Der Nationalrat in Kürze
Bern (sda) -
EHE: Homosexuelle Paare sollen in der Schweiz künftig die Ehe eingehen können. Der Nationalrat hat am Mittwoch die Debatte über die "Ehe für alle" aufgenommen. Die Rede war von einem "historischen Schritt". Alle Fraktionen mit Ausnahme der SVP sprachen sich für die Änderung des Eherechts aus. Ein Entscheid ist aber noch nicht gefallen, weil die Debatte wegen Zeitmangels abgebrochen werden musste. Sie wird voraussichtlich nächste Woche fortgesetzt. Zu reden geben dürfte dabei der Zugang zur Samenspende für lesbische Ehepaare. Heute können gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft eintragen lassen, was aber nicht mit den gleichen Rechten und Pflichten verbunden ist wie die Ehe. Diese ist heute Mann und Frau vorbehalten.
CORONA-KREDITE: Zur Bewältigung der Corona-Krise hat der Nationalrat weitere 14,9 Milliarden Franken bewilligt. Der grösste Teil geht an die Arbeitslosenversicherung (ALV), welche die Kurzarbeitsentschädigungen finanziert. Zusätzliche Mittel fliessen auch in die internationale Hilfe, den Sport oder die Beschaffung von Impfstoffen. Die Kredite waren grundsätzlich unumstritten. Kürzungsanträge der SVP und Anträge der Linken für eine Aufstockung lehnte der Nationalrat ab. Schon in der Corona-Session von Anfang Mai hatte das Parlament ausserordentliche Ausgaben von rund 16 Milliarden Franken bewilligt. Stimmt auch der Ständerat zu, erhöhen sich diese auf rund 31 Milliarden. Der Bundesrat geht davon aus, dass sich das Defizit Ende Jahr auf 40 Milliarden Franken belaufen könnte.
AKTIENRECHT: Bei der Revision des Aktienrechts nähern sich die Räte einander an, doch es sind noch immer strittige Punkte offen. Differenzen bestehen etwa in den Fragen, ob Generalversammlungen im Ausland durchgeführt und Loyalitätsaktien ausgegeben werden dürfen. Der Nationalrat will Unternehmen erlauben, gewissen Aktionärinnen und Aktionären Vorzugsrechte zu gewähren. Er bleibt auch dabei, dass Unternehmen Aktienkapital in Fremdwährung führen können müssen, ergänzte jedoch stillschweigend, dass der Bundesrat die zulässigen Währungen festlegen muss. Mit einer Handvoll Differenzen geht die Vorlage wieder an den Ständerat.
BREXIT: Britinnen und Briten in der Schweiz und Schweizerinnen und Schweizer in Grossbritannien sollen nach dem Brexit ihre Rechte behalten können. Der Nationalrat hat ein Abkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien ohne Gegenstimme gutgeheissen. Es betrifft rund 34'500 Schweizerinnen und Schweizer sowie rund 43'000 Britinnen und Briten. Sie leben und arbeiten im Rahmen des Freizügigkeitsabkommens im jeweils anderen Land. Alle Fraktionen waren einverstanden, die se erworbenen Rechte dieser Menschen zu sichern. Nun ist der Ständerat am Zug.
HAFT: Der Nationalrat will verhindern, dass gefährliche Straftäter wegen einer Gesetzeslücke auf freien Fuss gesetzt werden müssen. Einstimmig hat er eine Gesetzesänderung gutgeheissen, die die Rechtsgrundlage für eine Sicherheitshaft bilden soll. Es handelt sich um ein einzelnes Element der Revision der Strafprozessordnung, die der Bundesrat dem Parlament vorgeschlagen hat. Die Rechtskommission löste die Sicherheitshaft heraus und brachte sie in einer eigenen Vorlage unter, um diese rasch behandeln zu können. Hintergrund ist ein Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs in Strassburg, das die heutige Rechtsgrundlage als ungenügend beurteilte.
GERICHT: National- und Ständerat sind sich einig, dass die Schweiz als Standort für internationale Schiedsgerichte gestärkt werden soll. Noch verbleibt eine Differenz bei der dafür nötigen Gesetzesänderung. Der Nationalrat hat beschlossen, dass Rechtsschriften auch in englischer Sprache eingereicht werden können. Der Ständerat lehnt das ab. Die Schiedsgerichtsbarkeit ist eine Alternative zur staatlichen Gerichtsbarkeit. Die Parteien vereinbaren im Vorfeld oder in einem konkreten Streitfall Sitz und Zusammensetzung sowie das massgebende Verfahrensrecht.
Der Ständerat in Kürze
Bern (sda) -
GÜTERVERKEHR: Das Parlament will für die Förderung des unbegleiteten alpenquerenden Schienengüterverkehrs deutlich mehr Geld ausgeben als der Bundesrat. Es entschied, anstatt 90 Millionen 385 Millionen Franken auszulegen und die Förderzeit zu verlängern. Nach dem Nationalrat beschloss am Mittwoch auch der Ständerat, die Unterstützung bis 2030 laufen zu lassen. Der Entscheid der kleinen Kammer fiel einstimmig. Die kleine Kammer folgte der Mehrheit seiner Verkehrskommission (KVF). Mit den Massnahmen soll das Verlagerungsziel von 650'000 alpenquerenden Fahrten näher kommen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Alpen auf knapp 900'000. Das gesetzliche Ziel wurde aber weiterhin klar verfehlt. Mit Blick auf die Zulaufstrecken der Neat beschloss das Parlament eine Motion für einen Staatsvertrag für eine linksrheinische Zulaufstrecke über französischen Boden. Es will den Bundesrat beauftragen, mit Frankreich und Belgien eine Alternativroute für den Güterverkehr voranzutreiben.
CORONAVIRUS - SCHWEIZ: Der Ständerat gibt grundsätzlich grünes Licht für den Einsatz der von Bund und den beiden ETH entwickelten Swiss-Covid-App. Er hat die dafür notwendige Gesetzesänderung mit 43 zu 1 Stimmen bei einer Enthaltung gutgeheissen. Gegenüber dem Entwurf des Bundesrats beschloss er drei Änderungen: Der Ständerat will kostenlose Corona-Tests für Personen, die eine Benachrichtigung der Swiss-Covid-App erhalten, weil sie sich zu lange nahe einer infizierten Person aufgehalten haben. Zudem wurde das Gesetz dahingehend ergänzt, wonach die App nachweislich aus dem veröffentlichten Quellcode erstellt worden sein muss. Zudem soll der Bundesrat die App nicht nur einstellen können, wenn es nicht mehr erforderlich ist, sondern auch, wenn sich das Hilfsmittel sich als ungenügend wirksam erweist. Der Nationalrat wird das Geschäft am kommenden Montag behandeln.
ENTEIGNUNGEN: Wenn Landwirte von Kulturland enteignet werden, erhalten sie künftig das Dreifache des Schätzpreises des Landes. Das Parlament hat dies im Rahmen der Revision des Enteignungsgesetzes beschlossen, um einem sorglosen Umgang mit Kulturland entgegenzuwirken. Der Ständerat hat die Vorlage bereinigt und für die Schlussabstimmung bereit gemacht. Offen war zuletzt noch die Frage, ob Mitglieder der Schätzungskommission mit 68 Jahren aus dem Amt ausscheiden sollen, wie es der Nationalrat fordert. Nach anfänglicher Ablehnung schwenkte der Ständerat auf die Linie des Nationalrats ein. Neu wird das Verfahren für die Enteignung zudem in Kombination mit dem Plangenehmigungsverfahren für das Werk, für welches Land enteignet werden soll, durchgeführt.
TIERSCHUTZ: Viele Schlachthöfe missachten die Vorschriften zum Schutz der Tiere beim Schlachten. Der Ständerat lehnt es dennoch ab, obligatorische Videoüberwachungen einzuführen. Ein solcher Eingriff wäre aus seiner Sicht unverhältnismässig. Die kleine Kammer hat eine Motion von Ständerat Daniel Jositsch (SP/ZH) abgelehnt - mit 32 zu 5 Stimmen bei 6 Enthaltungen. Der Vorstoss ist damit vom Tisch. Eine kürzlich publizierte Analyse des Bundes von 67 Schlachtanlagen ergab, dass in vielen Schlachtbetrieben, und insbesondere in jenen mit geringer Kapazität, die Kontrolle gänzlich fehlte oder nicht korrekt vorgenommen wurde. Darunter leiden vor allem Schweine: Bei der Elektrobetäubung von schweren Schweinen sei die Stromleistung nicht immer ausreichend gewesen, hiess es in der Studie.
EMPFANGSGEBÜHREN: Der Ständerat will explizit im Gesetz verankern, dass auch Unternehmen eine pauschale Entschädigung der unrechtmässig erhobenen Mehrwertsteuer auf den Radio- und Fernsehgebühren erhalten können. Er hat die Regelung des Bundesrats mit einem entsprechenden Passus ergänzt. Der Bund hatte die Mehrwertsteuer auf den Radio- und Fernsehempfangsgebühren jahrelang ohne Rechtsgrundlage erhoben. Nun sollen die Haushalte eine pauschale Vergütung von 50 Franken erhalten. Das war in der kleinen Kammer unbestritten. In der Gesamtabstimmung nahm der Ständerat die Vorlage einstimmig an. Das Bundesgesetz über die pauschale Vergütung der Mehrwertsteuer auf den Empfangsgebühren für Radio und Fernsehen geht nun an den Nationalrat.
BIENEN: Der Bundesrat soll rasch Massnahmen gegen das Bienen- und Insektensterben ergreifen. Das verlangt das Parlament. Die kleine Kammer hat als Zweitrat eine Motion des Aargauer alt BDP-Nationalrats und Imkers Bernhard Guhl angenommen. Mit dem in beiden Räten einstimmig gutgeheissenen Vorstoss wird der Bundesrat aufgefordert, sämtliche Empfehlungen des Nationalen Massnahmenplans zur Gesundheit der Bienen landesweit rasch und konsequent umzusetzen. Dabei soll der Bund eng mit den Kantonen zusammenarbeiten und zur Finanzierung beitragen. Der Bundesrat und die Verwaltung bekräftigten die Absicht, rasch mit vereinten Kräften wirkungsvoll zu handeln. "Es geht hier ums Lebendige", sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga.
UMWELT I: Der Bundesrat muss weitere Massnahmen gegen Littering ergreifen. Nach dem Nationalrat hat sich auch der Ständerat dafür ausgesprochen und einer Motion von Jacques Bourgeois (FDP/FR) stillschweigend zugestimmt. Bourgeois begründete seine Motion damit, dass noch immer Abfällen in grossem Stil weggeworfen würden. Die vorberatende Kommission nannte als mögliche Massnahmen etwa Sensibilisierungskampagnen für die Bevölkerung. Angesetzt werden solle aber auch bei der Produktion und Abgabe von Verpackungen. Der Bundesrat ist bereit, die Motion anzunehmen. Der Auftrag sei aber sehr vage formuliert, sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga.
UMWELT II: Das Parlament ist für ein Verbot oxo-abbaubarer Kunststoffe. Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat eine Motion mit diesem Anliegen oppositionslos angenommen. Auch der Bundesrat ist damit einverstanden. Die EU will diese Kunststoffe bis 2021 verbieten. Nun kommt auch in der Schweiz ein Verbot. Oxo-abbaubare Kunststoffe enthalten einen Oxidationszusatz, der dazu führt, dass der Kunststoff unter dem Einfluss von Licht oder Wärme schneller abgebaut wird als herkömmliche Kunststoffe. Dabei wird jedoch Mikroplastik freigesetzt. Dies belaste die Gewässer und den Boden und gelange in die Nahrungskette, schrieb Motionärin Isabelle Chevalley (GLP/VD).
UMWELT III: Das Parlament fordert, dass der Bund wenn möglich im Hoch-, Tief- und Strassenbau Recycling-Baustoffe verwendet. Der Ständerat nahm eine entsprechende Motion von alt Nationalrat Peter Schilliger (FDP/LU) an. Die Mehrheit will bestehende Potenziale besser ausschöpfen, wie Ständerat Martin Schmid (FDP/GR) im Namen der Umweltkommission sagte. Auch der Bundesrat zeigte sich mit dem Anliegen einverstanden. "Es ist ein guter Tag für die Umwelt heute", sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga mit Verweis auf verschiedene überwiesene Vorstösse im Umweltbereich.
ENERGIE: Die administrativen Arbeiten beim Bau einer Solaranlage sollen vereinfacht werden. Das Parlament beauftragt den Bundesrat, Massnahmen zu ergreifen, die den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Bewilligungsbehörden vereinfachen. Der Ständerat stimmte einer Motion des ehemaligen Nationalrats Philipp Hadorn (SP/SO) mit dieser Forderung oppositionslos zu. Die grosse Kammer hatte sich bereits in der Wintersession dafür ausgesprochen. Wer eine Fotovoltaikanlage bauen will, muss bei verschiedenen Behörden Formulare ausfüllen - etwa bei der Gemeinde für die Baubewilligung, bei Pronovo für Förderbeiträge oder beim Verteilnetzbetreiber für die Anschlussbewilligung. Die Angaben würden sich dabei zum Teil überschneiden, wurde kritisiert.
PARLAMENT: Die Überbrückungshilfe für nicht wiedergewählte oder zurückgetretene Parlamentsmitglieder sollen nicht abgeschafft werden. Der Ständerat lehnte die Diskussion über einen entsprechenden Gesetzesentwurf mit 31 zu 6 Stimmen bei 3 Enthaltungen ab. Es sei nicht allen Ratsmitgliedern möglich, neben der parlamentarischen Tätigkeit ein Einkommen zu erzielen, das nach einem plötzlichen Wegfall der Entschädigung für die Ratstätigkeit ein genügendes Auskommen sichere, sagte Kommissionssprecher Thomas Hefti (FDP/GL). Die Überbrückungshilfe können ehemalige Ratsmitglieder unter 65 Jahren in Anspruch nehmen, wenn sie nach Ausscheiden aus dem Parlament keinen gleichwertiges Einkommen erzielen können oder bedürftig sind. Das Geschäft geht zurück an den Nationalrat.
STRASSENVERKEHR: Die Kantone sollen mehr Einfluss darauf nehmen können, welche Gebiete von den Milliarden aus den Agglomerationsprogrammen profitieren, insbesondere in den Bergregionen. Der Ständerat hat einer entsprechenden Motion seiner Verkehrskommission zugestimmt. Die Agglomerationen seien nach geltendem Recht statisch und auf die Vergangenheit fixiert, sagte Kommissionssprecher Stefan Engler (CVP/GR). Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga sagte, die Agglomerationen entwickelten sich sehr schnell. Die in der Motion geforderte Anpassung sei sinnvoll. Verlangt wird unter anderem, dass die beitragsberechtigten Städte und Agglomerationen in den Verordnungen aufgeführt werden. Der Nationalrat muss noch über die Motion befinden.
LUFTRETTUNG: Die Luftrettung bei Krisen oder Katastrophen soll auch bei schlechtem Wetter möglich sein. Der Ständerat hat einstimmig eine Motion angenommen, die den Bundesrat damit beauftragen soll, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Finanzierung abschliessend zu klären. Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga wehrte sich gegen den Vorwurf, der Bund unternehme zu wenig für die Fertigstellung dieser Infrastruktur. Das Projekt zum Ausbau des Netzes werde voraussichtlich Ende dieses Jahres fertiggestellt; eine Umsetzung in den nächsten Jahren sei möglich. Der Nationalrat muss noch über die Motion befinden.
GESETZE: Abstimmungen wie jene zur AHV-Steuervorlage sollen weiterhin möglich sein. Der Ständerat lehnt es mit 28 zu 11 Stimmen ab, die Einheit der Materie bei Gesetzen als Erfordernis festzulegen. Diese ist dann gewahrt, wenn zwischen den einzelnen Teilen eines Erlasses ein sachlicher Zusammenhang besteht. Im schweizerischen System müsse es genügend Raum für die Kompromissfindung geben, sagte Kommissionssprecher Andrea Caroni (FDP/AR). Explizit verlangt wird die Einheit der Materie bereits für Verfassungsänderungen. Volksinitiativen, die den Grundsatz verletzen, sind ungültig. Hintergrund des Vorstosses von Thomas Minder (parteilos/SH) war das Gesetz zur Unternehmenssteuerreform und zur AHV-Finanzierung. Mit dem Nein des Ständerats ist das Geschäft vom Tisch.
STRASSENVERKEHR: Der Ständerat lehnt mildere Strafen für Verkehrsdelikte ab. Er hat sich gegen eine parlamentarische Initiative aus dem Nationalrat ausgesprochen, mit der die Sanktionen von "Via sicura" gelockert werden sollten. Mit dem Nein ist das Anliegen vom Tisch. Die Initiative des Waadtländer SVP-Nationalrats Jean-Pierre Grin verlangte mildere Strafen für leichte und mittelschwere Widerhandlungen gegen das Strassenverkehrsgesetz. Den fehlbaren Autofahrerinnen und Autofahrern sollte der entzogene Führerausweis früher zurückgegeben werden, wenn sie eine Nachschulung absolvieren.
FÜHRERAUSWEISE: Wenn die Polizei bei Fahrzeugkontrollen den Fahrer oder die Fahrerin kontrollieren, können sie via Fahndungssystem Ripol prüfen, ob der Person der Führerausweis entzogen worden ist. Der Ständerat lehnte stillschweigend eine Motion von alt Nationalrat Bernhard Guhl (BDP/AG) ab, mit welcher diese Prüfmöglichkeit auf automatische Kontrollsysteme - welche die Fahrzeugnummern erfassen -, ausgedehnt werden sollte. Gerade wegen des zunehmenden Carsharings würden die Fahrerin oder der Fahrer oft nicht mit der Halterin oder dem Halter des Fahrzeugs übereinstimmen, sagte Kommissionssprecher Hansjörg Knecht (SVP/AG). Dies würde zu vielen Fehlalarmen führen. Mit dem Nein des Ständerats ist die Motion vom Tisch.
BAHNVERKEHR: Der Bundesrat will den SBB nicht verbieten, in Verspätungsfällen einzelne Halte auszulassen. Zwar könne sie den Ärger von Bahnkunden nachvollziehen, wenn sich ein Zug nicht an den Fahrplan halte. Die operative Steuerung des Fernverkehrs liege aber in der Kompetenz der SBB, sagte Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga. Der Bundesrat sehe keinen Anlass, gegen die Praxis der SBB zu intervenieren. Anlass für die Diskussion war eine Interpellation von Thierry Burkart (FDP/AG). Er kritisierte die Praxis der SBB bei Verspätungen scharf. Unterstützung erhielt er von Benedikt Würth (CVP/SG). Dieser sprach von einer schleichenden Aushöhlung der Erfolgsprinzipien des Schweizer Bahnverkehrs.
UMWELT: Das Parlament plädiert für eine effiziente Integration erneuerbarer Energien in die Stromnetze. Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat eine Motion von alt Nationalrat Bernhard Guhl (BDP/AG) oppositionslos angenommen. Das Ziel des Motionärs ist, einen Anstieg der Netztarife aufgrund der Netzintegration der Fotovoltaik zu reduzieren. Der Bundesrat soll sich überlegen, mit welchen gesetzlichen Bestimmungen die Einspeiseleistung durch den Verteilnetzbetreiber bei Bedarf reduziert werden könnte. Der Vorstoss wurde vom Bundesrat unterstützt.
KRANKENKASSEN: Wer die Krankenkassenprämien nicht zahlt, soll nicht auf einer schwarzen Liste landen und nur im Notfall behandelt werden. Die Gesundheitskommission des Ständerats (SGK) hat eine Alternative zu diesen drastischen Massnahmen ausgearbeitet. Sie will diese Vorschläge bald in die Vernehmlassung schicken. Basis ist eine Standesinitiative aus dem Kanton Thurgau. Der Ständerat hat nun die Behandlungsfrist für dieses Geschäft um zwei Jahre bis zur Sommersession 2022 verlängert. Gleichzeitig hat er eine Motion aus dem Nationalrat stillschweigend abgelehnt, welche den geplanten Arbeiten zuwiderlaufen würde. Der Vorstoss ist damit vom Tisch.