte, ohne Gegenstimme abgelehnt. Es handle sich um Millionenzahlungen, die heute
in grösster Intransparenz und freihändig geschähen, begründete SVP-Nationalrätin Verena Herzog (TG) ihre Motion. Gesundheitsminister Alain Berset erinnerte im Ständerat daran, dass die Gesundheitsversorgung Sache der Kantone sei. Der Bund habe
in der Frage keine Regelungskompetenz.
KINDERRECHTE: Der Ständerat hat noch nicht entschieden, ob eine Ombudsstelle für Kinderrechte geschaffen werden soll oder nicht. Er beschloss, eine Motion von Ruedi Noser (FDP/ZH) an seine Kommission zurückzuschicken. Der Rat nahm einen entsprechenden Ordnungsantrag an. Die Kommission soll das Anliegen noch einmal prüfen, und zwar im Zusammenhang mit der geplanten Schaffung einer nationalen Menschenrechtsinstitution. Noser fordert eine von der Verwaltung unabhängige Ombudsstelle, die allen Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre aus der ganzen Schweiz sowie ihnen nahestehenden Personen niederschwellig zugänglich sein soll. Ihre Aufgabe wäre es, Kinder bezüglich ihrer Rechte zu informieren und zu beraten und so für sie den Zugang zur Justiz sicherzustellen.
SPRACHAUSTAUSCH: Der Ständerat will den Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften nicht mit zusätzlichen Geldern fördern. Er hat eine Motion von Nationalrätin Géraldine Marchand (CVP/VS) oppositionslos abgelehnt. Diese wollte den Bundesrat beauftragen,
in der Kulturbotschaft den Kredit für den Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften im Rahmen des schweizerischen Bildungssystems zu erhöhen. Die vorberatende Ständeratskommission und der Bundesrat stellten sich dagegen. Kulturminister Alain Berset wies darauf hin, dass der Beitrag
in der Kulturbotschaft
in der Zwischenzeit bereits erhöht worden sei. Die Motion ist vom Tisch.
KANTONSVERFASSUNGEN: Der Ständerat hat die geänderten Verfassungen von drei Kantonen oppositionslos genehmigt. Er kam wie der Bundesrat zum Schuss, dass die Verfassungsänderungen dem Bundesrecht nicht widersprechen.
In diesem Fall werden sie gewährleistet. Im Kanton Uri betrifft die Verfassungsänderung die Gerichtsorganisation. Im Kanton Basel-Landschaft geht es um die Wahl der Zivilkreisgerichte. Neu werden diese nicht vom Volk, sondern vom Landrat gewählt. Im Kanton Aargau erhalten Auslandschweizerinnen und -schweizer das Wahlrecht für die Ständeratswahlen. Über die geänderten Kantonsverfassungen muss noch der Nationalrat entscheiden.