​Doch befand sich das Sekretariat der Bundesversammlung bereits in einer Phase des Umbruchs. Auf die Parlamentsreform von 1991 folgten die «wilden Jahre» der Protokollführung in den parlamentarischen Kommissionen. Die bisher mehrheitlich nichtständigen Kommissionen, die jeweils nur gerade für ein einzelnes Geschäft eingesetzt worden waren, gehörten der Vergangenheit an. Neu gab es pro Rat neun ständige Legislativkommissionen. Dazu kamen die beiden bisherigen Kontrollkommissionen – die Finanzkommission und die Geschäftsprüfungskommission – sowie die Kommission für öffentliche Bauten.

 

Protokollierungsaufwand
Der rasante Anstieg der Arbeitsstunden in der Protokollierung: Innert sieben Jahren schnellte deren Zahl von 4 155 auf 16 764 hoch.
Grafik Ulrich Meyer

 

Die zwei Drittel der Protokolle, die bisher durch Angestellte der Departemente verfasst worden waren, übernahm nun auch der Protokollierungsdienst, der neu «Dienst für das Amtliche Bulletin» hiess. Somit mussten praktisch von einem Tag auf den andern dreimal so viele Sitzungen protokolliert werden. Im Laufe des Jahres 1991 wurden die damals vier Festangestellten durch nicht weniger als 31 im Auftragsverhältnis arbeitende Aushilfen ergänzt. Das Jahr 1992, das erste Jahr nach der Parlamentsreform, schloss mit total 10 490 Arbeitsstunden für die Protokollierung ab, was einer Steigerung um 65 Prozent entsprach.

In jener Zeit erfuhr die Kommissionsprotokollführung auch einige technische Verbesserungen: 1990 wurde ein neues Kassettentonbandgerät eingeführt; dieses hatte spezifische Funktionen zum Protokollieren von Kommissionssitzungen (Setzen von Marken, Aufnahmegeschwindigkeiten von 4,8 und 1,2 cm/s, Fusspedalsteuerung).

 

Was sie sagen, ergibt 15 000 Protokollseiten pro Jahr: eine Sitzung einer 25-köpfigen Kommission des Nationalrates im Parlamentsgebäude.
Foto Julia Brütsch, © Schweizerische Bundeskanzlei, Bern

 

In der Sommersession 1993 war die weltweit erste digitale Tonaufzeichnungsanlage in einem Parlament in Betrieb genommen worden. In der Wintersession 1999 wurde ein «integriertes Tonaufnahme-, Textverarbeitungs- und Publikationssystem» in Betrieb genommen. Dieses System, ebenfalls das weltweit erste seiner Art, war von zwei Informatikern in enger Zusammenarbeit mit den Benutzervertretern des Amtlichen Bulletins von Grund auf neu konzipiert worden. Es wurde später als «Verbalix Enterprise» kommerzialisiert. 2003 wurde ein Verbalix-System, das statt auf einem Server auf jedem Protokollführer-Notebook läuft, eingeführt. Dieses neue System – Verbalix Portable genannt –ermöglichte das Erstellen, Produzieren und Versenden der Kommissionsprotokolle mit zeitgemässen Informatikmitteln.

Heute verfassen rund vierzig festangestellte Personen die Sitzungsprotokolle der parlamentarischen Kommissionen.

 

Der Bildschirm von Verbalix Portable ist zweigeteilt: Links ist die Rednerliste sichtbar, rechts wird das Wesentliche der Rede zusammengefasst.